Bisher hat der CO2-Rechner des Umweltbundesamts null Emissionen bei der Holzverbrennung einkalkuliert. Das ist seit Kurzem anders. Mit Holz zu heizen, sei nur unter sehr eingeschränkten Bedingungen klimaverträglich.
Im Jahr 2023 klickte sich eine halbe Million Menschen durch den CO2-Rechner des Umweltbundesamts (UBA), im ersten Quartal 2024 waren es 80 000. Sie wollen mutmaßlich wissen, wo ihre persönlichen Emissionen liegen. Seit Kurzem kommen andere Werte heraus, wenn man angibt, mit Holz zu heizen. Die Bundesbehörde hat den Rechner Mitte März angepasst, wie Michael Bilharz vom UBA bestätigt.
„In der Vergangenheit wurde vereinfacht angenommen, dass in die Holzverbrennung nur das Holz wandert, das sonst sowieso verrotten würde“, sagt er. Pauschal könne diese Annahme nicht einmal für Holzpellets stehen bleiben. „Ein Baum, der heute verbrannt wird, wächst auch nicht in einem Jahr nach, sondern benötigt rund 80 Jahre bis zur Erntereife“, sagt er. „Zeiträume, die vor dem Hintergrund von Klimaneutralitätszielen bis in 20 Jahren nicht einfach ignoriert werden können.“
Heizen mit Holz und das Klima
Das UBA beruft sich bei der Neubewertung auch auf ein Fazit des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz zur Frage, ob heizen mit Holz klimaneutral ist: „Verträglich für das Klima ist Heizen mit Holz also nur unter sehr eingeschränkten Bedingungen“, heißt es da.
Die Vorstellung vom Emissionskreislauf sei „zu kurz gefasst beziehungsweise idealisiert, vor allem in globaler Perspektive halten sich das Wachstum von Bäumen und die Nutzung von Holz nicht zwangsläufig die Waage“, heißt es in einem Papier des Instituts für Energie- und Umweltforschung (Ifeu) Heidelberg, an dem sich das UBA bei seiner Anpassung des CO2-Rechners orientiert. Bilharz: „Es gab dringenden Handlungsbedarf, da vermutlich nicht wenige Besitzer älterer Häuser die Maßnahme Holzheizung statt Wärmedämmung vor dem Hintergrund der Emissionswerte im UBA-CO2-Rechner als Klimaschutz missverstanden haben.“ Ihnen wird nun vorgerechnet, dass in der Bilanz 1,77 Tonnen CO2 für eine Tonne Holzpellets anfällt oder 1,72 Tonnen CO2 je Tonne Stückholz Buche aus dem Wald.
Da das Thema „sehr leicht emotionalisiert wird, noch der Hinweis: Es geht hier um eine angemessenere Bilanzierung der Holzverbrennung, nicht um ein Verbot“, so Bilharz. In den vergangenen drei Jahren sei die Zahl der Biomasse-Heizungen stark gestiegen. „Aus Umwelt- und Klimasicht geht es zuerst einmal darum, den weiteren Ausbau zu stoppen und stattdessen nachhaltigere Verwendungswege für Holz und Holzreste aufzubauen.“