Italienische Köstlichkeiten auf der größten Eismesse der Welt in Rimini Foto: Gerhard Bläske

Bei der SIGEP – The Dolce World Expo – der Eisspezialisten in Rimini haben Hersteller in diesem Jahr mit äußerst kreativen und geschmacklich oft ausgewogenen Kreationen auf sich aufmerksam gemacht. China, Japan, Taiwan oder Südkorea gelten als Zukunftsmärkte.

Eis ist in den Augen der meisten Deutschen mit Sommer, Sonne und Italien verbunden. In der Tat ist Italien führend bei der Produktion handwerklich hergestellter Eisspezialitäten, der Fertigung von Maschinen für professionelle Produktion und bei den Zutaten. Kein Wunder, dass die weltgrößte Messe für Eisspezialitäten, Backwaren und Kaffee, die Dolce World Expo, im Urlaubsort Rimini stattfindet.

Der internationale Besucherandrang war enorm. Eis liegt weltweit im Trend. Als Zukunftsmarkt sieht die Branche vor allem Asien an. China, Japan, Taiwan oder Südkorea sind nicht nur als Märkte interessant. Bei der Dolce World Expo der Eisspezialisten haben sie in diesem Jahr mit äußerst kreativen und geschmacklich oft ausgewogenen Kreationen auf sich aufmerksam gemacht. Und in Argentinien und Brasilien, wo viele italienische Auswanderer leben, besteht eine lange Eistradition. In reifen Märkten wie Europa oder Amerika geht der Trend immer stärker Richtung Ingredienzen ohne Zusatzstoffe, laktose- und glutenfreies Eis, zuckerfrei oder -reduzierte Produkte, Soja oder Früchten aus biologischem Anbau. Vegane Eissorten repräsentieren einen einstelligen Prozentsatz des Marktes.

Keine künstlichen Aromen

„Ich habe schon immer nur natürliche Rohstoffe ohne künstliche Aromen benutzt und stelle schon seit 15 Jahren nach bio-dynamischen Grundsätzen her“, sagt Sergio Dondoli. Der Eismacher, der eine legendäre Gelateria im toskanischen San Gimignano betreibt, ist in Italien ein Star, der zweimal den Eis-Weltcup gewann. Dondoli hat viele Jahre in Deutschland gelebt und betreibt auch eine Gelateria in Paris.

Die italienische Eisbranche kommt auf einen Umsatz von vier Milliarden Euro. Davon entfallen etwa 1,1 Milliarden Euro auf die Zutaten und 650 Millionen Euro auf die Hersteller von Maschinen für die professionelle Produktion. Marktführer ist Carpigiani aus Bologna mit einem Umsatz von 227 Millionen Euro. Die Zuwachsraten sind laut Unternehmenschef Federico Tassi prozentual zweistellig. Italien trägt dazu nur zwölf Millionen Euro bei, Deutschland sechs Millionen Euro. Wichtigster Markt sind die USA mit einem Umsatzvolumen von 30 Millionen Euro, das bis 2030 auf 70 bis 80 Millionen Euro wachsen könnte, glaubt der Unternehmenschef. Carpigiani produziert auch in den USA und in China. Das Unternehmen gehört seit 1989 zur Aligroup, einer Holding mit einem Umsatz von acht Milliarden Euro. Tassi setzt auf Innovationen und immer wartungsfreiere Maschinen.

In Italien wird handwerklich hergestelltes Eis in 9300 Gelaterien, 12 000 Pasticcerien und 18 000 Bars angeboten. Zum Vergleich: In Deutschland sind es etwa 7000 bis 9000 Verkaufspunkte. Eismacher wie Dondoli, der seit vielen Jahren in Italien lebende Deutsche Ernst Knam oder Giancarlo Timballo, Präsident des Gelato World Cup, haben Kultstatus im Land. „Das Made in Italy ist für uns ganz zentral“, sagt Francesco Fattori, Chef der Gruppe Casa Optima mit Sitz in San Clemente bei Rimini, die mit diversen Marken wie Mec3, Pernigotti Maestri Gelatieri und Giuso der Weltmarktführer auf dem Markt für hochwertige Eiszutaten wie Fior di Latte (Milchcreme), Pistazien, Haselnüsse und Variegato „überwiegend aus Italien“ ist.

Milliardenumsatz

250 Millionen Euro hat das Unternehmen 2023 umgesetzt „und wir wachsen auch 2024 stark“, sagt er. Fattori sieht Eis als ein gesundes und qualitativ hochwertiges Produkt an, das trotz Preiserhöhungen im Vergleich etwa zu Schoko-Riegeln und Snacks preiswert geblieben sei. Die Gruppe setzt auf Partnerschaften etwa mit Pokemon oder Baileys, um neue Geschmacksrichtungen zu entwickeln, aber auch auf Eis als Aperitif, etwa in Geschmacksrichtungen wie Thunfisch, Avocado oder Parmesan.

Gelaterien zählen zur Außer-Haus-Gastronomie, die wegen des stark gestiegenen Anteils von Homeoffice-Arbeitnehmern und der schlechten Konsumstimmung in Ländern wie Großbritannien und Deutschland mit Problemen kämpft. Die gesamte Außer-Haus-Gastronomie kam nach Angaben von Jochen Pinsker, Industry Advisor Foodservice Europe beim Marktforschungsinstitut Circana, 2023 in den Ländern Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien auf einen Umsatz von 321 Milliarden Euro. Bei den Pro-Kopf-Ausgaben liegen die Deutschen mit etwa 1000 Euro im Jahr hinter Italien oder Spanien. In den Eisdielen gaben die Deutschen 2023 fast 1,7 Milliarden Euro aus.