Möglicher Platz für Flüchtlingsunterkünfte: 10 000 Quadratmeter Fläche stehen auf dem ehemaligen BayWa-Areal in der Herrenberger Kernstadt zur Verfügung. Foto: Holom

Die steigende Zahl von Geflüchteten aus der Ukraine bringt die Herrenberger Verwaltung in Zugzwang. Mobile Unterkünfte neben Kuppingen auf dem ehemaligen BayWa-Areal sollen Abhilfe schaffen.

Die Stadt Herrenberg steht vor der großen Aufgabe, bis Ende 2023 Unterkünfte für rund 330 Geflüchtete zur Verfügung zu stellen. Die kurzfristig eingerichtete Notunterkunft in der Mehrzweckhalle bietet rund 150 Schlafplätze, die mit dem allernötigsten ausgestattet sind. Allerdings soll dieses Provisorium möglichst kurz genutzt werden. „Die Kosten sind hoch, der Wohnkomfort minimal und die Halle wird baldmöglichst wieder als Veranstaltungsort benötigt“, teilt Herrenbergs Erster Bürgermeister Stefan Metzing mit.

Flächen für mobile Wohncontainer im Fokus

Die Verwaltung habe deshalb alle denkbaren städtischen und privaten Grundstücke im gesamten Stadtgebiet unter die Lupe genommen, um einen geeigneten Standort für die Unterbringung von Geflüchteten in mobilen Wohncontainern in den nächsten drei bis fünf Jahren zu finden. Es galt, Flächen zu finden, die schnellstmöglich verfügbar sind und eine große Bettenkapazität und damit effektive Abläufe bei Betrieb und Betreuung erlauben. Auch eine zentrale Lage und die Nähe zu Bildungs- und Betreuungsstätten waren wichtige Kriterien.

Neuer Fokus auf dem BayWa-Areal

Am Standort Römerweg in Kuppingen gibt es aktuell acht Wohncontainer mit 27 Betten. Die Nutzung war ursprünglich auf zwei Jahre bis Ende 2022 befristet. Wegen der akut hohen Flüchtlingszahlen und Prognosen für das kommende Jahr soll sich die Nutzung dieses Standorts um zwei Jahre verlängern. Die Nachbarschaft wird zur Sitzung des Kuppinger Ortschaftsrates am 6. Dezember eingeladen. Dabei wollen die Verantwortlichen im Rathaus die Notwendigkeit der Verlängerung erläutern und um Verständnis geworben werden soll.

Als zweiten Standort – mit Platz für eine deutlich größere Zahl an Unterkünften – sieht die Stadtverwaltung das ehemalige BayWa-Areal in der Kernstadt vor. Für diese zentrale Brachfläche im städtischen Eigentum gab es städtebauliche Pläne für einen Mix aus Büro-, Wohn- und Gewerbenutzung. Diese ließen sich mit einem Investor zunächst allerdings nicht umsetzen. Deshalb soll das rund 10 000 Quadratmeter große Gelände am Bahnhof in zwei Abschnitte geteilt werden.

Ehemaliges BayWa-Areal in zwei Bauabschnitten umnutzen

Ein erster Abschnitt an der Kalkofenstraße soll im Lauf des Jahres 2023 zum temporären Wohnort für Geflüchtete mit einer Maximalkapazität von etwa 300 Betten werden. Die neuen Unterkünfte sollen den Geflüchteten ein mobiles Zuhause auf Zeit bieten. Anders als in der Notunterkunft in der Halle bieten die geplanten Containerbauten ein wenig mehr Wohnkomfort und Privatsphäre sowie eine möglichst eigenständige Lebensführung. Auch für Angebote wie Sozialbetreuung und Integration ist der neue Standort laut Verwaltung gut geeignet.

Dauerhafte Wohnangebote für Geflüchtete und Obdachlose

Für den zweiten Abschnitt an der Nagolder Straße setzt Herrenberg weiterhin auf städtebauliche Entwicklung und eine mögliche Vermarktung. Die Voraussetzung dafür ist laut Erstem Bürgermeister Stefan Metzing, jedoch dass sich bereits in den nächsten Jahren interessierte Investoren dafür finden. Die Verwaltung lädt auch hier die Nachbarschaft zu einer Informationsveranstaltung ein. Diese findet am Donnerstag, 15. Dezember, statt.

Für eine Unterkunft auf Dauer sucht die Stadtverwaltung nach wie vor geeignete Immobilien und Grundstücke. Besonders im Blick hat die Stadt dabei Unterkünfte mit einfachem Wohnstandard, die soziale Notlagen abfedern und die Bewohner motivieren sollen, eigenständig ihre Situation zu verbessern. Dazu laufen nach Rathausangaben derzeit Gespräche mit Eigentümern. Die Ergebnisse stünden noch aus.