Lebensräume mit vorsichtiger Pflege erhalten: Nabu-Einsatz im Buchgraben bei Herrenberg-Haslach Foto: Nabu

Im Buchgraben bei Herrenberg-Haslach finden viele Tier- und Pflanzenarten ein Zuhause. Der NABU kümmert sich regelmäßig um die Pflege der Biotope.

Bäume und Sträucher für den Naturschutz roden – ist das sinnvoll? Diese Frage haben sich womöglich einige Menschen in den vergangenen Wochen bei ihren Spaziergängen rund um den Buchgraben gestellt. „Das südöstlich von Haslach gelegene Naturdenkmal ist ein Rückzugsort für die Natur“, berichtet der Ortsverband Gärtringen-Herrenberg-Nufringen des Naturschutzbundes (Nabu). Hier seien verschiedene Biotope entstanden, die Lebensräume für selten gewordene Tier- und Pflanzenarten bieten. „Insbesondere die besonnten Steilwände, die artenreichen Magerrasenflächen, die höhlenreichen Habitatbäume mit für Vögeln und Fledermäusen wichtigen Strukturen sowie Streuobstbäume und Heckenstrukturen sind hier zu nennen“, heißt es von Seiten des Nabu.

Seit vielen Jahren erfolgt die Landschaftspflege durch die Schafbeweidung von Familie Gräther aus Haslach. Weil aber große Bereiche zuvor vernachlässigt worden waren, sind sie laut Nabu-Gruppe in keinem optimalen ökologischen Zustand, sodass weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Habitatstrukturen erforderlich seien. „Das unkontrollierte Aufwachsen von Gehölz- und Baumstrukturen, die sogenannte Sukzession, sorgt für die ungewollte Beschattung von Flächen mit wärmeliebenden Pflanzen, die wiederum Nahrungsgrundlage bedrohter Schmetterlingsarten wie dem Wegerich-Scheckenfalter und dem Magerrasen-Perlmuttfalter sind“, beschreiben die Nabu-Verantwortlichen.

NABU-Ortsgruppe führt Biotoppflege durch

Seit Frühjahr 2023 engagiert sich die Ortsgruppe Gärtringen-Herrenberg-Nufringen in Absprache mit der Stadt Herrenberg und dem Landschaftserhaltungsverband Böblingen im Buchgraben und führt dort Biotoppflege durch. Im östlichen Bereich des Buchgrabens nahe der Bahnlinie wurde ein flächiger Bereich gerodet und ein Großteil des Schnittguts in mittlerweile mehreren Einsätzen mit kleineren Gruppen aus dem Gebiet per Anhänger abgefahren – so auch zuletzt, als zehn Ehrenamtliche an einer weiteren Landschaftspflege-Aktion teilnahmen. Die Ehrenamtlichen zerkleinerten die gefällten Bäume und Gebüsche mit einer Säbelsäge und Astscheren und schleppten sie das steile und teils vereiste Gelände zu der den Buchgraben umgebenden Straße. Insgesamt seien drei Fuhren mit dem für zwei Tonnen Nutzlast ausgelegten Anhänger abtransportiert worden, berichtet die Nabu-Gruppe.

In den nächsten Wochen sollen weitere Aktionen stattfinden, um die restlichen Gehölze zu entfernen und das Material aus dem Gebiet abzufahren. Auf den bereits vor einem Jahr von der Sukzession befreiten Flächen weideten 2023 die Ziegen von Heike Mönig aus Herrenberg, um die stark nachwachsenden Gehölz-Schösslinge einzudämmen. Wegen des gefrorenen Bodens konnten die verbliebenen Gehölze bei der Nabu-Aktion zuletzt nicht per Hacke und Spaten mitsamt Wurzeln entfernt werden – somit sind weitere Einsätze programmiert.

Herrenberg bei der Biotopverbundplanung vorne dran

Bei alldem handelt es sich um Maßnahmen aus der Biotopverbundplanung der Stadt Herrenberg, so das Landratsamt. Die Stadt hatte sich 2021 als erste Kommune im Kreis Böblingen eine solche erstellen lassen. Sie enthält konkrete Vorschläge, wie und wo Lebensräume konkret verbessert werden können, um sie für Tiere und Pflanzen zu erhalten, aufzuwerten, neu zu entwickeln und vor allem zu vernetzen. Die Maßnahmen werden nach und nach umgesetzt.

Biotopverbünde sind Netze von miteinander verbundenen Biotopen. Im Landkreis Böblingen arbeiten aktuell zehn Kommunen am Ausbau eines Biotopverbunds. Teilweise werden gemeinsame Planungen erstellt, wie im Gemeindeverwaltungsverband Oberes Gäu (Mötzingen, Jettingen, Bondorf und Gäufelden) und im Gemeindeverwaltungsverband Aidlingen-Grafenau.

Kontakt Wer über künftige Aktionen des Nabu Gärtringen-Herrenberg-Nufringen informiert werden oder daran selbst teilnehmen möchte, kann sich unter der Mail-Adresse yannickmauch@aol.com oder unter der Telefonnummer 0 15 78 / 4 05 52 84 melden.