Auch dabei: Zigeuner aus Weil der Stadt. Foto: Jürgen Bach

Zum Pferdemarkt gehört auch die Fasnet: Beim großen Umzug sind auch Hexen, Bären und Geister aus Leonberg und dem Umland dabei. Einige von ihnen haben eine aufwendige Anreise.

Wie klingt der Pferdemarkt-Umzug? Nach dem Wiehern der Vierhufer? Nach den donnernden Bässen, die aus den Boxen der Umzugswagen dröhnen? Nach dem Jubel der Zuschauer und Lachen der Kinder? Die schnelle Antwort: Ja, auch. Etwa eine Stunde, bevor an diesem Pferdemarkt-Dienstag der Umzug von der Berliner Straße in Richtung Altstadt zieht, dominiert die Soundlandschaft aber noch ein anderes Geräusch: Das Klimpern und Klingeln der Schellen, die am Häs eines so manchen Narren befestigt sind.

So wie die Glöckchen gehört auch die Fasnet zum Pferdemarkt: Mehr als 20 Zünfte, Häsgruppen und Fasnetsvereine laufen beim großen Umzug mit, viele von ihnen schon aus langer Tradition. Etwa die Zigeuner der Weil der Städter Narrenzunft AHA. Sie haben die wahrscheinlich anstrengendste Anreise der vielen Gäste – seit den 80er-Jahren macht sich die Gruppe von Weil der Stadt zu Fuß auf zum Pferdemarkt.

Warum laufen die Weiler?

Warum das denn? Das Rätsel aufklären kann Gründungsmitglied und damit auch Zigeuner-Experte Bernd. Früher sei man gemeinsam mit den Hexen und Schlehengeistern in einem Bus angereist. Als die beiden Gruppen sich irgendwann nicht mehr anschlossen, wurde der Bustransfer zu aufwendig. „Da ist man eben gelaufen.“ Mitglieder anderer Weiler Gruppen dürfen aber trotzdem weiterhin mit nach Leonberg reisen. Die verkleiden sich dann aber auch als Zigeuner, erklärt Bernd.

Zu Fuß unterwegs waren die Weiler Zigeuner also auch in diesem Jahr, los ging es um 8 Uhr. Gut sind sie angekommen, berichtet Zigeuner-Mitglied Johannes Lutz kurz vor dem Startschuss zum Umzug. Ob es nicht anstrengend sei, zu Fuß anzureisen und dann auch noch zu Fuß den Umzug zu bewältigen? „Schön anstrengend“, sagt Lutz. Immerhin: Genug Reiseproviant hatten die Zigeuner auf dem Weg von Weil der Stadt dabei, gesponsort von Bürgermeister Christian Walter höchstpersönlich. Beim Umzug laufen die Zigeuner gemeinsam mit einigen Bären vor den Weiler Narrenzunft-Kollegen, die zur Feier des Tages mit Wagen angerückt sind. Der Festwagen zum „Kaiserreich Japan“ mit opulentem Miniaturtempel und komplett mit Geishas und Samurai ist im langen Zug kaum zu verpassen.

Früh in den Pferdemarkt-Dienstag starten auch die Warmbronner Beerlesklopfer, und zwar um halb 10 mit Weißwurstfrühstück. Für die Warmbronner Hästräger ist der Umzug in Leonberg quasi Heimspiel, und damit Pflicht und Highlight zugleich. „Für uns ist es eine Ehre, dass die Zünfte heute auch mitlaufen dürfen“, sagt Beerlesklopfer-Mitglied Tanja.

Bereit für das Sechs-Tage-Rennen

Ganz fester Bestandteil im Fasnetsprogramm ist der Pferdemarkt-Umzug auch für die Rutesheimer Ruademser Gumpa Hexa, berichtet Hexenchefin Daniela Faust. Und die Stimmung ist hoch – besonders nach der zweijährigen Zwangspause. „Jetzt geht das Sechs-Tage-Rennen los“, so die Vorsitzende mit Blick auf die kommenden Tage. Auch für die Leicha Hexa aus Gebersheim kommt noch so einiges an Programm zu, „es wird hart“, sagt Hexe Marc. Nach der zweijährigen Pause sei man aber umso motivierter, müde werden die Hästräger erstmal nicht. Ganz nach dem Motto: „Es gibt nur ein Gas – Vollgas!“, wie eine der Gumpa Hexa ruft.