Der rund 350 Meter große Asteroid Apophis wird der Erde am 13. April 2029 sehr nahe kommen (3D-Konzeptdarstellung) Foto: © Nasa/ Jonathan Männel

Wiederholt haben Asteroiden die Erde getroffen – teils mit verheerenden Folgen. Nun halten Forscher gezielt nach solchen Objekten Ausschau. Doch wie kann man die Erde vor kosmischen Geschossen wie Apophis schützen? Und wie groß sind die Erfolgsaussichten?

Die Gefahr kommt aus den Tiefen des Weltalls. Ein massiver Gesteinsbrocken rast durch das Sonnensystem auf die Erde zu – auf Kollisionskurs. Ein Einschlag könnte  je nach Größe  Landstriche oder ganze Kontinente verwüsten - wie jener Asteroid, der vor rund 65 Millionen Jahren zum Aussterben der Dinosaurier führte.

Asteroiden-Einschlag auf der Erde?

Was im US-Kinohit „Armageddon“ und anderen Katastrophenfilmen wie Zukunftsmusik anmutet, ist in Wirklichkeit nicht nur Science-Fiction. Trotz cineastisch-dramaturgischer Zuspitzung ist ein Asteroiden-Einschlag auf der Erde gar nicht so abwegig. Um das Thema mehr in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken, hatte die Vollversammlung der Vereinten Nationen im Dezember 2016 den 30. Juni eines jeden Jahres zum „International Asteroid Day“ ausgerufen.

Das Datum markiert den Jahrestag des größten Asteroideneinschlags der jüngeren Geschichte: Am 30. Juni 1908 hatte ein Treffer in der Tunguska-Region in Sibirien rund 2000 Quadratkilometer unbewohntes Gebiet verwüstet. Der Asteroid hatte schätzungsweise einen Durchmesser von 30 bis 40 Metern.

In fünf Jahren, am 29. April 2029, wird der 350 Meter große Asteroid Apophis der Erde sehr nahe kommen (Symbolfoto). Foto: Imago/Pond5 Images

Sehr naher Vorbeiflug von Apophis am 13. April 2029

In fünf Jahren, exakt am 29. April 2029, wird der 350 Meter große Asteroid Apophis der Erde sehr nahe kommen. Forscher wollen diese Chance nutzen, um mehr über solche potenziell gefährlichen Himmelskörper zu erfahren. Ein Team aus Deutschland entwickelt derzeit Konzepte für einen Kleinsatelliten, der den Asteroiden bei seiner erdnahen Passage begleiten und erforschen soll.

Der Asteroid Apophis ist benannt nach dem ägyptischen Gott der Zerstörung. Lange befürchteten Astronomen, der Gesteinsbrocken könnte direkt auf der Erde einschlagen. Das Risiko wurde kurzzeitig auf 2,7 Prozent beziffert – zum ersten Mal überhaupt bei einem so großen Brocken.

Aufprall würde Fläche von der Größe Mitteleuropas verwüsten

Die Folgen eines solchen Treffers wären nicht auszudenken. „Allein der Einschlagskrater dürfte einen Durchmesser von einigen Kilometern haben, und die Wucht des Aufpralls könnte eine Fläche von der Größe Mitteleuropas verwüsten“, sagt Jonathan Männel von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU).

Doch zumindest in den nächsten 100 Jahren wird Apophis die Erde verschonen, wie Bahnberechnungen der amerikanischen Raumfahrtbehörde Nasa ergeben haben. Demnach wird der Asteroid uns zwar mehrfach nahe kommen, aber nicht unmittelbar einschlagen.

Was Forscher planen

Ein Team der Universität Würzburg um Hakan Kayal arbeitet derzeit im Rahmen Projekts NEAlight an drei verschiedenen Konzepten für Missionen mit Kleinsatelliten, die Asteroiden wie Apophis näher erkunden sollen.

  • Konzept 1: Die Experten konstruieren einen Kleinsatelliten, der Apophis zwei Monate lang auf seinem Weg zum erdnächsten Punkt und einige Wochen danach begleiten soll. Dies könnte es ermöglichen, die Veränderungen von Apophis fotografisch und mit verschiedenen Messungen zu dokumentieren.
So könnte ein Kleinsatellit zur Erforschung von Asteroid Apophis aussehen. Foto: © Satex-Team/Universität Würzburg
  • Konzept 2: Der Kleinsatellit wird als Teil der geplanten europäischen Ramses-Mission zu Apophis gebracht. Diese Mission sieht einen größeren Satelliten vor, bestückt mit Kleinsatelliten, Teleskopen und anderen Messinstrumenten, der Apophis beim Vorbeiflug an der Erde begleitet.
  • Konzept 3: Der von den Forschern gebaute Kleinsatellit fliegt am Asteroiden vorbei, wenn dieser der Erde am nächsten ist, und macht Fotos. Der Aufwand wäre relativ gering, die Beobachtungszeit allerdings nur kurz und der Erkenntnisgewinn insgesamt bescheiden.

Welche dieser Varianten am ehesten realisierbar, sinnvoll und bezahlbar  ist, werden Kayal und sein Team in den kommenden Monaten untersuchen. In einem Jahr sollen die Ergebnisse vorliegen.

Was sind Asteroiden?

Asteroiden sind Kleinplaneten – sogenannte Planetoide – mit einem Durchmesser von wenigen Metern bis zu mehreren hundert Kilometern, die sich um die Sonne bewegen, größer als Meteoroide und kleiner als Zwergplaneten sind.

Sie sind bei der Entstehung unseres Sonnensystems übrig gebliebene Brocken, die noch heute täglich Tonne um Tonne in die Erdatmosphäre rasen und als Sternschnuppen am Nachthimmel verglühen.

Asteroiden aus der Dunkelheit und den unendlichen Weiten des Weltalls sind potenzielle Killer für alles Leben auf der Erde. Schon ab einigen Metern Größe können sie immense Schäden anrichten.

Es gibt einige Vorschläge, um einen Asteroiden zu zerstören – von Sonnenspiegeln bis zu Wasserstoffbomben. Technisch oder finanziell umsetzbar sind die meisten davon allerdings nicht. Für die größeren Brocken setzen Experten auf einen kinetischen Impakt. Dabei soll eine Raumsonde quasi als Rammbock den kosmischen Gesteinsbrocken zerkleinern. Foto: Esa

Können Asteroiden der Menschheit gefährlich werden?

„Es gibt mehrmals die Woche einen Alarm, dass etwas die Möglichkeit hat, einzuschlagen“, sagt der Chef-Koordinator für die Asteroidenabwehr bei der europäischen Raumfahrtbehörde Esa, Richard Moissl. Aber: „Das Frühwarnsystem ist nicht öffentlich, weil es sehr viele Falschalarmierungen rausgibt.“ Diese entstünden unter anderem durch Messfehler. Dennoch werde jeder Alarm geprüft.

Unlängst gab es eine Warnung zum Asteroiden 2023 DW mit einem Durchmesser von rund 50 Metern mit einer Einschlagswahrscheinlichkeit im Jahr 2046.

Nach Angaben der Esa sind 21 443 Asteroiden mit einem Durchmesser von 100 Metern oder mehr bekannt, die irgendwann auf die Erdoberfläche aufschlagen oder in geringer Höhe in einem Feuerball explodieren könnten. Foto: Esa

Wie viele erdnahe Asteroiden gibt es?

Am Anfang gibt es Richard Moissl zufolge, der mit seinem Team in Frascati bei Rom arbeitet, immer große Unsicherheiten, wie sich die Bahn eines solchen kosmischen Brockens entwickelt. Im Fall etwa des Asteroiden 2023 DW, der am 26. Februar 2023 entdeckt wurde, gab es ein Fehlalarm. „Der wird an einem Valentinstag, am 14. Februar 2046, in knapp 4,3 Millionen Kilometern vorbeifliegen.“

Zusammen mit der US-Raumfahrtbehörde Nasa arbeiten die europäischen Wissenschaftler im Rahmen des AIDA-Programms (Asteroid Impact & Deflection Assessment) daran, Ablenkungsmanöver durch einen kinetischen Impaktor zu testen. Foto: Esa
Raumsonden sollen dabei mit der höchstmöglichen Geschwindigkeit den Asteroiden rammen und ihn so von seinem Kurs abbringen. Foto: Esa

Zurzeit seien rund 1,3 Millionen Asteroiden bekannt, erklärt Moissl. Gut 32 000 davon seien sogenannte erdnahe Objekte, von denen über 1000 wegen einer Einschlagsmöglichkeit auf einer Risikoliste geführt würden.

Grund zur Besorgnis besteht dem Asteroidenexperten Detlef Koschny von der Technischen Universität München aber nicht. Aktuell gebe es keine direkte Bedrohung. „Wir können also beruhigt schlafen gehen.“

Info: Abwehr von Asteroiden

Kinetischer Impakt
Sollte ein Asteroid Kurs auf die Erde nehmen, gibt es nur zwei realistische Strategien: ablenken oder zerstören. Es gibt einige Vorschläge – von Sonnenspiegeln bis zu Wasserstoffbomben. Technisch oder finanziell umsetzbar sind die meisten davon allerdings nicht. Realistischer ist der Einsatz von Einschlagprojektilen zur Bahnablenkung. Kinetischer Impakt heißen solche Objekte, die einem Asteroiden auf dem Weg zur Erde aktiv in den Weg gesetzt werden sollen. Die gemeinsame „Aida“-Mission von der europäischen Raumfahrtbehörde Esa und ihres US-Pendants Nasa, die der Asteroidenabwehr gilt, soll hierüber Erkenntnisse bringen.

Raumsonden
Beim Schutz vor Himmelskörpern sind die Weltraumbehörden einen deutlichen Schritt vorangekommen. So schoss die US-Raumfahrtbehörde Nasa im Oktober 2022 die Raumsonde Dart in einen Brocken des Doppel-Asteroiden Dimorphos und veränderte seine Laufbahn. Mit so einem kinetischen Impakt könnten künftig auch Gefahren für die Erde aus dem All abgewendet werden.