Keine Sonne, kein Alkohol, mildes Essen bei Rosazea. Foto: dpa/Havelklinik Berlin

Viele Menschen haben die Hautkrankheit Rosazea – und leiden erheblich daran. Aber es gibt Hilfe.

Wer an Rosazea leidet, befindet sich in prominenter guter Gesellschaft: Auch Prominente wie Lady Diana, Andy Warhol und Rembrandt sollen die Hautkrankheit gehabt haben. Das Phänomen gehört zu den verbreitetsten Hautproblemen bei Erwachsenen ab 30 Jahren. Wie häufig es allerdings wirklich ist, ist unklar – die Zahlen variieren. Zwischen vier und zwölf Prozent der Bevölkerung könnten betroffen sein.

Studien weisen darauf hin, dass vielen Menschen dennoch gar nicht klar ist, dass sie von Rosazea betroffen sind. Anfangs bereitet die Krankheit außer gelegentlichen roten Wangen keine großen Probleme. Das kann sich mit der Zeit ändern – schlimmstenfalls entwickelt sich ein Rhinophym, eine sogenannte Knollen- oder Säufernase. Solche Folgen können sehr belastend sein.

Ein paar Minuten lang hochrot

„Die Diagnose wird oft später gestellt, als mir lieb wäre“, sagt der Rosazea-Experte Professor Markus Reinholz. „Je weiter die Krankheit fortgeschritten ist, desto aufwendiger und langwieriger ist die Behandlung.“

Erstes Symptom sind bei vielen Patienten anfallsartige Rötungen: Ausgelöst durch Hitze, scharfe Speisen, Alkohol oder Stress wird das Gesicht ein paar Minuten lang hochrot – vor allem an Nase, Wangen und Stirn. Über die Jahre können sich daraus Rötungen (Erytheme) entwickeln – die nicht mehr verschwinden, und oft von geplatzten Äderchen begleitet werden. Zudem ist die Haut häufig trocken, brennt und juckt. Manchmal entstehen gerötete Pickel oder Pusteln, in anderen Fällen bilden sich Wucherungen um die Talgdrüsen. So kann es zu einem Rhinophym kommen, einer knollenförmigen Verdickung der Nase. Diese Verformung betrifft fast nur Männer. „Wahrscheinlich liegt das daran, dass die männliche Haut über mehr Talgdrüsen verfügt“, sagt Reinholz. Abgesehen davon tritt Rosazea nicht selten auch am Auge auf, was Rötungen, Brennen und Juckreiz zur Folge hat.

Veranlagung spielt eine Rolle

Wie es zu der Krankheit kommt, ist nicht ganz klar. „Es handelt sich um ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Faktoren“, sagt der Sprecher der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft, Prof. Peter Elsner. „Auf jeden Fall spielt die Veranlagung eine Rolle.“ Meist wird das Phänomen bei Menschen mit heller Haut beobachtet - daher hatte es einst auch den Beinamen „Fluch der Kelten“. Ob der Hauttyp 1 wirklich besonders anfällig ist oder ob Rötungen darauf nur besonders sichtbar sind, ist allerdings unklar.

Knötchen und Pusteln

Offenbar spielt vor allem das angeborene Immunsystem eine Rolle, das übermäßig stark auf bestimmte Trigger reagiert. „So kommt es zu einer Entzündung, in deren Folge etwa Knötchen und Pusteln entstehen“, sagt Elsner. Gleichzeitig bewirken äußere Einflüsse wie UV-Licht, Stress, Hitze, starke Kälte, scharfe Speisen und Alkohol Gefäßerweiterungen, die mit der Zeit zu krankhaften Veränderungen führen.

Möglicherweise wird die Entzündung von Haarbalgmilben ausgelöst. Dabei handelt es sich um winzige Spinnentiere, die in den Haarfollikeln – vor allem des Gesichts – leben und sich von Talg ernähren. „Eine Besiedlung mit diesen Demodex-Milben ist etwas ganz Normales“, sagt Reinholz. Die unsichtbaren Lebewesen finden sich bei den meisten Menschen. Wissenschaftler haben entdeckt, dass auf der Haut von Rosazea-Patienten sehr viel mehr Demodex-Milben siedeln als üblicherweise. Offenbar löst diese Besiedlung eine übermäßig starke Immunantwort aus. „An der Frage, welche Rolle die Milben spielen, forschen wir gerade“, sagt der Experte. Klar ist, dass die Tiere optimal an ihren menschlichen Wirt angepasst sind und in Symbiose mit ihm leben. „Man vermutet, dass der Mensch auch Vorteile von dieser Besiedlung hat.“ Sonst hätte sich die Milbe im Zuge der Evolution nicht durchsetzen können. „Vielleicht ist das Gleichgewicht bei Rosazea-Patienten aber durch UV-Strahlung oder Bakterien gestört“, erklärt Reinholz. „Doch das ist Spekulation.“

Kann eine Creme helfen?

Für die Bedeutung der Spinnentiere spricht, dass der Wirkstoff Ivermectin, mit dem Parasiten wie Fadenwürmer, Läuse und Milben erfolgreich bekämpft werden, bei Rosazea hilft. Vor ein paar Jahren wurde eine Ivermectin-Creme zur Behandlung der Hautkrankheit zugelassen. „Etwa 60 Prozent der Patienten zeigen nach 16-wöchiger Anwendung eine mildere Symptomatik“, berichtet der Hautarzt. „Es ist aber nicht klar, ob das Mittel wirklich die Demodex-Milben bekämpft. Wahrscheinlich wirkt es allgemein antientzündlich.“

Gut gegen schwere Rötungen

Daneben gibt es Medikamente zum Auftragen, mit der sich die lästigen Hauterscheinungen lindern lassen. Dazu zählen Antibiotika, Azelainsäure und Brimonidin. „Brimonidin blockt die Gefäßerweiterungen und wirkt gut gegen Rötungen“, sagt der Dermatologe Elsner. „Es hat aber keine Langzeitwirkung.“ In schweren Fällen werden auch Mittel zum Einnehmen, meist Antibiotika, verordnet. „Man muss die Behandlung immer individuell anpassen und Verschiedenes probieren“, erklärt der Hautarzt. „Es gibt keine Therapie, die auf einen Schlag erfolgreich wäre.“ Ergänzend stehen nicht-medikamentöse Verfahren zur Verfügung. So lassen sich erweiterte Äderchen mit einer Lasertherapie veröden und Rhinophyme („Knollennasen“) operativ korrigieren.

Patienten bitte ernst nehmen!

Die Krankheit ist zwar nicht bedrohlich, doch können Betroffene unter den allseits sichtbaren Rötungen, Pickeln, Pusteln und Deformationen psychisch sehr leiden. Abgesehen davon können Rhinophyme so stark wachsen, dass sie die Nasenatmung behindern. „Leider werden die Patienten oft nicht ernst genommen“, sagt Reinholz. „Bei manchen dauert es Jahre, bis sie richtig behandelt werden.“ In der Regel lässt sich Rosazea gut beherrschen, wenn auch nicht heilen.