Der ägyptische Strandort Hurghada etwa ist bei Urlaubern beliebt. Foto: Imago/Zoonar

Das Auswärtige Amt in Berlin sprach kürzlich eine Reisewarnung für Israel, die palästinensischen Gebiete und den Libanon aus. Für Ägypten gibt es schon länger eine Teilreisewarnung. Was das angesichts der aktuellen Situation für Urlauber bedeutet.

Ägypten gilt bei Deutschen als beliebtes Urlaubsland – vor allem im Herbst und Winter, wenn es in vielen Teilen Europas kalt und regnerisch ist. Dann nämlich erwarten einen in dem nordafrikanischen Land meist noch warme Temperaturen und viel Sonne. Allerdings hat Ägypten auch eine direkte Grenze zu Israel und dem Gazastreifen, was angesichts der aktuellen Situation viele Urlauber verunsichert.

Nach dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel, den Gegenangriffen des Landes sowie jüngst dem Raketeneinschlag bei einer Klinik im Gazastreifen kommt die Frage auf, ob Urlaub in Ägypten aktuell noch sicher ist. Am vergangenen Mittwoch hatten sich US-Präsident Joe Biden und Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi auf eine dauerhafte Lieferung von humanitärer Hilfe in den Gazastreifen über den ägyptischen Grenzübergang Rafah geeinigt hatten. Das Land spielt also eine wichtige Rolle im Nahost-Konflikt.

Was sagt das Auswärtige Amt zur aktuellen Situation in Ägypten?

Das Auswärtige Amt schreibt dazu auf seiner Internetseite: „Die Sicherheitslage in Ägypten ist insgesamt weiterhin stabil und ruhig.“ Trotzdem könne es aufgrund des Angriffs der Hamas auf Israel und der israelischen Militäroperation im Gazastreifen zu propalästinensischen und antiisraelischen Kundgebungen kommen.

Deswegen werde Urlaubern empfohlen, Demonstrationen oder größere Menschenansammlungen wie zum Beispiel nach dem Freitagsgebet vor Moscheen zu meiden. Weiter heißt es auf der Internetseite: „Seien Sie wachsam und informieren Sie sich über die lokalen Medien oder Ihren Reiseveranstalter.“

Teilreisewarnung des Auswärtigen Amts

Schon vor dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel gab es für Ägypten eine Teilreisewarnung. Die Bundesbehörde warnt generell vor Reisen in folgende Regionen des nordafrikanischen Landes:

  • den Norden der Sinai-Halbinsel
  • das ägyptisch-israelische Grenzgebiet (mit Ausnahme von Taba)
  • entlegene Gebiete der Sahara
  • die Grenzgebiete zu Libyen und Sudan

Zudem wird im Süden der Sinai-Halbinsel, das Gouvernorat Südsinai mit den Küstenorten Sharm el-Sheikh, Dahab, Nuweiba und Taba am Roten Meer, von unbegleiteten, individuellen Ausflügen und Überlandfahrten abgeraten. Hier sollte man Ausflüge also zu seiner eigenen Sicherheit nur in ortskundiger Begleitung unternehmen.

Was ist eine (Teil)-Reisewarnung?

Reisewarnungen werden generell ausgesprochen, wenn davon ausgegangen werden muss, dass „jedem Reisenden eine konkrete Gefahr für Leib und Leben droht“, wie das Auswärtige Amt auf seiner Internetseite schreibt. Es gibt allerdings auch Teilreisewarnungen, bei denen eben nur vor Reisen in bestimmte Regionen, Orte oder Städte eines Landes gewarnt wird. Neben Ägypten gilt eine Teilreisewarnung des Auswärtigen Amts zum Beispiel auch für Russland.

Wegen der Eskalation der Gewalt im Nahen Osten sprach die Bundesbehörde am vergangenen Sonntag Reisewarnungen für Israel, die gesamten palästinensischen Gebiete und den Libanon aus. Weltweit gilt eine solche nun für 16 Staaten, darunter auch die Ukraine, Afghanistan oder Syrien. Die Einstufung kann Reisenden die Stornierung von Flügen vereinfachen, es handelt sich aber nicht um Reiseverbote.

Was ist der Grund für die Teilreisewarnung für Ägypten?

Auch schon vor dem Terrorangriff der Hamas auf Israel und der Eskalation des Nahost-Konflikts gibt es in Ägypten ein erhöhtes Risiko für terroristische Anschläge, die eine Teilreisewarnung zur Folge hatten. Laut der Bundesbehörde richten sich die Angriffe meist gegen ägyptische Sicherheitsbehörden. Es seien allerdings auch schon Touristen und ausländische Ziele betroffen gewesen. 2019 etwa gab es im Zentrum der ägyptischen Hauptstadt Kairo einen Autobomben-Anschlag, mindestens 20 Menschen starben, zahlreiche weitere wurden verletzt.

Was sollten Ägypten-Urlauber beachten?

Das Auswärtige Amt schreibt auf seiner Internetseite: „Auch nach Aufhebung des Ausnahmezustandes 2021 haben die Sicherheitskräfte und das Militär im Zuge der Terrorismusbekämpfung erhebliche Eingriffsbefugnisse. Vor allem nachts ist mit verstärkten Kontrollen durch Sicherheitskräfte zu rechnen.“

Ägyptens Präsident Abd al-Fattah Al-Sisi hatte im April 2017 den Ausnahmezustand in seinem Land verhängte. Auslöser waren Anschläge der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) auf zwei Kirchen, bei denen etwa 50 Menschen starben. Viele der Freiheiten und des Handlungsspielraumes, die Sicherheitskräften und dem Militär deswegen damals ausgesprochen wurden, gelten aber auch heute noch.

Die Bundesbehörde rät Urlaubern dazu, bei Reisen nach Ägypten, einschließlich der Touristengebiete am Roten Meer, besonders vorsichtig zu sein. Zudem solle man während der Feiertage – wie etwa dem koptischen Weihnachtsfest am 7. Januar – die Nähe zu koptischen Einrichtungen meiden und insbesondere an belebten Orten und bei besonderen Anlässen stets aufmerksam sein. Beliebte Urlaubsorte wie Hurghada, El Gouna und Marsa Alam, sind von der Reisewarnung des Auswärtigen Amts für Ägypten nicht direkt betroffen. Trotzdem gilt auch hier Vorsicht.

Generell ist es wichtig, sich vor dem Urlaub über die aktuelle Sicherheitslage am Zielort informieren sowie die Reisewarnungen und Ratschläge des Auswärtigen Amtes zu beachten.