Nena begeisterte das Leonpalooza-Publikum Foto: Jürgen Bach

Ersatzloses Aus schadet dem Bemühen um mehr Attraktivität.

Leonpalooza findet 2024 nicht statt. Für die Absage hat es gewichtige Gründe gegeben, so gewichtig, dass der Gemeinderat eine entsprechende Entscheidung einmütig traf. Die Argumente sind vielfältig: die Stadthalle wird saniert, sie stünde bei schlechtem Wetter nicht als alternativer Veranstaltungsort zur Verfügung. Einen Stadthallenleiter hätte es zur Koordination des Events nicht gegeben, denn die Stelle ist nach der Trennung von Nils Strassburg vakant. Und finanziell sprengt das Festival im bisherigen Umfang den Rahmen. Die finanzielle Unterstützung des Staates nach Corona fällt weg – und auch die Künstler müssen nicht erst wieder das Geschäft ankurbeln, die Terminkalender sind gefüllt. Entsprechend gestiegen sind die Kosten, völlig unabhängig von der allgemeinen Preissteigerung.

So nachvollziehbar und mit Blick auf die städtischen Finanzen verantwortungsbewusst die Gründe also einerseits sind, so abrupt wird mit der Absage der Schwung herausgenommen, den die Stadt durch das Festival im Kontext einer Imagesteigerung bekam. Nicht wenige hatten sich verwundert die Augen gerieben, als 2022 Namen wie Nena und Bob Geldof im Programm auftauchten. Dieses Jahr dann, neben abermals Nena, noch Chris de Burgh und Jethro Tull.

Ein besonderes Format für eine besondere Stadt

Man muss nicht auf die Musik dieser Künstler stehen; und man mag auch der Meinung sein, dass sie die besten Zeiten längst gesehen haben, keine großen Hallen mehr füllen können und sich deshalb nun mit kleineren Bühnen abgeben müssen.

Aber man sollte nicht verkennen, dass sie nach wie vor ein treues Publikum haben, das dafür aus dem ganzen Land nach Leonberg kommt. Und dass genau in solchen Formaten die Chance für Kommunen im Stuttgarter Umland liegt, auch von Künstlern mit nach wie vor großem Namen zu profitieren.

Leonpalooza hat ein zusätzliches Publikum angezogen. Nicht selten wurden die Konzertbesucher zu Übernachtungsgästen in der Stadt. Welche moderne, namhafte Veranstaltung mit einer derartigen Strahlkraft hat die Stadt sonst jenseits des traditionsreichen Pferdemarktes zu bieten? Leonpalooza war einzigartig und gerade dabei, sich im Land einen Namen zu machen, sowohl beim Publikum als auch in der Künstlerszene.

In dieser Situation trifft der Gemeinderat eine Entscheidung, die abrupt den Schwung aus all diesen Bemühungen um eine Attraktivitätssteigerung der Stadt vor den Toren der Landeshauptstadt nimmt. Schwer vorstellbar, dass der Gemeinderat leichtfertig einen solchen Imagefaktor ungenutzt lässt, der nicht mit Geld aufzuwiegen ist. Nicht zu vergessen: drei, vier Jahre hatte es gedauert, bis das Festival etabliert schien.

Die Stadt täte gut daran, wenigstens etwas von dem Aufwind, den Leonpalooza gebracht hat, mitzunehmen ins Jahr 2024 – das tatsächlich nur der Überbrückung dienen, nicht das endgültige Aus markieren sollte. Warum nicht über ein kleines Event nachdenken, das bezahlbar, überschaubar, aber zentral in der Ortsmitte ein wenig von dem Imagegewinn hinüberrettet? Eine bessere Basis könnte es für ein Leonpalooza 2025 nicht geben, um daran anzuknüpfen, was mit den vergangenen vier Events gelang: die Attraktivität der Stadt zu steigern.

Dass ein Leonpalooza 2025 anders aussehen muss, als die Festivals der vergangenen Jahre, dürfte unbestritten sein. Ein geschätztes Defizit von einer Viertelmillion Euro in diesem Jahr ist dem Leonberger Steuerzahler nicht zu vermitteln. Auch wenn Imageförderung nicht in Geld aufzuwiegen ist.