Die steuerlich veranlagte Erbmasse hat sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. Warum der Karlsruher Millionär Ralph Suikat von Taxmenow eine höhere Besteuerung fordert.
Stuttgart/Karlsruhe - In Baden-Württemberg war die Erbmasse, für die eine Steuer festgesetzt wurde, 2019 doppelt so hoch wie noch zehn Jahre zuvor. Sie betrug rund 6,3 Milliarden Euro. 2009 lag der Wert bei 3,5 Milliarden. Die festgesetzte Steuer darauf stieg im gleichen Zeitraum von 484 Millionen auf 874 Millionen. Das sind etwa 14 Prozent der Gesamtmasse. Das zeigt eine Auswertung des Statistischen Landesamtes für unsere Zeitung.
Zugleich sank die Zahl der Erbfälle von 31 000 auf rund 25 000. Es haben also weniger Menschen mehr vererbt: Betrug eine steuerpflichtige Erbschaft 2009 noch durchschnittlich 113 000 Euro, waren es zehn Jahre später rund 250 000 Euro.
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Die Gesamtsumme aller Erbschaften im Südwesten dürfte aber erheblich höher liegen. Denn die Finanzbehörden erfassen nur Erbschaften, für die auch eine Steuer veranlagt wird. „Insbesondere kleinere Erbschaften sind daher nur teilweise enthalten“, heißt es vom Landesamt. Dennoch passen die Zahlen zu Ergebnissen von Forschern, die sagen, dass in Deutschland immer mehr vererbt und verschenkt wird. Schätzungen gehen für die gesamte Bundesrepublik von 100 bis 300 Milliarden Euro jährlich aus, wobei der Staat zuletzt 8,6 Milliarden Euro an Erbschaftssteuern einnahm, rund eine Milliarde davon fiel in Baden-Württemberg an.
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Erbschaften verschärften die soziale Ungleichheit, sagte Jens Beckert, Direktor am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung, unserer Zeitung. Er schlägt vor, Erbschaften wie Einkommen zu behandeln und – unter Beibehaltung der bisher geltenden Freibeträge – genauso hoch zu versteuern.
„Erben ist keine Leistung“, sagt der Karlsruher IT-Unternehmer Ralph Suikat, der die Millionärsinitiative Taxmenow mitbegründet hat. Dabei fordern rund 40 Millionäre höhere Steuern und Abgaben für Vermögende. Eine Gefahr für den Wirtschaftsstandort Deutschland und Arbeitsplätze sieht der Mittelständler nicht. Er spricht sich für entsprechende Freibeträge aus.