Per Schild wird auf die ohnehin kaum zu übersehenden Tücken der Treppe hingewiesen. Foto: Werner Kuhnle

Nach einem zähen Rechtsstreit mit Architekten und Baufirmen des Literaturmuseums der Moderne in Marbach wurde ein Vergleich erzielt. Damit ist der Weg frei für die Sanierung von Anlagen, die sich in Teilen schon selbstständig gemacht haben.

Das vor 17 Jahren eröffnete Literaturmuseum der Moderne in Marbach zieht Bücherfreunde aus der ganzen Welt an, besticht auch durch seine tempelartige Gestaltung. Das von David Chipperfield Architects entworfene Gebäude wurde 2007 sogar mit dem bei Baukünstlern begehrten Stirling Prize bedacht. Gleichwohl zeigte sich auch hier früh, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Wegen Baumängeln an dem Ensemble war ein Rechtsstreit entbrannt – der nach Jahren nun beendet wurde und den Weg für die Sanierung verschiedener Bereiche freimacht.

Ganze Blöcke auf Wanderschaft

Besonders augenscheinlich sind die Probleme an der Treppe hinunter zum Stadtarchiv, bei der sich Stufen verschoben und damit mal mehr, mal weniger große Lücken gerissen haben. An der angrenzenden Mauer haben sich zudem ganze Blöcke mit der Zeit selbstständig gemacht, ragen nun heraus. Bauliche Mängel, die bald der Vergangenheit angehören sollen.

Gütliche Übereinkunft

Möglich macht dies eine gütliche Übereinkunft, in der geregelt wurde, wer wie viel für die Behebung der Schäden aufbringen muss. Der Vergleich sei mit den Architekten und den ausführenden Firmen erzielt worden, berichtet Steffen Schmidt, Stellvertretender Direktor des Deutschen Literaturarchivs (DLA). Bei den juristischen Scharmützeln sei es konkret um das Literaturmuseum der Moderne mit den angrenzenden Treppen, Umrandungen und der Oberlichtanlage gegangen. Im Wesentlichen würden jetzt „die aufgeplatzten Fugen zwischen den Betonteilen erneuert und die massiven Verschiebungen der Betonquader und Stufen wieder gerichtet“. Dafür müssten die schweren Blöcke mit Hilfe eines Krans abgebaut werden. Anschließend würden „die Fugen mit einem nachhaltig haltbaren Werkstoff erneuert und die Betonsteine wieder aufgesetzt“, erläutert Schmidt. Analog werde bei den Treppen vorgegangen. Auch die „Mängel und Undichtigkeiten im Bereich der Oberlichter vor dem Museum werden behoben“, berichtet der Verwaltungsleiter des DLA.

Die Einrichtung der Baustelle habe begonnen, ergänzt Pressesprecherin Alexa Hennemann. Bis November oder Dezember sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

Keine Rampe an der Treppe

Wer darauf spekuliert hatte, dass die Treppe vor dem Stadtarchiv dabei um eine Rampe ergänzt wird, wird enttäuscht. Der Ausschuss für Umwelt und Technik des Marbacher Gemeinderats hat sich dagegen ausgesprochen, eine solche Verbindung zu schaffen, über die Radler oder Rollstuhlfahrer die Passage hätten passieren können.

Ins Leere gelaufen ist damit die Unterschriftenaktion, die Annemarie Keppler, Witwe des früheren Marbacher Bürgermeisters Heinz Georg Keppler, in der Sache angeleiert hatte. Gleich mehrere Argumente sprachen aus Sicht des Gremiums dagegen, in einem Aufwasch mit der Sanierung eine Rampe zu realisieren. Zum einen hätte auf begrenzter Fläche ein Höhenunterschied von rund 2,60 Meter überwunden werden müssen, wie Bauamtsleiter Dieter Wanner bei einem Vor-Ort-Termin hervorhob. Insofern wäre die Schräge zu steil und alles andere als behindertengerecht gewesen. Bei einer Variante hätte vermutlich obendrein ein Baum dran glauben müssen.

Verweis auf alternative Routen

Stadt muss keinen Cent beisteuern

Zum anderen wären auf die Stadt Kosten im mindestens fünfstelligen Bereich zugekommen, wie Wanner erläuterte. „Und das für eine Lösung, die trotzdem nicht befriedigend wäre“, sagte er. Zudem gebe es Alternativen zu der Freitreppe, wenn man nach Marbach-Süd gelangen wolle oder von dort komme. Für die Sanierung der Treppe muss die Kommune indes keinen Cent beisteuern. „Die Streitpartner haben eine individuell verhandelte Vergleichssumme gezahlt“, erläutert Steffen Schmidt vom DLA. „Eventuelle Mehrkosten, die darüber hinaus gehen, werden je zu einem Drittel von den Beteiligten und dem DLA getragen“, fügt er hinzu.