Bisher grüne Fläche: Hinter dem Rewe in Pattonville sollen Sozialwohnungen entstehen. Foto: Dominik Florian/Archiv

Eigentlich sollten im vergangenen Sommer die ersten Mieter in Neubauten in Pattonville (Kreis Ludwigsburg) einziehen. Doch der Bau hat noch nicht einmal angefangen. Ist die Pandemie schuld daran?

Im Jahr 2026 könnte es soweit sein, dass an der Arkansasstraße in Pattonville Sozialwohnungen bezogen werden. Besondere Vorsicht in der Formulierung ist hier geboten, weil der Einzug der Mieter früher schon einmal auf den Sommer 2022 datiert worden ist. Wer sich an der Arkansasstraße umsieht, erkennt aber, dass dort noch nicht einmal eine einzige Hausmauer steht. Das Wohnbauprojekt zieht sich schon seit Jahren und war anfangs höchst umstritten. Die Verzögerung der Fertigstellung um vier Jahre begründet die Stadt Kornwestheim nun mit der Corona-Pandemie.

Was ist geplant?

Auf der Grünfläche neben dem Rewe-Markt in Pattonville sollen drei Gebäude mit jeweils drei Stockwerken gebaut werden. Etwa 110 Personen werden dort künftig wohnen. Und zwar richtet sich das Wohnangebot an Menschen mit Wohnberechtigungsschein und solche, die in den vergangenen Jahren als Flüchtlinge nach Kornwestheim und Remseck gekommen sind. Die beiden Städte, die gemeinsam den Stadtteil Pattonville verwalten, setzen das Bauprojekt gemeinsam um. Bauherr ist der Zweckverband Pattonville.

Von den drei Gebäuden werden zwei mit jeweils neun Wohnungen der Stadt Kornwestheim zugeteilt. Remseck zeichnet sich verantwortlich für einen größeren Baukörper mit 18 Wohnungen.

Warum dauert das so lange?

Im Jahr 2019 ist geplant gewesen, dass die Wohnungen im Sommer 2022 fertig sind. Als Grund für die Verzögerung gibt die Stadt Kornwestheim die ein Jahr danach beginnende Pandemie an. „Während der Pandemie und zuletzt auch durch den Krieg in der Ukraine kam die Baubranche aufgrund von Lieferengpässen und massiven Preissteigerungen in zahlreichen Bereichen immer wieder ins Stocken“, heißt es aus der Pressestelle. Die Verwaltung habe diese Zeit genutzt, um die Bau-Standards für das Projekt in der Arkansasstraße zu definieren, es noch einmal hinsichtlich Bedarf und Finanzierung zu überprüfen und an einigen Stellschrauben nachzujustieren. So musste laut Stadt beispielsweise die KfW-Förderung überarbeitet werden, da sie im Jahr 2022 neu aufgelegt wurde.

Die Chancen, dass der Baustart nun wirklich Anfang kommendes Jahr glückt, stehen gut. Sowohl Remseck als auch Kornwestheim haben dafür erste Gelder in ihren Haushalten fest eingeplant.

Warum war das Bauprojekt umstritten?

Im Jahr 2017 löste der geplante Wohnungsbau Unruhe in der Region aus, weil zunächst geplant war, auf dem Gelände hauptsächlich Geflüchtete unterzubringen. Der damalige Oberbürgermeister von Ludwigsburg, Werner Spec, sprach von einer „Kriegserklärung“. Er fürchtete, dass die Ansiedelung von Flüchtlingen die Integrationsbemühungen des direkt angrenzenden Ludwigsburgs angreife. Auch der Bürgerverein Pattonville war nicht begeistert und fürchtete einen „sozialen Brennpunkt“ an der Arkansasstraße. Zu den Sorgen trug auch bei, dass die neuen Gebäude etwas außerhalb und abgeschottet liegen.

Dass das Projekt in der Form nicht umgesetzt wird, war schnell klar. So einigte man sich schon 2017 darauf, nur einen gewissen Prozentsatz an Flüchtlingen dort unterzubringen. Wichtig war den Beteiligten auch, dass die Häuser baulich nicht an eine Sammelunterkunft erinnern. Der Bürgerverein Pattonville bestätigt gegenüber unserer Zeitung, dass Remseck und Kornwestheim versucht haben, auf die Bedenken des Vereins einzugehen. „Vor diesem Hintergrund können wir gut mit den aktuellen Planungen leben“, sagt die Vereinsvorsitzende.

Wer finanziert das?

Die Kosten für die drei neuen Gebäude liegen bei knapp elf Millionen Euro und werden von den Städten Remseck und Kornwestheim getragen. Die Kommunen erhalten Zuschüsse in Höhe von rund vier Millionen Euro. Diese teilen sich in eine Million aus der KfW-Förderung und drei Millionen aus der Landeswohnbauförderung. Kornwestheim wird 52,6 Prozent der übrigen Kosten übernehmen, Remseck entsprechend 47,4 Prozent.