Starker Gesang und mitreißendes Saxofonspiel: Ruth Sabadino und ihre Band beim Auftritt im Böblinger Kulturnetzwerk Blaues Haus. Foto: Bernd Epple

Die Saxofonistin und Sängerin Ruth Sabadino stellt in Böblinge ihre neue CD vor und begeistert ihr Publikum in dem Böblinger Kulturnetzwerk.

Rund 70 Gäste finden sich am Freitagabend im gemütlichen Kultur-Wohnzimmer des Kulturnetzwerks Blaues Haus ein, um den funky Grooves einer passionierten Formation um das Ehepaar Sabadino zu lauschen. Neben ihrem Mann Christoph (Schlagzeug) hat Ruth Sabadino noch den E-Bassisten Kurt Holzkämper und den viel gefragten Gitarristen Werner Acker dabei.

Mit überbordender Spielfreude und heißen Rhythmen trotzt die Band um die Stuttgarter Saxofonistin und Sängerin den frostigen Außentemperaturen. Bereits nach wenigen Minuten sind sämtliche kalten Füße warmgewippt.

„. . . ’ne Dame werd’ ich nie.“

„Funky Flowers“ – so heißt Ruth Sabadinos neues Programm. Sie singt, spielt und erzählt hier von den vielschichtigen Dingen, die das Leben bewegen, und verarbeitet dies musikalisch gewitzt in einer feinen Balance aus Text, Arrangement, Komposition und Improvisation. Ihren Sound beschreibt die Formation selbst als „jazzy und groovy“. Mal laut, mal leise – mal auf Englisch, mal auf Deutsch – tritt die bestens eingespielte Band mit virtuoser Leichtigkeit auf, und lässt sich dabei viel Freiraum für solistische Ausflüge.

Neben all den leichtfüßig daherkommenden Grooves enthalten die gesungenen Texte auch eine gute Portion Tiefgang und Lebenserfahrung. Ruth Sabadino wirkt dabei stets authentisch und ungekünstelt: „. . . ’ne Dame werd’ ich nie, mir fehlt zum Lügen die Diplomatie“, heißt es in einem ihrer Songs.

Werner Ackers Gitarrenspiel prägt den Sound maßgeblich mit

In der Tat strahlt sie nichts Aufgesetztes aus, weder bei Gesang, noch bei Tenorsaxofon- und Bassklarinetten-Licks, die sie hervorragend und effektvoll einsetzt. In „Charade“, einem ins Deutsche übersetzten Text aus der gleichnamigen Filmkomposition Henry Mancinis, beschreibt sie unter anderem die Unbefangenheit der Kindheit. Stimmungsvoll und mit minimalistischen Mitteln schwebt sie hier auf Werner Ackers einfühlsamen Gitarrenriffs.

Der ehemalige Dozent für Gitarre an der Stuttgarter Musikhochschule beweist in Böblingen wieder einmal, dass er sich in nahezu allen Genres zuhause fühlt. Er gehört zu den begehrtesten Gitarristen der deutschen Jazzszene und ist als Solist und Sideman international unterwegs. Zu Sabadinos aktueller CD hat er zwei Kompositionen beigesteuert. Sein facettenreiches Spiel prägt den Sound dieser Band maßgeblich mit.

Nach der Pause legt die Band noch eine Schippe drauf

In der Pause verrät Besucherin Astrid (59) aus Weil der Stadt, was ihr an diesem Abend besonders gefällt: „Sie alle sind wunderbare Musiker, denen die Spielfreude in jeder Sekunde anzumerken ist. Jeder hat seinen Raum, und sie transportieren etwas unheimlich Schönes. Man kann sich von ihrer Musik tragen lassen und die Batterien werden wieder aufgefüllt.“

In der zweiten Runde legt das Quartett noch eine Schippe drauf. Ackers Stück namens „Listen to Eddie“ bringt die ersten Tänzer aufs Parkett, das darauffolgende „Bass Talk in a Summer Night“ hält den Groove-Schub am Laufen. Bass/Sax-Unisono-Passagen schaffen eine wunderbare Klangdichte und zeigen unmissverständlich auf, was auch Holzkämper draufhat. Der Bassist, der sich bis dahin vornehmlich dem Gesamtklangbild unterordnete, bekommt später noch mehrmals den Raum, mit melodiösem und funky Bassspiel auf sich aufmerksam zu machen. Das gilt auch für den weitestgehend zurückhaltenden Christoph Sabadino, der dort wirkungsvoll wirbelnd in Erscheinung tritt, wo es die Komposition verlangt.

Publikum fordert frenetisch Zugaben

Die vielseitige Protagonistin überzeugt sowohl stimmlich als auch instrumental. Sie hat in dieser Kombination eine ganz eigene Sprache entwickelt, die es vermag, mit ihrem soulig-knackigen Tenorsaxofon mitzureißen. Mit den frenetisch geforderten Zugaben – darunter der Saxofon-Klassiker „Pick up the Pieces“ und „Happy“ – wird das Blaue Haus endgültig zur Partyzone.