Vor der Grundschule und den Kindergärten herrscht mitunter viel Verkehr. Foto: Archiv (Avanti/Ralf Poller

Zu Stoßzeiten herrschen in der Marbacher Verkehrsader wegen vieler Elterntaxis teils chaotische Zustände. Daran können zunächst nur Mütter und Väter selbst etwas ändern.

Mit Sicherheit geht es auch mal in den Klassenzimmern der Marbacher Grundschule und den umliegenden Kindertagesstätten turbulent zu. Immerhin lernen und spielen dort Kinder. Die wirklich abenteuerlichen Szenen spielen sich aber vor den Gebäuden ab: Zu den Stoßzeiten herrschen in der angrenzenden Kernerstraße mitunter chaotische Zustände, wenn die Kids per Auto gebracht oder abgeholt werden.

Bei der Stadtverwaltung hat man sich auf Antrag der SPD den Kopf darüber zerbrochen, wie die Situation entschärft werden könnte. Das Ergebnis ist ernüchternd: Eine merkliche Entspannung lasse sich zwar irgendwann über den geplanten großen Parkplatz hinter der Sporthalle erreichen, sagte Marcel Schwarz vom Ordnungsamt jetzt im Ausschuss für Umwelt und Technik. „Das macht es aber noch attraktiver, weiter mit dem Fahrzeug zur Schule oder zum Kindergarten zu kommen“, zeigte er die Kehrseite der Medaille auf.

Eine nachhaltige Lösung lässt sich aus seiner Sicht somit alleine über einen Mentalitätswandel herbeiführen, wenn also die Mütter und Väter ihre Kinder nicht mehr bis vor die Tür chauffieren würden. „Die Eltern sind die Verursacher des Ganzen. Das sind auch diejenigen, die sich dort im Weg stehen und sich gegenseitig oder sogar die eigenen Kinder gefährden“, erklärte Schwarz.

Allerdings wird die Stadt wohl dicke Bretter bohren müssen, bis die Hol- und Bringdienste merklich reduziert werden. Eine Alternative anderer Natur wäre es gewesen, die Kernerstraße in eine verkehrsberuhigte Zone umzuwidmen. Einen Denkanstoß in diese Richtung hatte die SPD mit ihrem Antrag geliefert. Dafür gebe es jedoch keine Chance, betonte Schwarz.

Die Voraussetzungen seien nicht erfüllt. So müsse beispielsweise das Verkehrsaufkommen in solchen Zonen sehr gering sein. Gegen diesen Ansatz spreche zudem die Tatsache, dass die Kernerstraße als Querverbindung zwischen der Poppenweilerstraße und der Affalterbacher Straße diene. Außerdem tauchten die Probleme nur in „ganz kleinen Zeitfenstern“ auf.

Keine Chance für verkehrsberuhigte Zone

Eine Einbahnstraßenregelung oder eine zeitweilige Zufahrtsbeschränkung komme ebenfalls nicht infrage, erklärte er. Das würde dazu führen, dass die Eltern sich andere Wege suchten und in die Wohngebiete und schmalen Seitenstraßen auswichen. Auch dem Ruf nach einem zusätzlichen Zebrastreifen erteilte der Mann vom Ordnungsamt eine Absage. Rechtlich sei das nicht zulässig, weil unter anderem beidseitig ein Gehweg angebracht sein müsse. Ganz generell vertrete das Land zudem die Auffassung, dass die Autos in 30er-Zonen wie in der Kernerstraße so langsam unterwegs sein sollten, dass Passanten die Distanzen zu herannahenden Fahrzeugen gut einschätzen können müssten und deshalb in der Regel auf Fußgängerüberwege verzichtet werden könne.

Was bleibt, sind eher kleine Stellschrauben, mit denen die Stadt die Situation etwas beruhigen möchte. Schilder, auf denen „Vorsicht Kinder“ steht, wurden bereits aufgestellt. Dazu ließ die Kommune ein Display installieren, dass das Tempo anzeigt, über das man aber auch Botschaften senden kann wie: Achtung, hier sind Mädchen und Jungs unterwegs. Ferner sollen auf dem provisorischen Parkplatz bei der Sporthalle mehrere Kurzzeit-Elternhalteplätze ausgewiesen werden, die bestehenden in der Kernerstraße trotzdem nicht wegfallen. Anrainer hätten sich Letzteres gewünscht, berichtete Ernst Morlock von der SPD. „Diese Möglichkeit sorgt aus Sicht der Anwohner für eine gewisse Sogwirkung“, erklärte er.

Die Stellflächen würden dann angesteuert, reichten aber nicht für alle aus, was wiederum „chaotische Verhältnisse“ heraufbeschwöre. „Die Situation hat sich dadurch verbessert“, beteuerte indes Ordnungsamtsleiter Andreas Seiberling. Man könne den Hol- und Bringverkehr damit zumindest in halbwegs geordnete Bahnen lenken, wenngleich sich leider nicht jeder an die Spielregeln halte und wirklich nur für einen Moment sein Auto abstelle.

Zum großen Wurf fehlen die Flächen

Der große Wurf, das machte Seiberling auch klar, sei baulich eben erst möglich, wenn der geplante große Parkplatz bei der Sporthalle realisiert wird. „Da wollen wir angreifen und etwas anbieten, um das Ganze zu entzerren“, sagte er. Doch bislang sei das Projekt daran gescheitert, dass nicht alle nötigen Grundstücke für die Zufahrt zu dem Gelände über die Affalterbacher Straße gesichert werden konnten.

Allseits begrüßt wurde derweil der Vorschlag von Barbara Eßlinger (Grüne), vermehrt für den Bus auf Beinen zu werben. Ein Modell, bei dem Kinder im Pulk und begleitet von Erwachsenen zur Schule spazieren – also Elterntaxis gar nicht mehr nötig sind.