Für Marika Lulay zählt in ihrer Branche die Möglichkeit, immer neu zu denken. Foto: GFT/Lichtgut/Max Kovalenko

Marika Lulay, die Chefin des Stuttgarter IT-Dienstleisters GFT, sieht gerade für Frauen in ihrer Branche enorme Chancen. Flexibilität und die Bereitschaft neu zu denken, gehörten dort untrennbar zum Erfolg.

Stuttgart - Als Marika Lulay im Jahr 2017 an die Spitze des Stuttgarter IT-Dienstleisters GFT aufrückte, musste sie sich als eine der wenigen Frauen an der Spitze eines deutschen Unternehmens in dieser Branche an die Rolle als Galionsfigur erst ein bisschen gewöhnen. Schließlich hatte sie nach ihrem Studium in den Achtzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts über Jahrzehnte ganz selbstverständlich in der Männerdomäne IT ihre Karriere gemacht.

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Sie habe sich als Frau nie diskriminiert oder anders behandelt gefühlt, sondern immer auf Augenhöhe, sagt die 59-Jährige: „Ich fand die Arbeit in der Branche immer offener, lockerer und freier als anderswo.“ Auch die praktischen Hürden für Frauen seien relativ niedrig. Flexible Arbeitszeiten, Heimarbeit – das sei in der IT schon lange selbstverständlich. Als sie ein Kind bekam, blieb ihr Mann zunächst zu Hause.

Innovation und neues Denken

Doch nachdem sie als einige der wenigen Chefinnen in der Branche, auf einmal mit Fragen zu frauenspezifischen Themen bestürmt wurde, nahm sie die Rolle gerne an. Etwa als sie unserer Zeitung Rede und Antwort stand, wie sie Kind und Karriere unter einen Hut gebracht hat.

Aber wichtiger sind Lulay letztlich umfassendere Themen der Unternehmenskultur. Die Stellung der Frauen in der Gesellschaft und in der Wirtschaft gehört für sie zu ihrem großen Thema Innovation und neues Denken.

Geradlinige Kommunikation

Gerade in der IT-Branche würden scheinbar feste Strukturen ständig hinterfragt, sagt sie. Innovationen bräuchten eine Kultur der Offenheit und der Kreativität. „Ich habe ein tiefes Streben nach Unabhängigkeit“, sagt sie: „Ich nehme mir das Recht heraus, unbeeinflusst selbst zu denken, und unterwerfe mich nicht automatisch üblichen Regeln.“ Als Chefin will sie deshalb zugänglich sein – und eine Unternehmenskultur der geradlinigen Kommunikation pflegen, wo man nicht um den heißen Brei herumredet.

Frauen haben Chancen zum Wiedereinstieg

Das Innovationstempo in der Branche habe gerade für Frauen seine Vorteile: „Heute ist meiner Meinung nach die IT ein guter Beruf für Frauen, die wegen ihrer Kinder aussetzen. Gerade weil sich die Dinge so schnell weiterbewegen, kann man immer wieder neu einsteigen. Die IT kann Quereinsteiger gebrauchen wie keine andere Industrie.“