Ursula von der Leyen möchte gerne EU-Kommissionschef bleiben. Darauf arbeitet sie seit Monaten gezielt hin. Foto: AFP/IAN LANGSDON

Ursula von der Leyen will noch einmal zur Chefin der EU-Kommission gewählt werden. Dafür wirft sie auch eigene Prinzipien über Bord, kommentiert unser Brüssel-Korrespondent Knut Krohn.

Ursula von der Leyen kennt sich bestens aus im politischen Machtapparat. Sie bekleidete mehrere Ämter als Ministerin und hat auf diesem Weg immer wieder bewiesen, dass sie eine Meisterin des Krisenmanagements ist – auch in eigener Sache. Als EU-Kommissionschefin hat sie zudem großes Talent darin gezeigt, unterschiedliche Erwartungen auszutarieren, was ihr viel Respekt auch bei der politischen Konkurrenz eingebracht hat.

Mit Akribie auf dem Weg zur Macht

Mit der ihr eigenen Akribie arbeitet die konservative Deutsche nun an ihrer Wiederwahl, und offenbart dabei, wie groß ihr Wille zur Macht ist. So pries sie den Green Deal immer wieder als „Herzensangelegenheit“. Doch nun scheint es Ursula von der Leyen auf der Suche nach den nötigen Mehrheiten wenig Probleme zu bereiten, zentrale Projekte beim Umbau Europas zum klimaneutralen Kontinent ziemlich rücksichtslos über Bord zu werfen. Zu groß war der Gegenwind aus der eigenen Parteienfamilie geworden. Damit steigt auch die Gefahr, bei der Kandidatenkür durchzufallen.

Die Welt hat sich radikal verändert

Natürlich hat Ursula von der Leyen gute Argumente auf ihrer Seite, denn die Welt hat sich in den vergangenen Jahren radikal verändert. Die Eckpunkte des Green Deals wurden festgezurrt, als die verheerende Corona-Pandemie oder der blutige Krieg mitten in Europa undenkbar waren. So präsentiert sie sich nun als kühl kalkulierende Architektin des Machbaren. Die politische Konkurrenz wirft der Deutschen allerdings schlicht Prinzipienlosigkeit vor. Sie verfolge ein Projekt nur so lange, wie es ihrer eigenen Sache diene.