Dieses Bild hat Fritz Steisslinger 1943 gemalt – kurz vor der verheerenden Bombennacht. Foto:  

Die Ausstellung „Böblinger Bilderbogen“ in der Städtischen Galerie in der Zehntscheuer ist gut besucht. Viele Interessenten haben zuletzt auch den Stadtspaziergang des Galerievereins wahrgenommen, bei dem die Gemäldemotive vor Ort mit der Gegenwart verglichen wurden.

Noch bis 23. April läuft die Sonderausstellung „Böblinger Bilderbogen“ in der Städtischen Galerie. Dort werden Werke der befreundeten Maler Reinhold Nägele (1884-1972) und Fritz Steisslinger (1891-1957) vorgestellt, die Böblinger Stadtansichten zeigen. Im Begleitprogramm gibt es viele unterschiedliche Angebote, zuletzt fand wieder ein Stadtspaziergang statt, bei dem die gemalten Orte erkundet wurden.

Rund 40 Interessierte verfolgten zunächst die Erläuterungen von Galerieleiterin Corinna Steimel in der Ausstellung: Es ging um sechs Werke von Steisslinger und Nägele, die den Marktplatz, eine Szene in der Poststraße, den Feierraum, den Blick auf den Schlossberg, die ehemalige Zuckerfabrik und eine Feier zum Handels- und Gewerbetag vor der Bonifatiuskirche darstellen.

Anschließend startete der Stadtspaziergang unter der Leitung der Vorsitzenden des Galerievereins, Heidrun Behm. Sie wurde begleitet von Attila Melzer und den Heimatforschern Hans-Jürgen Sostmann, Dietmar Pfeffer und Reinhard Knoblich. An jeder Station konnten durch Vergleiche der Bilder mit der gegenwärtigen Situation Unterschiede und Ähnlichkeiten beobachtet, diskutiert und besser verstanden werden.

Aus aktuellen Gründen dauerte der Aufenthalt am Oberen See mit Blick auf den Schlossberg etwas länger. Denn zurzeit wird eine Neubebauung des Schlossberges in der Stadt hitzig diskutiert. Das Schloss neben der Stadtkirche war in einer Bombennacht im Oktober 1943 zerstört worden, dort soll nun eine neue Musik- und Kunstschule gebaut werden – was Befürworter wie Kritiker hat.

Das Bild von Steisslinger zeigt genau diese Ansicht mit dem alten Rathaus und dem alten Schloss, dessen abgewandelter Wiederaufbau heute umstritten ist. Die Frage, ob ein neues Gebäude in ähnlichen Dimensionen heute noch gefallen würde, wurde heftig diskutiert. Interessant war auch der Aufenthalt im Innenhof der Paul-Lechner-Schule. Man kann sich kaum noch vorstellen, dass dort ein Wäldchen angrenzte und ein mit Getreide hochbeladenes Pferdefuhrwerk zum Erntedankfest vor dem Feierraum verweilte. Auch die wechselhafte Geschichte dieses Feierraums wurde angesprochen, ehe die Veranstaltung bei einem Glas Sekt in der Städtischen Galerie ausklang.