Hunde und Katzen landen aus verschiedenen Gründen in den Tierheimen im Kreis Böblingen. Darum startet unsere Zeitung eine Serie zur Vermittlung.
Adopt, don’t shop (deutsch: adoptieren, nicht kaufen) hat sich zu einem geflügelten Wort entwickelt, wenn es um Tierhaltung geht. Unsere Zeitung möchte diese Devise unterstützen und stellt daher in den kommenden Tagen regelmäßig Hunde, Katzen, Kaninchen und einen Papageien vor, die in den beiden Böblinger Tierheimen auf neue Besitzer warten.
Aber warum sollte man überhaupt ein Tier aus dem Tierheim holen, wenn immer wieder so süße Welpen oder Kitten in den Kleinanzeigen in Print und Online angeboten werden? „Die deutschen Tierheime sind überfüllt“, sagt die Leiterin des vereinsgeführten Tierschutzheims, Vanessa Königseder. „Wenn wir Tiere in ein Zuhause vermitteln, können Notfälle nachrücken.“ Auch für Bianca Heidenreich, Obertierpflegerin im Kreistierheim, ist es die logische Entscheidung, ein Tier aus dem Tierheim zu holen. „Ein Züchter produziert nach Bedarf, die Tiere im Tierheim sind schon da“, sagt sie. „Wenn sie nicht adoptiert werden, müssen sie ihr Dasein hier fristen.“ Tierheime sind nicht als Zuhause ausgelegt. Natürlich, sagen die Vertreterinnen beider Einrichtungen, kümmere man sich hingebungsvoll um die Schützlinge, eine feste Bezugsperson oder eine liebevolle Familie könne man aber nicht ersetzen.
Ferien führen zu mehr Abgaben
Auf den Webseiten der beiden Tierheime werden die Tiere mit Fotos und Steckbriefen vorgestellt. Teils gibt es auch Videos. „Wir wollen den Interessenten so viele Informationen wie möglich geben“, sagt Heidenreich. Es gebe oft Vorurteile, dass alle Tiere im Tierheim verhaltensgestört seien, sagt Königseder. Das sei falsch. Aber: „Wir können nicht jede familiäre Situation darstellen, weshalb es manchmal Eigenarten besonders von Hunden gibt, die wir hier nicht beobachten können“, weiß auch Heidenreich.
Die Gründe, warum Hunde, Katzen, Papageien, Chinchillas, oder Kaninchen im Tierheim landen, sind vielfältig. Beschlagnahmungen, Trennungen, bei denen kein Partner das Tier behalten kann oder will, Sterbefälle, gesundheitliche Probleme, die eine Versorgung des Tieres unmöglich machen – aber es gibt auch Tiere, die ausgesetzt werden. Diese werden Fundtiere genannt. „Besonders kurz vor den Ferien merken wir, dass die Abgaben mehr werden“, sagt Heidenreich. „Und es gibt dann auch mehr Fundtiere.“ Dass man mit einem Haustier nicht mehr so spontan oder unbeschwert verreisen kann wie ohne, das fließe bei einigen Tierhaltern nicht rechtzeitig in die Überlegungen ein, wenn es um die Anschaffung geht. „Oder die Kinder haben keinen Bock mehr, sich zu kümmern, und die Eltern schaffen das Tier als Strafe ab, auch das gibt es.“
Interessenten werden genau geprüft
Um möglichst sicher zu gehen, dass die Tiere, die adoptiert werden, nicht kurz darauf wieder zurückkommen, geben sich beide Tierheime Mühe bei der Auswahl der neuen Besitzer. Das gilt besonders für Hunde und Katzen, aber auch bei Kleintieren müssen die Interessenten nachweisen, dass sie die Tiere artgerecht halten wollen. „Da reicht uns aber ein Foto vom Gehege“, sagt Königseder.
Bei Hunde- und Katzenadoptionen werden die Haltungsbedingungen genauer geprüft mit Hausbesuchen nach – und teilweise schon vor – der Vermittlung. Bei Hunden dauert die Anbahnung einer Adoption je nach Hund und Engagement der Interessenten im Schnitt drei Wochen.