Am Dienstag sollen wieder die roten Flaggen auf dem Schlossplatz in Stuttgart wehen. Foto: dpa/Khang Nguyen

Die Gewerkschaft Verdi verschärft nach der Sommerpause die Tarifkonflikte im Einzelhandel und Großhandel. Für Dienstag ist ein großer Demonstrationszug mit Kundgebung in der Stuttgarter Innenstadt geplant.

Der Handel befindet sich in einer der härtesten Tarifauseinandersetzungen, die es jemals gegeben hat. Nachdem die sommerliche Ruhe vorüber ist, nehmen die seit etwa einem halben Jahr anhaltenden Tarifrunden im Einzelhandel sowie im Groß- und Außenhandel wieder Fahrt auf. Die Gewerkschaft Verdi ruft für diesen Dienstag in verschiedenen Teilen Baden-Württembergs zu eintägigen Arbeitsniederlegungen auf. Betroffen seien überwiegend Betriebe des Einzelhandels, in geringerem Umfang auch Betriebe des Großhandels.

Demozug und Kundgebung auf dem Schlossplatz

An den bisherigen Arbeitsniederlegungen haben sich der Gewerkschaft zufolge rund 20 000 Streikende im Land beteiligt. Am Dienstag werden in Stuttgart etwa 1000 Streikende erwartet. Geplant ist ein Demonstrationszug durch die Innenstadt (ab 11.15 Uhr) mit einer anschließenden Kundgebung (ab 12 Uhr) auf dem Schlossplatz. Hauptredner werden der Verdi-Landesbezirksleiter Martin Gross und Verhandlungsführer Wolfgang Krüger sein.

Die Angebote der Arbeitgeber (mit 8,4 Prozent im Einzelhandel sowie 8,0 im Groß- und Außenhandel, jeweils in zwei Schritten) wurden von Verdi als viel zu niedrig zurückgewiesen. „Im Hinblick auf die extrem gestiegenen Preise im vergangenen Jahr – insbesondere bei Lebensmitteln –, fortgesetzt in diesem Jahr, können wir uns damit nicht zufrieden geben“, sagte Krüger. Die Beschäftigten warteten schon viel zu lange auf mehr Geld. Insofern dringt der Verhandlungsführer auf eine baldige Einigung.

Dass immer mehr Arbeitgeber verkünden, vorab und freiwillig Entgelterhöhungen zu leisten – oftmals um 5,3 Prozent zum 1. Oktober –, bewertet Verdi jedoch als eine Verschärfung der Auseinandersetzung, „die die kämpferische Stimmung in den Betrieben anheizen wird“, wie es heißt. Die Gewerkschaft fordert 15 Prozent (Einzelhandel) beziehungsweise 13 Prozent (Großhandel) höhere Gehälter.

Nächster Verhandlungstermin verschoben – wohl aus gutem Grund

Der nächste, fünfte Verhandlungstermin in Baden-Württemberg sollte ursprünglich am 6. Oktober stattfinden, wurde aber von den Tarifparteien einvernehmlich auf den 3. November verschoben – möglicherweise will man erst eine aussichtsreichere Entwicklung in anderen Tarifgebieten, etwa Nordrhein-Westfalen, abwarten. Die sechste Runde im Groß- und Außenhandel findet am 4. Oktober statt.