Darf für die schwäbische Brezel bei Kindern geworben werden?(Symbolbild) Foto: Roberto Bulgrin

Bundesernährungsminister Özdemir will an Kinder gerichtete Werbung für ungesunde Lebensmittel verbieten. Es könnte die womöglich zu salzige Brezel treffen. Konservative Kritik aus dem Schwabenland folgt prompt.

Kinder vor ungesundem Essen mit zu viel Zucker, Fett und Salz schützen – das ist erst einmal kein verwerfliches Vorhaben, das Cem Özdemir (Grüne) da plant. Seitdem die Pläne des Bundesernährungsministers bekannt geworden sind, arbeiten sich indes vor allem konservative Politiker und Lobbyisten an dem Thema ab. Sie wittern angebliches grünes Verbotsdenken.

Nun hat die Debatte einen schwäbischen Twist bekommen. Denn das anvisierte Verbot von an Kinder gerichteter Werbung für ungesunde Lebensmittel könnte ausgerechnet auch die schwäbische Brezel treffen – weil sie möglicherweise zu salzig ist.

Also genau das Gebäck, mit dem Özdemir in Bad Urach (Kreis Reutlingen) selbst aufgewachsen ist. Laut einer Sage soll die Brezel in dem Städtchen am Fuße der Schwäbischen Alb gar erfunden worden sein. Zudem sprach sich der Grünen-Politiker im vergangenen Jahr dafür aus, dass die Brezel zum Unesco-Kulturerbe werden sollte.

Der grüne Minister mit schwäbischen Wurzeln also im Konflikt zwischen gesunder Ernährung und schwäbischer Tradition? So will es zumindest Manuel Hagel, der CDU-Fraktionsvorsitzende im Landtag von Baden-Württemberg, auf X (ehemals Twitter), darstellen – und wettert sogleich dagegen: „Cem Özdemir behauptet, Kinder vor Junkfood schützen zu wollen – und meint damit Maultaschen und Brezeln“, schreibt er. „Es wäre ja noch schöner, wenn unsere Kinder unser schwäbisches Essen nicht mehr kennenlernen dürften! Bei dieser schrägen Verbotspolitik muss nachgebessert werden“, fordert Hagel.

Mediziner hingegen begrüßen Özdemirs Vorstoß. „Die Adipositas-Epidemie ist geradezu eskaliert“, warnte der Präsident des Bundesverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach. Aktuell gelten rund 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland als übergewichtig. „Werbeverbote und die Förderung einer gesunden Ernährung sind daher wichtiger denn je.“ Ähnlich äußerte sich auch die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin.

Das Bundesernährungsministerium reagierte auf die Kritik gegenüber dem „SWR“ und betonte, Özdemir sei „ein Fan der Brezel und hat sich dafür ausgesprochen, die Tradition des handwerklichen Brezelbackens als immaterielles Kulturerbe anzuerkennen.“ Werbung für Nahrungsmittel mit zu viel Zucker, Salz und Fett solle nicht verboten werden, „solange sich die Werbung nicht an Kinder richtet.“ Man könne nicht von einem Brezel-Werbeverbot sprechen.