Der Unfall ereignete sich im Käthe-Kollwitz-Kindergarten. Laut der Polizei lief der Junge von außen durch die Terrassentür, die auf ihn fiel. Foto: Werner Kuhnle

Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hat Ermittlungen zum Unfall im Freiberger Käthe-Kollwitz-Kindergarten eingeleitet. Ein Junge war schwer verletzt worden. Es geht ihm schon besser.

Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hat Ermittlungen wegen fahrlässiger Körperverletzung eingeleitet, nachdem ein Fünfjähriger im Freiberger Käthe-Kollwitz-Kindergarten am vergangenen Freitag von einer herabfallenden Tür schwer verletzt worden war. Dem Jungen geht es laut Polizei besser, er sei am Mittwoch aus dem Krankenhaus entlassen worden. Viel spekuliert wird über den Zustand der Tür, die aus den Angeln brach. Ob die Stadt Freiberg als Kita-Trägerin eine Mitverantwortung für den Unfall trägt, dürfte ein wesentlicher Teil der polizeilichen Ermittlungen sein.

Die Stadtverwaltung der 16 000-Einwohner-Kommune gibt sich auf Anfrage immer noch zugeknöpft. Fragen zum Zustand der Tür und zur Reparatur nach dem Unfall beantwortet sie nicht. „Wir bemühen uns intensiv um eine Aufklärung des Vorfalls, müssen aber die Ermittlungen abwarten“, sagte Carmen Klink, Fachbereichsleiterin für die Hauptverwaltung, Kultur und Bildung in Freiberg. Die Verwaltung war am Dienstag in die Kritik geraten, weil der Vater eines anderen Kindergartenkindes eine missverständliche Formulierung im Elternbrief so deutete, dass die Stadt dem verletzten Jungen den Schaden der Türe anlastete. Die Stadtverwaltung entschuldigte sich inzwischen für den „unglücklich gewählten“ Wortlaut.

Der Junge erlitt beim Unfall wohl innere Blutungen

Ob der Junge bleibende Schäden davonträgt, stehe noch nicht fest, berichtet Patrick Tomschitz, der Vater des anderen Kindergartenkindes. Er stehe in enger Verbindung zur Familie des Buben und sei autorisiert worden, die Öffentlichkeit über dessen Verletzungen zu informieren. „Er erlitt durch den Aufprall der Tür innere Blutungen, sehr wahrscheinlich im Bereich des Kopfes.“ Die Verletzungen seien wohl anfangs sogar lebensbedrohlich gewesen, doch habe sich der Zustand des Kindes stabilisiert. Allerdings habe im Krankenhaus eine Magnetresonanztomografie (MRT) weitere schwere Verletzungen am Nacken zutage gefördert. „Die Ärzte sprachen von Rissen.“

Die Stadt hat im Frühsommer keine Schäden protokolliert

Das Bedauern der Freiberger Stadtverwaltung lässt Patrick Tomschitz nur zum Teil stehen. In einer E-Mail an Bürgermeister Dirk Schaible und Mandatsträger stellt der Freiberger am Mittwoch klar: „Es geht um Kinder, die über einen Zeitraum x einer potenziellen lebensgefährlichen Gefahr ausgesetzt waren.“ Im Elternbrief hatte die Stadt Freiberg nach dem Unfall kommuniziert, bei der Jahreshauptbegehung im Frühsommer seien keine Schäden protokolliert worden. Auch habe ein Fachbetrieb nach dem Unfall die Türen des Kindergartens geprüft und für in Ordnung befunden.

Eine Handgeste des Vaters wirkte bedrohlich

Die Polizei habe am Montag damit begonnen, die Umstände am Unglücksort zu untersuchen, teilt Yvonne Schächtele, Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Ludwigsburg, mit. Der Junge sei gegen 12.30 Uhr aus dem Außenbereich durch die Terrassentür in den Innenraum gekommen und dabei mutmaßlich gestolpert. Aus nicht geklärter Ursache habe sich die Terrassentür gelöst und sei auf den Jungen gefallen, der sich schwer verletzte. Die Polizei ermittle weiter.

Im Fokus steht nun aber auch der Vater des Jungen, bestätigt die Polizeisprecherin auf Nachfrage. Nach ersten Zeugenberichten habe der Mann sich durch eine Handgeste gegenüber einer Erzieherin möglicherweise einer Bedrohung schuldig gemacht. Dies sei dem Polizeibeamten bei ersten Ermittlungen vor Ort berichtet worden. „Wir sind gesetzlich verpflichtet, solche mutmaßlichen Straftaten der Staatsanwaltschaft zu melden“, sagt Yvonne Schächtele. Sie habe aber auch erfahren, dass die Erzieherin auf eine strafrechtliche Verfolgung verzichten würde und keine Angst um ihr Leben habe. Viel mehr hätte der Vater angesichts seines schwer verletzten Kindes wohl überreagiert. Nun müsse die Staatsanwaltschaft entscheiden, wie es weitergehen soll.