Ist Heizen mit Holz nachhaltig oder nicht? Hier scheiden sich die Geister, wie die Debatte zeigt. Foto: Imago/photothek/Thomas Trutschel

Die Nachfrage nach Holzöfen ist zuletzt gestiegen. Dabei ist fraglich, wie zukunftsfähig sie sind. Denn es zeichnet sich ab, dass die Biomassestrategie der Bundesregierung zu einer recht kritischen Einschätzung kommt.

In Deutschland gibt es in rund zwölf Millionen Haushalten Holzöfen. Laut dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft heizen 1,1 Millionen Haushalte mit Holz, daneben gibt es 11,2 Millionen Kamin- oder Kachelöfen als Ergänzung zu einer anderen Heizung. In der Energiekrise, ausgelöst durch Putins Angriff auf die Ukraine, ist die Nachfrage nach dieser Heizart gestiegen. Dabei ist sie durchaus umstritten.

Das Gebäudeenergiegesetz (GEG), das seit dem 1. Januar 2024 gilt, zählt Holz zu den erneuerbaren Energiequellen. Professor Harald Thorwarth von der Hochschule für Forstwirtschaft in Rottenburg kann dieser Einordnung folgen; durch die Verfeuerung von nachhaltig geerntetem Holz gelange kein zusätzliches CO 2 in die Atmosphäre, sagt er . Mit nachhaltiger Holzernte meint Thorwarth eine Waldbewirtschaftung, bei der Biomasse entnommen und durch Neuanpflanzungen gleichzeitig neue Kapazität zur CO2-Speicherung geschaffen wird. Zudem fielen auch bei anderen Nutzungen – wie dem Möbel- oder Gebäudebau – stets Holzreste an.

Tübingen setzt auch auf Holz in der Wärmeplanung

Zu einer ähnlichen Einschätzung gelangt die Stadt Tübingen in ihrer kommunalen Wärmeplanung. Damit die Kommune bis 2030 emissionsfrei wird, gilt Holz als ein wichtiger Faktor. Sieben Prozent soll Holzenergie in der Universitätsstadt in Zukunft zur Wärmeerzeugung beitragen. „Nach dem Ausstieg aus der Atomkraft, dem Gas und dem Öl können wir jetzt nicht auch noch aus dem Holz aussteigen“, erklärte der OB Boris Palmer jüngst dazu.

https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.waermeplanung-in-stuttgart-in-diesen-stadtvierteln-wird-heizen-zur-herausforderung.a9d507fd-6608-41f1-932f-e621d15135bb.html

Das Umweltbundesamt (UBA) hingegen rät davon ab, Holz als Energieträger zu nutzen. Zum einen entstünden Feinstaub und klimaschädliches CO2, Methan, Lachgas und Ruß. Laut UBA stößt ein Kaminofen in der Stunde so viel Feinstaub aus wie die Fahrt mit einem Euro-6-Auto über 100 Kilometer. Zum anderen sollte es laut UBA „in Maßen und dann vor allem in langlebigen Holzprodukten genutzt werden“, es sei ein begrenzter Rohstoff, der langfristig CO2 binde.

Emissionen vermeiden, Speicher ausbauen

Der Holz-Experte Klaus Hennenberg vom Öko-Institut sieht das auch so: „Aller Kohlenstoff, den Sie in der Hand halten und dann verbrennen, bedeutet CO 2 -Emissionen.“ Wer die Klimaziele bis 2045 erreichen wolle, müsse nicht nur Emissionen vermeiden, sondern auch die Speicher ausbauen. Dazu gehören Bäume in Wälder naturgemäß, ebenso Holzprodukte vor allem im Bau. Wenn man die Wahl habe, Holz zu verbrennen oder nicht, sei die Entscheidung dagegen in den allermeisten Fällen die bessere. „Denn vermiedene Emissionen aus Öl und Erdgas sind oft geringer als die Abnahme in Holzspeichern“, sagt er. „Und bei Holzprodukten sind zudem die vermiedenen Emissionen aus zum Beispiel Stahlbeton höher.“

Die Bundesregierung bastelt seit geraumer Zeit an einer Biomassestrategie. Wann diese öffentlich vorgestellt wird, sei noch nicht terminiert, so ein Sprecher des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz. Das GEG erlaube Holz- und Pelletheizungen. „Diese Option hat aber ihre Grenzen“, sagt der Sprecher. „Da nachhaltig erzeugte Biomasse nur begrenzt verfügbar ist und voraussichtlich aufgrund der Nachfrage in verschiedenen Sektoren teurer wird, empfiehlt sie sich vor allem in Bestandsgebäuden, in denen andere Lösungen nicht sinnvoll oder machbar erscheinen.“

Industrie nimmt Holzfasern in den Fokus

Nach dem zu urteilen, was sich 2023 abgezeichnet hat, könnte das Strategiepapier Holzheizungen über kurz oder lang zum Auslaufmodell erklären. Bereits heute wird der Großteil des Holzes nicht zum Verfeuern verwendet. Von den 78,7 Millionen Kubikmetern, die 2022 in Deutschland geschlagen wurden, wurden 78 Prozent „stofflich“ verwendet, etwa für den Gebäudebau oder die Möbelproduktion. Hinzukommt, dass die Holzfaser zunehmend in den Fokus der Industrie gerät – auch um Erdöl als Grundlage für Kunststoff zu ersetzen. „Die chemische Industrie steht in den Startlöchern“, sagt Hennenberg vom Öko-Institut. „Der Nutzungsdruck aufs heutige Feuerholz wird damit steigen.“ Und damit mutmaßlich auch die Preise.

Mal abgesehen von Kostenrisiko: „Der Heizwert ist nicht gut bei Holz“, sagt Matthias Bauer von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Eine Wärmepumpe sei effizienter als eine Pelletheizung. Er würde sich nicht als Gegner von Holzheizungen bezeichnen, sagt aber: „Holz ist kein nachhaltiger Energieträger.“ Er sei vor zwei Jahren in Rumänien gewesen, „da wird massiv abgeholzt, auch uralte Bäume werden zu Pellets verarbeitet“. Wer das nicht unterstützen wolle, solle in seiner Region einkaufen.

Informationen für Holzofen-Betreiber

Verordnung

Zum 31. Dezember 2024 endet eine Übergangsfrist der Bundesimmissionsschutzverordnung: Öfen, die zwischen 1995 und 21. März 2010 in Betrieb gegangen sind, müssen nachgerüstet oder ausgemustert werden. Für ältere Öfen sind die Fristen bereits verstrichen, neuere Exemplare dürften die Anforderungen in der Regel erfüllen. Von 2025 an dürfen sie maximal 0,15 Gramm Staub sowie höchstens 4 Gramm Kohlenmonoxid pro Kubikmeter Abgasluftvolumen ausstoßen.

Ofenführerschein

Wer einen Holzofen hat, kann den Ofenführerschein machen, eine Onlineschulung der Ofenakademie. Der Landkreis Böblingen beteiligt sich zum Beispiel an der Aktion. Die Teilnehmer lernen Wissenswertes über Holzarten oder Ofenpflege und bekommen Tipps, um Nutzerfehler zu vermeiden. Das Ziel: umweltfreundlicher und auch finanziell sparsamer zu heizen.

Anmerkung der Redaktion: Aufgrund von Hinweisen haben wir den ersten Absatz der „Info für Holzofen-Betreiber“ am 2. Februar 2024, 16 Uhr, geändert. Die neuen Regeln ab 2025 gelten für eine bestimmte Sparte an Öfen – und nicht für alle.