Auch dieses Jahr stehen Silvester-Böller wieder in der Kritik – auch wegen der belasteten Kliniken (Symbolbild). Foto: imago images/Marius Schwarz/Marius Schwarz via www.imago-images.de

Überlastete Kliniken, die enorme Umweltbelastung und der Krieg in der Ukraine. Aus gleich mehreren Gründen sind Silvester-Böller auch dieses Jahr umstritten. So äußern sich FDP- und Grünen-Politiker nun.

Angesichts der dramatischen Situation vieler deutscherKliniken warnen FDP und Grüne im Bundestag vor einer weiteren Belastung durch Silvester-Böller. „Obwohl ich den Reiz eines Feuerwerks gut verstehe, denke ich, dass wir uns Verletzungen durch Böller zurzeit einfach nicht erlauben können und auch grundsätzlich besser sparen sollten“, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Janosch Dahmen, der „Welt“.

Angesichts vieler schwerer Verletzungen durch Silvester-Knaller in vergangenen Jahren habe er sich oft gefragt, ob es das wert sei, „dass wir in Deutschland solche Gefahren von Böllern und Feuerwerk durch die seit Jahrzehnten übliche weitestgehend ungeregelte Nutzung in Kauf nehmen“, sagte der Mediziner. „Derzeit stellt sich diese Frage umso dringlicher, als die gesamte Notfallmedizin und die Rettungsdienste wegen großen Personalmangels und zahlreicher schwerer Atemwegserkrankungen ohnehin schon extrem belastet sind.“ Eine explizite Forderung nach einem Verbot des Verkaufs und privaten Gebrauchs von Feuerwerkskörpern zu Silvester erhob Dahmen aber nicht.

Die gesundheitspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, Christine Aschenberg-Dugnus, hält ein generelles Böllerverbot für „nicht zweckmäßig“. Allerdings ist sie offen dafür, dass Kommunen Zonen ausweisen, in denen an Silvester nicht geböllert werden darf. „Selbstverständlich sollten Städte und Kommunen weiterhin entscheiden, ob ein partielles Feuerwerksverbot sinnvoll ist“ - etwa an vielbelebten Plätzen oder in historischen Altstädten.

Entlastung während der Pandemie

Das Verbot des Böllerns in den Corona-Jahren 2020 und 2021 entlastete nach Einschätzung der Deutschen Krankenhausgesellschaft die Krankenhäuser: „In der Zeit des Böllerverbots haben die Kliniken etwa zwei Drittel weniger stationäre Fälle mit feuerwerksbedingten Verletzungen registriert“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, der „Welt“. „Auch dieNotaufnahmen waren entsprechend weniger belastet.“ Jetzt aber geheman davon aus, „dass wir in dieser Neujahrsnacht wieder ähnlich viele feuerwerksbedingte Verletzungen versorgen müssen wie in den Jahren vor Corona“. Verbote seien aber nicht zielführend, um Engpässe auszugleichen, betonte Gaß.

Umweltorganisationen kritisieren Feuerwerke ebenfalls

Andere Kritiker von Feuerwerken - darunter Umweltorganisationen - monieren unter anderem auch die hohe Feinstaubbelastung, das Müllaufkommen und die Belastung für Tiere.

Vor einigen Tagen sprach sich der Präsident der Bundesärztekammer für ein „dauerhaftes und umfassendes“ Böllerverbot aus. Die „ungeregelte Knallerei“ sei „schlecht für Umwelt und Klima und führt immer wieder zu schweren Verletzungen“, sagte Klaus Reinhardt der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ). Besonders Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bis 25 Jahren seien von Knalltraumata betroffen, dazu kämen Verletzungen am Auge und Verbrennungen. „Das bedeutet eine starke zusätzliche Belastung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Kliniken, die ohnehin schon seit Monaten am Limit arbeiten“, sagte Reinhardt.

Er wünschte sich auch angesichts der Weltlage ein Umdenken: Es sei „vollkommen fehl am Platz, das neue Jahr mit Raketen zu begrüßen, während in Europa ein Krieg wütet“, sagte er. „Bei zahlreichen Geflüchteten aus Kriegsgebieten löst die Silvesterknallerei schlimme Gefühle aus, bei manchen sogar Todesängste. Statt Geld für Böller und Raketen auszugeben, wäre mir ein Spenden-Feuerwerk für diese Menschen lieber.“