Die Patientenbegleiter vom Kreisseniorenrat suchen weitere Mitstreiter Foto: dpa/Patrick Seeger

Der Kreisseniorenrat Böblingen und der Klinikverbund suchen Ehrenamtliche, die sich als Übergangsbegleiter engagieren. So soll das Angebot der Patientenbegleiter ausgebaut werden.

Seit 2017 führt der Kreisseniorenrat Patientenbegleitungen in den vier Krankenhäusern des Landkreises Böblingen durch. Insgesamt 65 ehrenamtliche Patientenbegleiterinnen und -begleiter haben in den fünf Jahren über 10 000 meist ältere, alleinlebende Patienten am Krankenbett begleitet. Dabei geben die Ehrenamtlichen den Patienten Orientierung in einer für sie fremden Umgebung, unterhalten sich, lesen vor, machen Spiele, unternehmen kleine Spaziergänge, vor allem nehmen sie sich viel Zeit und hören zu.

In Ergänzung zu diesem Projekt wird der Kreisseniorenrat gemeinsam mit dem Klinikverbund Südwest (KVSW) das Projekt „Übergangsbegleitung und Kurzzeitpflege“ im Landkreis einführen. Dieses Projekt wird im Rahmen eines Innovationsprogramms vom Sozialministerium mit 400 000 Euro bis Ende 2024 gefördert.

Patienten auf dem Weg nach Hause unterstützen

Ziel ist es, Patienten bei der Rückkehr in ihr eigenes häusliches Umfeld zu unterstützen. „Durch die veränderten familiären und sozialen Strukturen erfüllt das System Familie nicht mehr generell die Funktion als emotionale Stütze und Unterstützungs- und Versorgungsmodell im Rahmen einer selbstverständlichen Generationensolidarität“, erläutert Gerald Tomenendal, Regionaldirektor des Klinikums Sindelfingen-Böblingen. „Nach einem Klinikaufenthalt kommen neben den Ängsten um die Zukunft zahlreiche bürokratische und organisatorische Herausforderungen, beispielsweise rund um die Anschlussheilbehandlung, auf ältere Menschen zu.“

Genau an diesem Punkt setzt das richtungsweisende neue Projekt im Landkreis Böblingen an: „Die Tätigkeit der Übergangsbegleiter erstreckt sich vom Krankenhaus über die Kurzzeitpflege und schließlich in die Häuslichkeit des Patienten. Vor der Entlassung informieren sie sich über den Versorgungsbedarf der Patienten zu Hause bzw. in der Kurzzeitpflege und erfahren, welche Maßnahmen bereits vom klinischen Entlassmanagement eingeleitet wurden,“ beschreibt Manfred Koebler vom Kreisseniorenrat das breite und spannende Aufgabenspektrum der Ehrenamtlichen. „Daheim angekommen, begleiten sie den Patienten, geben soziale Unterstützung und organisieren die medizinische und pflegerische Versorgung. So werden sie unter anderem mit dem Hausarzt Kontakt aufnehmen, Rezepte und Medikamente besorgen, eine Verordnung für Behandlungspflege beschaffen, den Pflegestützpunkt und die iav-Stellen einschalten, Termine mit notwendigen ambulanten Diensten wie Pflegedienst, Ergo- und Physiotherapeuten vereinbaren und Hilfen im Alltag wie Essen auf Rädern und Haushaltshilfen organisieren. Selbstverständlich gibt es hierfür auch eine Aufwandsentschädigung. Das Projekt sieht sich als Ergänzung zu den bestehenden Angeboten wie beispielsweise dem Sozialdienst der Kliniken im Landkreis.“

Kurse für Begleiter

Für die anspruchsvolle Ausbildung wurden elf Schwerpunkte gebildet, die jeweils in einer Halbtagsveranstaltung mit einem Rahmenprogramm im Zeitraum September bis November 2022 angeboten werden. Eingeladen sind Interessierte für die Übergangsbegleitung und Patientenbegleitung. Da hier wichtige Themen der Pflege behandelt werden, können im begrenzten Umfang auch andere Personen an den einzelnen Schulungstagen teilnehmen. Für die Übergangsbegleiter ist die Teilnahme an mindestens sechs von elf Schulungstagen erwünscht.

Vorträge und Informationen

Mittwoch, 7. September
von 9 bis 11:30 Uhr findet im Landratsamt ein Vortrag mit dem Schwerpunkt „Entlassung aus dem Krankenhaus“ statt, Referent ist Markus Wietzke, Leiter der Sozialberatung im Klinikverbund Südwest. Professorin Anke Simon, Duale Hochschule Baden-Württemberg, spricht über die Bedeutung eines positiven Übergangs von stationärer zur ambulanten Versorgung und Manfred Koebler stellt das Projekt „Übergangsbegleitung“ vor.

Freitag, 30. September
von 9 bis 11:30 Uhr findet im Landratsamt Böblingen ein Vortrag mit dem Schwerpunkt „Leistungsangebote im ambulanten Bereich und deren Finanzierung“. Manfred Koebler erörtert unter anderem Tages- und Verhinderungspflege, Kurzzeitpflege, Hauswirtschaftliche Versorgung und Haushaltshilfe, die 24-Stunden-Betreuung und beschreibt verschiedene Verordnungen, wo manche auch ohne Pflegegrad beansprucht werden können. Robert Keller vom Verein FISH e.V. in Leonberg stellt die Tätigkeiten und Finanzierungsmöglichkeiten der Nachbarschaftshilfe vor.

Fragen und Anmeldungen
für diese ersten beiden der insgesamt elf Schulungstage bitte per E-Mail an manfred.koebler@gmail.com oder an die Telefonnummer 0 70 31 / 98 12 60 6 bei Luca Schwörer vom Klinikverbund. Es wird um die Angabe gebeten, ob Interesse besteht für Übergangsbegleitung oder Patientenbegleitung.