Für Onur Deniz (rechts) sind seine Mitarbeiter wie Mike Copertino und Sinanovic nicht nur Kollegen, sondern auch Freunde. Foto: Jürgen Bach

Onur Deniz betreibt er bereits drei Lokalitäten. Erst vor wenigen Monaten hat er zwei Läden in Bietigheim-Bissingen eröffnet. Bald soll ein zusätzliches Restaurant folgen. Während die Branche über Personalmangel jammert, blickt er optimistisch in die Zukunft. Was ist das Erfolgsrezept des Quereinsteigers?

Onur Deniz hat gerade alle Hände voll zu tun. Erst vor wenigen Monaten hat er am Marktplatz in Bietigheim ein Restaurant eröffnet, direkt daneben betreibt er seit März ein Café. Gleichzeitig ist der Gastronom noch der Chef eines Lokals in Ludwigsburg. In Zeiten, in denen die Branche über sinkende Umsätze und fehlendes Personal klagt, ist der Bietigheimer auf Expansionskurs. Sein nächstes Gastroprojekt steht bereits in den Startlöchern.

Mit Anfang 30 hat Onur Deniz beruflich schon einiges erreicht. Dabei sah es ganz zu Beginn noch nicht danach aus. Nach dem Fachabitur nahm er ein Studium im Bereich Logistik auf, das er nach wenigen Semestern wieder abbrach. „Ich habe gemerkt, dass ich mit Menschen arbeiten will“, sagt er. Schon in der Schulzeit jobbte er als Kellner, später als Barkeeper. „Dabei habe ich viel gelernt“, erklärt Deniz. So viel, dass er es sich zutraute, sich ohne eine reguläre Ausbildung in der Gastronomie im Gaststättengewerbe selbstständig zu machen.

Gebäuden waren stark renovierungsbedürftig

Als ein Freund seine Hilfe in einer Shisha-Bar benötigte, entschied sich der ehemalige Student, die Bar zu übernehmen. Dann machte er sich gezielt auf die Suche nach einem eigenen Restaurant. Im November 2018 eröffnete er das „Viva“ in der Solitudestraße in Ludwigsburg.

Vor zwei Jahren kaufte die Familie Deniz das ehemalige Hotel und Restaurant Schiller sowie die benachbarte frühere Metzgerei am Marktplatz in Bietigheim. Die Gebäude waren stark renovierungsbedürftig. In seinem Kopf gab es anfangs noch keine klare Vision, was dort einmal alles entstehen sollte. Doch die Lage hatte es Onur Deniz angetan, der in Bietigheim-Bissingen geboren und in Ludwigsburg aufgewachsen ist. Zudem wollte der junge Gastronom eine dauerhafte Heimat für sich und seine Familie in seiner Geburtsstadt schaffen.

Italien in unterschiedlichen Facetten

Rund ein Jahr dauerten die Arbeiten in den zwei Gebäuden am Marktplatz. An der Statik hat sich seither nichts mehr geändert. Allerdings mussten die Außenfassaden und das Dach zwischenzeitlich noch erneuert werden. Die Räumlichkeiten des heutigen Cafés wurden kernsaniert, neue WC-Anlagen eingebaut. Auch im Hotel und Restaurant hat sich viel getan. Das komplette Inventar wurde ausgetauscht, Decken, Wände und Teile des Bodens modernisiert. „Meine Familie und ich haben vieles in Eigenleistung gemacht“, sagt Deniz.

Nun sind die Räume kaum wiederzuerkennen. Das Restaurant, das der Gastronom in Anlehnung an sein Lokal in Ludwigsburg „Vita“ getauft hat, greift Italien in unterschiedlichen Facetten auf. An den Wänden hängen beauftragte Kunstwerke, die etwa den Schauspieler Marlon Brando als Paten zeigen. Aus Italien importierte Tapeten, Kerzenleuchter und warmes Licht unterstreichen die mediterrane Note.

Die Küche ist ebenfalls ganz auf Italien abgestimmt. Sechs Monate hat das Vita-Team vor der Eröffnung am neapolitanischen Pizzateig gefeilt, um einen authentischen Geschmack zu erreichen. Neben einer großen Auswahl an Pizzen hat sich das Restaurant auf Pasta und andere italienische Speisen spezialisiert. Auch nebenan im Café, das „Dolce Vita“ heißt, wird dieses Konzept optisch und kulinarisch konsequent verfolgt. Dort gibt es Kuchen, gefüllte Croissants, Eis und andere Süßspeisen. Für Feste und Feiern steht außerdem der Gewölbekeller zur Verfügung. Den Hotelbereich hat die Familie allerdings vermietet.

Nächste Neueröffnung in zwei Monaten

In zwei Monaten steht für Onur Deniz die nächste Neueröffnung in Bietigheim-Bissingen an. In der Freiberger Straße, in der Nähe des Bahnhofs, möchte der Gastronom mit einem Geschäftspartner das zweite „Viva“ eröffnen. Wie beim gleichnamigen Restaurant in Ludwigsburg soll es dort vor allem Steaks, Burger und Cocktails geben. An der Idee, ein weiteres „Viva“ zu betreiben, arbeitet er bereits seit einer Weile, verrät Deniz.

Nicht nur Mitarbeiter, sondern auch Freunde

Nach den Einschränkungen während der Pandemie mussten etliche Kollegen ums Überleben kämpfen. Nun klagen viele in der Branche über Personalmangel. Dieses Problem kennt Onur Deniz nicht. Er hat die Leute, die er fürs „Vita“ und „Dolce Vita“ benötigt, bereits im vergangenen Jahr eingestellt. Der Gastronom legte viel Wert darauf, sein Team richtig einzuarbeiten. Darüber hinaus ist es ihm wichtig, ein freundschaftliches Verhältnis zu seinen Mitarbeitern zu pflegen. „Menschlich muss es passen“, meint Deniz. Vielleicht falle es ihm besonders leicht, weil er mit Anfang 30 ähnlich jung wie sein Team ist. „Vielleicht habe ich auch einfach Glück“, sagt er in Bezug auf seine Mitarbeiter.

Dankbar ist er auch, dass er in den ersten Monaten bereits viele Gäste empfangen konnte. Sorge bereiten dem Bietigheimer hingegen die steigenden Kosten für Lebensmittel und Energie. Um auch weniger zahlungskräftige Gäste bewirten zu können, sind auf der Karte des „Vita“ auch günstigere Gerichte zu finden. Hauptspeisen sind schon ab 10 Euro zu haben.

Geöffnet an sechs Tagen

Restaurant
 Pizza, Pasta und andere italienische Speisen serviert das Team im „Vita“ Marktplatz 5 beim Mittagstisch „Menú del Giorno“: immer montags, mittwochs, donnerstags und freitags von 11.30 bis 14.30 Uhr. An diesen Tagen hat das Restaurants zudem ab 17 Uhr geöffnet. Samstags und sonntags ist es von 14 Uhr an durchgängig bis in die Nacht geöffnet. Dienstags ist dort geschlossen. Das Restaurant bietet drinnen 70 Sitzplätze sowie 50 weitere auf der Terrasse. Reservierungen sind sowohl telefonisch unter 0 71 42 / 7 09 35 45 als auch über die Website www.vita-bietigheim.de möglich. Die Speisekarte ist ebenfalls online zu finden.

Café
 Kuchen, Eis und weitere italienische Spezialitäten gibt es im „Dolce Vita“ mittwochs bis montags von 11 bis 22 Uhr. Dienstags ist dort ebenfalls Ruhetag. Im Café gibt es rund 30 Sitzplätze, draußen etwa 20.