Beim Nachtumzug geht es in den Straßen und Gassen von Weil der Stadt hoch her. Foto: Simon Granville

Wenn in Weil der Stadt nachts der Bär steppt, feiern Hexen und Teufel mit – und zwar das gemeinsame Jubiläum zur Fasnet 2023.

„Hexen!“ skandiert Hexenmeister von der Bühne am Parkplatz vor dem Kino. Ein stimmgewaltiger Chor antwortet lauthals mit dem Wort „Schuss!“. „Hexenschuss“ ist der Jubiläumsruf, kurz Jubiruf, der Hexen, die gemeinsam mit den Bären und den Schellenteufeln am Freitagabend zum Nachtumzug eingeladen haben. Dem Ruf sind neben zahlreichen Närrinnen und Narren auch ein paar befreundete Zünfte gefolgt. Die Stimmung auf dem gut gefüllten Platz könnte nicht besser sein und pünktlich um 20 Uhr zieht der Zug, angeführt vom Nachtwächter, durch die Weil der Städter Innenstadt.

Lichter und Fackeln tanzen durch die Straßen

„So ein Nachtumzug ist etwas ganz Besonderes“, findet ein als Löwe verkleideter Narr. „Das Gruselige kommt im Dunkeln einfach noch besser zum Ausdruck.“ Glutrot, hellblau und gelb leuchten die Augen einiger Hästräger in der Nacht. Lichter und Fackeln tanzen durch die Stuttgarter Straße Richtung Marktplatz. Es riecht nach heißem Wachs.

Der Nachtumzug ist einer der Höhepunkte der diesjährigen Weiler Fasnet und ein außergewöhnliches Ereignis noch dazu. Nachtumzüge gibt es in der Keplerstadt nur zu besonderen Ereignissen, der letzte fand vor elf Jahren statt, also zum letzten Schnapszahlengeburtstag der drei Gruppen. Dieses Jahr feiern die Hexen 66, die Bären 44 und die Schellenteufel 33 Jahre.

In ihren Anfängen trugen die Hexen noch Papp- und Gummimasken – kein Vergleich zu ihren heutigen ausdrucksstarken Holzgesichtern. Da die Bären zu den beliebtesten Tiergruppen der Schwäbisch-alemannischen Fasnet gehören, durften sie auch in der Weiler Narrenzunft AHA nicht fehlen. Anfang der 70er-Jahre gab es bei den Hexen bereits einen Teufel. Inzwischen gibt es knapp 80 aktive Schellenteufel in der Gruppe mit den Rot-schwarzen Kostümen.

Nach dem Umzug geht es auf dem Carlo-Schmid-Platz weiter

Nach dem Umzug ist noch lange nicht Schluss: Auf der Bühne auf dem Carlo-Schmid-Platz geht es kurz nach 21 Uhr mit dem Programm weiter. Neben dem Flashmob zum Jubiläum: „Hexen, Bären, Teufel machen einen drauf“, lassen sich die Mitglieder der drei Gruppen bei ihrer Show bejubeln. Immer wieder gibt es musikalische Einlagen, bis dann die Mix-Tour das offizielle Programm unter tosendem Beifall beendet. Zu schade, dass der nächste Nachtumzug womöglich wieder elf Jahre auf sich warten lässt.