Der Käthe-Kollwitz-Kindergarten blieb nach dem Unfall zunächst geschlossen. Foto: Werner Kuhnle

Der Käthe-Kollwitz-Kindergarten in Freiberg steht unter Schock. Eine offenbar schwere Türe ist auf einen kleinen Jungen gefallen. Er liegt im Krankenhaus. Wie ist das passiert?

Wie konnte es dazu kommen? Diese Frage beschäftigt seit dem vergangenen Freitag viele Eltern, deren Kinder den Freiberger Käthe-Kollwitz-Kindergarten besuchen. An diesem Tag stürzte in der Mittagszeit eine Raumtrenner-Türe auf den kleinen Noah (Name geändert) und verletzte ihn so schwer am Kopf, dass er nach unbestätigten Informationen auf einer Intensivstation behandelt werden musste. Die Tür war aus den Angeln gebrochen.

Ein Vater erwartet eine lückenlose Aufklärung

Schwere Vorwürfe erhebt Patrick Tomschitz, dessen Tochter ebenfalls den Kindergarten besucht. Sie habe gesehen, dass die Tür auf den Jungen gefallen sei, ohne dass er übertrieben auf sie eingewirkt habe. Diese Beobachtung steht für Tomschitz im Widerspruch zur Darstellung der Stadt Freiberg, die in einem Brief an die Eltern mitteilte, dass Noah durch „eine von ihm selbst aufgestoßene und aus den Angeln gebrochene Tür“ schwer verletzt worden sei. Tomschitz, in einer Software-Einheit eines Betriebs für mehr als 20 Mitarbeiter verantwortlich, ist entsetzt darüber, dass durch diesen Satz der Junge beschuldigt werde – ohne dass zuvor gutachterlich geprüft worden sei, warum eine solch schwere Tür durch ein Kind aus den Angeln gebrochen sein soll. „Ich erwarte eine lückenlose Aufklärung, eine Entschuldigung beim Jungen und eine Beseitigung der Missstände.“

Der Vater äußert seinen Unmut in einem offenen Brief

Seinen Unmut über die Art und Weise des Umgangs artikuliert Patrick Tomschitz in einem offenen Brief, den er nicht nur an Bürgermeister Dirk Schaible richtet, sondern auch an Mandatsträger, Kommunalpolitiker und Rathauschefs der Nachbarschaft. Sauer stößt dem Vater auf, dass sofort eine Freiberger Firma gerufen worden sei, die eine Reparatur vorgenommen habe. Seines Wissens habe es schon vorher Probleme mit Türen in der Einrichtung gegeben. Tomschitz vermutet geschäftliche Beziehungen. Die Behauptung, Noah habe eine „laut Ihnen ordnungsgemäß fest verankerte, selbst für Erwachsene verhältnismäßig schwere Türe“ so aufgestoßen, „dass sie aus den Angeln bricht – und dabei entgegen jeglicher physikalischer Gesetze auch noch gegen die vermeintliche Stoßrichtung auf ihn stürzt“, sei eine Unverschämtheit sondergleichen gegenüber dem schwer verletzten Jungen.

Die Freiberger Verwaltung bedauert, dass es zum Missverständnis kam

Auf die Vorwürfe des Vaters reagierte die Freiberger Stadtverwaltung am Dienstagnachmittag mit einem Pressetext. Darin bestätigt sie, dass es zu dem Unfall in dem Kindergarten kam. Auch die von Patrick Tomschitz zitierte Formulierung „Ein Kind wurde durch eine von ihm selbst aufgestoßene und aus den Angeln gebrochene Türe schwer verletzt“ sei im Informationsschreiben verwendet worden. Allerdings sei dieser Satz offensichtlich falsch gedeutet worden. „Natürlich war von städtischer Seite aus nicht gemeint, dass der Junge die Tür aus den Angeln gebrochen habe, sondern dass die Tür, die er selbstständig aufgestoßen hat, aus den Angeln brach.“ Genauere Angaben zur Türe machte die Stadt nicht, trotz Rückfragen. Den aus der Elternschaft aus der oben zitierten Formulierung abgeleiteten Vorwurf, die Stadt gebe dem Jungen die Schuld an dem Unfall, weise die Freiberger Stadtverwaltung zurück. „Wir bedauern es sehr, dass es zu diesem Missverständnis kam.“ Die Umstände des Unfalls würden noch genau geprüft – das erfordere Zeit.

Die Stadt bietet eine psychologische Betreuung an

Zurzeit ist der Käthe-Kollwitz-Kindergarten geschlossen, eine von sieben Einrichtungen in der Stadt. Das Personal habe am Montagmorgen noch unter Schock gestanden, teilt die Stadt Freiberg in dem Elternschreiben mit. Die Stadt bietet Familien, deren Kinder das Geschehen gesehen haben, eine psychologische Betreuung an. Am Dienstag richtete die Kommune vormittags eine Notbetreuung ein. Die Kinder sollten aber wegen Personalmangels nur dann gebracht werden, wenn keine andere Betreuung zur Verfügung stehe. Der geplante Elternabend am Mittwochabend findet hingegen statt. Eine Stunde vorher um 18 Uhr will die Stadt Freiberg die Eltern im direkten Gespräch über den Unfall informieren.

Was ist, wenn das Kind in der Kita einen Unfall hat?

Versicherung
 Kinder sind während des Besuches einer Tageseinrichtung gesetzlich unfallversichert, teilt die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) mit. Die Kosten für den Versicherungsschutz übernehmen Länder, Gemeinden und Gemeindeverbände als Träger der Kitas.

Unfall
 Um das Kind kümmern sich zunächst die Betreuer. Passiert der Unfall auf dem Weg zur Einrichtung oder nach Hause, sollten Eltern laut DGUV dem Arzt mitteilen, dass er in Zusammenhang mit dem Besuch einer Tageseinrichtung steht. Das Gleiche gelte, wenn Eltern ein verletztes Kind in der Einrichtung abholen und mit ihm zum Arzt gehen.

Schutz Kein Versicherungsschutz besteht nach Angaben der DGUV , wenn die Eltern mit dem Kind den Weg zur Einrichtung oder nach Hause aus privaten Gründen unterbrechen, etwa zum Einkaufen.