Ines Schmidt kümmert sich mit ihren Vorstandskollegen zum Beispiel um das Thema Altersarmut. Foto: Caroline Holowiecki

Die Filderstädter Ortsgruppe des Sozialverbands VdK feiert ihr 75-jähriges Bestehen. Ines Schmidt steht der knapp 500 Mitglieder starken Gruppe seit Kurzem vor.

Der VdK hat nicht ausgedient. Im Gegenteil: Er ist vielleicht wichtiger denn je. Denn gestiegene Lebensmittelpreise und Energiekosten treiben immer mehr Menschen an den Rand der Armut. Ines Schmidt ist Vorsitzende der knapp 500 Mitglieder umfassenden VdK-Ortsgruppe in Filderstadt und nimmt Stellung.

Frau Schmidt, seit 75 Jahren setzt sich der VdK für soziale Gerechtigkeit ein. Was kann sich der Verband auf die Fahnen schreiben?

Oh, sehr viel. Gegründet wurde er als Verein der Kriegsversehrten. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es sehr viele Menschen, die vertrieben worden oder geflohen sind, gerade auch aus den Ostblock-Bereichen. Die sind hier angekommen, und man musste denen in irgendeiner Weise helfen. Man musste gucken, dass sie Arbeit und eine Wohnung bekommen. Das zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte des VdK. Wie kann man es schaffen, Menschen, die es einfach ein bisschen schwerer haben im Leben, zu unterstützen? Sei’s in der Pflege, sei’s bei Formularen, die ja nicht immer ganz verständlich sind. Der VdK hat zum Beispiel angeregt, Pflegestützpunkte einzurichten. Im Landkreis Esslingen gibt es da einige, unter anderem in Filderstadt. Da können Menschen hin gehen und sich Beratung suchen. Der VdK bietet auch eine Rechtsberatung an.

Wo fangen Sie bei diesen vielen Themen eigentlich an?

Wir sind ein ganz neuer Vorstand. Wir haben uns schon gekümmert um das Thema Altersarmut. Da arbeiten wir mit dem Stadtseniorenrat zusammen. Was mich persönlich auch umtreibt, ist das, was Corona hervorgebracht hat – diese Einsamkeit, nicht nur im Alter, sondern bei allen Menschen. Menschen, die keine Familie haben oder bei denen die Familie ganz woanders wohnt, die trifft das sehr hart, gerade jetzt auch wieder. Dann gibt es hier in Filderstadt Probleme, was die Mobilität betrifft. Es gibt Fußwege, die sind schräg, manche Geschäfte sind mit Handicap noch nicht mal zu betreten. Waren Sie mal in der Stadtbücherei in Filderstadt? Da bekommen Sie die Tür gar nicht auf mit Rollator. Der Sozialstaat kümmert sich um das große Ganze, aber es sind auch diese Kleinigkeiten, die Menschen, die betroffen sind, sehr stark in ihrem Alltag einschränken. Auch die Digitalisierung ist für manche Menschen immer schwieriger. Man sieht oft Menschen am Fahrkartenautomaten, die gar nicht wissen, wie sie an ihr Ticket rankommen.

Das wohl dringendste Problem dürfte für viele Menschen die aktuelle Preisexplosion sein. Die Fildertafel etwa ist überlastet. Was kann der VdK vor Ort leisten?

Wir können auf die Themen aufmerksam machen. Gerade im Zusammenhang mit der Fildertafel regen wir immer wieder an zu spenden, weil sie aktuell nicht mehr so berücksichtigt wird. Die Supermärkte, die früher an die Tafel geliefert haben, liefern jetzt eher an die Flüchtlingshilfe ihre Lebensmittel. Andererseits haushalten sie auch besser mit ihren Lebensmitteln, dass gar nicht mehr so viel übrig bleibt. Wir sprechen das an und lenken ein Augenmerk dorthin. Ich denke, wenn man etwas allein tut, wird man nicht so gehört, als wenn man in der großen Masse etwas tut. Wenn viele Menschen mit dem Finger darauf zeigen, dann tut es irgendwann weh.

Der VdK ist Deutschlands größter Sozialverband. Bundesweit sind es nach eigenen Angaben 2,1 Millionen Mitglieder. In Baden-Württemberg gibt es demnach 256 000 Mitglieder und 35 Beratungsstellen. Der Verband ist unabhängig und finanziert sich über Mitgliedsbeiträge.