Wer hat es auf die S-Bahn der Linie 4 abgesehen? Foto: dpa/Tom Weller

E-Roller, Pedelecs und eine Holzplatte sind in den vergangenen Tagen zwischen den Haltestellen Favoritepark und Freiberg am Neckar auf dem Gleis abgelegt worden – nun wurde eine S-Bahn offenbar mit einem Stein beworfen, wobei eine Tür beschädigt wurde.

Ist es immer derselbe Täter? Oder gibt es inzwischen Trittbrettfahrer? Fest steht: Seit vergangenem Mittwoch gab es jeden Abend eine gegen die in Richtung Freiberg fahrende S-Bahnlinie 4 gerichtete Attacke.

Begonnen hatte alles am 5. Oktober, als die Bahn gegen 20.30 Uhr einen in der Nähe des Halts Favoritepark auf den Gleisen abgestellten E-Roller überfuhr. Auch am Folgetag meldete ein Lokführer, er habe einen Roller auf den Gleisen gesehen und überfahren, die Bundespolizei fand aber keine Überreste. Dann war Pause – bis zum 11. Oktober: Da überfuhr die S-Bahn gegen 19.30 Uhr ebenfalls beim Favoritepark ein E-Bike und musste anschließend evakuiert werden. Am 12. Oktober waren es gegen 21 Uhr ein E-Roller und ein Pedelec, am 13. ein Fahrrad, am 14. wieder ein E-Roller, am 15. Oktober lag eine Holzplatte in der Nähe des Freiberger Bahnhofs – und am 16. Oktober wurde die S 4 gegen 19.40 Uhr auf dem Streckenabschnitt nun wohl mit einem Stein beworfen und die Scheibe einer Tür beschädigt.

Bis zu zehn Jahre Haft

Glücklicherweise wurde bei den Unfällen niemand verletzt. Ein Kavaliersdelikt sind solche Attacken aber nicht. Es handelt sich um gefährliche Eingriffe in den Bahnverkehr, die mit Haft zwischen sechs Monaten und zehn Jahren geahndet werden können. Und angesichts der Häufung ist nicht davon auszugehen, dass ein Gericht Milde walten lässt.

Ein Bahnsprecher betont, das mutwillige Ablegen von Gegenständen im Gleisbereich sei nicht nur für den oder die Täter lebensgefährlich, sondern gefährde auch die Sicherheit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Fahrgästen. Auch die Bundespolizei warnt, dass Hindernisse auf den Schienen einen Zug zum Entgleisen bringen können.

Ermittlungen laufen auf Hochtouren

Die Bundespolizei hat mit Streifen in dem betroffenen Gebiet reagiert, bislang allerdings noch ohne Erfolg. Und auch die Tatsache, dass die E-Roller und Pedelecs allesamt Leihfahrzeuge sind, die mittels einer App oder einer Polygo-Abokarte gefahren werden können, hilft nicht weiter. Denn man kann beide, wenn auch nur mühsam schiebend, auch ohne App fortbewegen und so auf den Gleisen deponieren, sodass eine Zurückverfolgung zum Entleiher nichts bringt.

Insgesamt halten sich sowohl die Deutsche Bahn als auch die Bundespolizei in dieser Sache sehr bedeckt. Sicherheitskonzepte hätten nur Erfolg, so der Bahnsprecher, wenn Details öffentlich nicht bekannt seien und damit Ermittlungen der Polizeibehörde nicht beeinträchtigt würden. Auf die Frage, ob die Lokführerinnen und Lokführer in diesem Streckenabschnitt die Geschwindigkeit nun drosseln müssten, entgegnete er lediglich, diese seien „beim Fahren angehalten, die Strecken jederzeit aufmerksam zu beobachten“. Von Fahrgastseite ist jedoch zu hören, dass dort aktuell nur mit 20 bis 30 Stundenkilometern gefahren wird und die Fahrgäste darüber auch per Durchsage informiert werden.