Hausunterricht ist in Deutschland verboten (Symbolfoto). Foto: IMAGO/Westend61/IMAGO/Josu Acosta

Ein Ehepaar aus Bissingen/Teck ist wegen des deutschen Hausunterrichtsverbots vor 15 Jahren in die USA gezogen. Nun soll die Familie abgeschoben werden. Die Eltern zeigten sich von der Anweisung überrascht.

Eine Familie aus Baden-Württemberg, die vor 15 Jahren wegen des deutschen Verbots von Hausunterricht in die USA gezogen ist, soll laut US-Medienberichten abgeschoben werden. Bereits am 6. September habe die Einwanderungsbehörde mitgeteilt, dass die Familie binnen vier Wochen nach Deutschland zurückkehren müsse, schreibt der US-amerikanische Rechtshilfeverband für Hausunterricht auf seiner Internetseite. Eine Begründung für die Entscheidung gebe es nicht.

Die Eltern, Hannelore und Uwe Romeike aus Bissingen/Teck bei Esslingen, zeigten sich von der Anweisung überrascht. „Wir können es nicht verstehen“, sagte das evangelikale Paar dem US-Sender Fox-News. Die Familie war im Sommer 2008 mit damals fünf Kindern in die USA ausgereist. Sie hatte von deutschen Behörden Bußgeldbescheide erhalten, weil die Kinder aus Glaubens- und Gewissensgründen zu Hause unterrichtet wurden. Nach deutschem Recht verstießen sie damit gegen die Schulpflicht.

Ein Antrag auf Asyl wurde vor zehn Jahren von einem Berufungsgericht im US-Bundesstaat Ohio abgelehnt. Staatliche Maßnahmen gegen Hausschüler in Deutschland gälten nach rechtlichem Ermessen in den USA nicht als „Verfolgung“, die zum Asyl berechtige, hatten die Richter in Cincinnati entschieden. Der Oberste Gerichtshof bestätigte die Entscheidung. Die Familie musste aber nicht ausreisen. Sie lebt im Bundesstaat Tennessee und hat zwei weitere Töchter bekommen, die die US-Staatsbürgerschaft besitzen.

Hausunterricht ist in den USA weit verbreitet

Kevin Boden, Jurist beim Rechtshilfeverband für Hausunterricht, appellierte an die US-Regierung und ihre Behörden, die Duldung zu verlängern. Er habe mit Familien in Deutschland gesprochen, die ihre Kinder zu Hause unterrichten: „Die Verfolgung dort ist heute so real wie vor 15 Jahren“, sagte er. Boden hofft, dass sich bei einem Behördentermin im Oktober doch noch eine Lösung finden lässt. Außerdem wurde in den USA eine Petition für ein Bleiberecht von Familie Romeike gestartet.

In den USA ist Unterricht zu Hause weit verbreitet. Laut US-Zensus erhalten rund fünf Millionen Kinder auf diese Weise ihre Schulbildung. In Deutschland wird die Zahl der Kinder im Hausunterricht auf unter 1.000 geschätzt. In Baden-Württemberg hatte zuletzt der Verwaltungsgerichtshof in Mannheim 2021 entschieden, dass die gesetzlich vorgeschriebene Schulpflicht nicht durch Unterricht in den eigenen vier Wänden erfüllt werden kann. alp/