Mahir Kizilbel findet seinen Eisburger zum Reinbeißen gut. Foto: Werner Kuhnle

Zwei Kugeln Eis in einem Briochebrötchen. Der Murrer Mahir Kizilbel möchte mit seinem Burger das Herz der Schwaben erobern. In Sizilien isst man die Spezialität zum Frühstück.

Eisburger? Im Ernst? Mahir Kizilbel lacht. Die Verwunderung des Gegenübers amüsiert den 47-Jährigen. Wobei – ein klein bisschen hat er auch mit ihr gerechnet. Schließlich kennen nicht viele Schwaben die sizilianische Spezialität, die er selbst in einem Urlaub vor einigen Jahren lieben gelernt hat. „In Sizilien frühstückt man nicht wie hier bei uns“, erzählt Kizilbel. „Dort isst man Granita, also Halbgefrorenes, mit einem süßen Brioche.“ Die ungewöhnliche Kombination begeisterte den Schwaben, der seit zwölf Jahren am Murrer Dorfplatz das Eiscafé und Ristorante Mille Miglia betreibt. Auch im Ludwigsburger Unverpacktladen gibt’s das Eis aus Murr.

Eine Sauerei gibt es wider Erwarten nicht

Doch wie es oft ist. Der Alltag hat einen nach dem Urlaub schnell wieder und die kulinarische Entdeckung gerät in Vergessenheit. Zumindest eine Zeit lang. Oder eben bis man wieder dran erinnert wird. In einem Magazin stieß der 47-Jährige auf einen Bericht über die sizilianische Spezialität und entschied: Diese Saison gibt’s im Mille Miglia Eisburger.

Eine italienische Bäckerei produziert für Kizilbel die Brioche. Das Prinzip ist recht simpel: Das Brötchen wird aufgeschnitten und mit je zwei Kugeln Eis gefüllt. Deckel wieder drauf und los geht’s. Wer es üppiger mag, bekommt noch Sahne, Soße oder ein anderes Topping aufs Eis. „Man denkt im ersten Moment, dass es nicht funktionieren kann, weil das Eis aus dem Brötchen läuft und es eine Sauerei gibt, aber das ist nicht so. Man isst das Ganze wie einen Burger. Es funktioniert“, sagt Mahir – wohlwissend, dass er den meisten Gästen die neue Kreation, die es im Mille Miglia von Ostern an geben wird, sicher erklären muss.

Eis mit Gin und Orange ist der Renner

Aber genau das macht dem Gelatiere Spaß. Vegane Sorten gehören schon längst zum Repertoire und er probiert auch sonst immer wieder Neues aus. Vergangenes Jahr experimentierte er in seinem Eislabor mit Gin und brachte zum ersten Mal die Sorte Gin-Orange in die Theke. Mit der Neuheit traf er den Geschmack seiner Gäste. Neben den Klassikern Vanille, Schokolade und Stracciatella naschten sie im Sommer 2022 am liebsten von der neuen Kreation.

Ziemlich ungewöhnlich ist aber auch das Feige-Datteln-Balsamico-Eis, das Kizilbel immer wieder anbietet. Oder aber ein mit Salzbrezeln aromatisiertes Karamelleis. Die Kombination hat er eigens für ein Event der Erdmannhäuser Firma Huober ausprobiert – und für gut befunden. Bei den Stammkunden begehrt ist auch das Meloneneis, das es im Sommer nur vier Wochen lang gibt.

Convenience-Produkte sind tabu

Die Melonen dafür bezieht Kizilbel vom örtlichen Demeter Hofladen Sonneneck. Überhaupt ist dem Eismacher wichtig, möglichst viele regionale Produkte in Bio-Qualität zu verwenden. Die Milch kommt direkt vom Murrer Bühlerhof, das Karamell aus einer Manufaktur in Stuttgart, der Gin vom Weingut Krügele in Murr und der Cassis aus einer Manufaktur in Großsachsenheim. Geschmacksverstärker? Die sind tabu. Auch von Convenience-Produkten lässt er lieber die Finger. Die Basen fürs Eis stellt Kizilbel selbst aus Johannisbrotkernmehl, Guarkernmehl, Dextrose, Glukose, Magermilchpulver und Kristallzucker her. Apropos Zucker. „Die Leute wollen kein zu süßes Eis“, ist Kizilbel überzeugt. Deshalb hat sein Milcheis einen Zuckergehalt von maximal 25 Prozent.

Die Kugel kostet 1,50 Euro. So viel wie schon in der Saison 2022. „Natürlich bezahle auch ich mehr für meine Zutaten und habe höhere Energiekosten, aber mit den 1,50  Euro komme ich momentan hin. Die Leute müssen es ja auch bezahlen können und sollen wiederkommen“, sagt Kizilbel. In der Landeshauptstadt verlangen Kollegen teilweise bis zu zwei Euro für eine Kugel, aber das, findet der Murrer Gelatiere, sei „schon etwas gesponnen“. Den Eisburger in der klassischen Variante mit zwei Kugeln wird er für 5,40 Euro verkaufen. „Das ist wie eine kleine Mahlzeit.“