Eine Erkältungswelle überrollt die Betriebe. Foto: Stefanie Schlecht

Das Büro ist verwaist, fast die gesamte Belegschaft liegt krank im Bett. Für alle Noch-nicht-Kranken braucht es da eine gute Motivationsrede. ( Ein Beitrag aus den „Bonbons“, der wöchentlichen Humorkolumne dieser Zeitung.)

Na, sind bei Ihnen in der Firma gerade auch so viele krank? Das Jahr 2023 werden wir wohl alle als Rekordjahr in Sachen Krankschreibungen in Erinnerung behalten. Jetzt im Winter scheint noch einmal eine besonders heftige Angriffswelle bestehend aus einer rotzfrechen Allianz aus Corona-, RSV- und Adenoviren über uns zu Rollen. So mancher Betrieb ist aufgrund der vielen Ausfälle kurz davor, das noch unbenutzte weiße Taschentuch zu schwenken und vor dem übermächtigen Gegner zu kapitulieren.

Aber das ist natürlich keine Option. Aufgeben kommt nicht in die Spucktüte. Der Laden muss weiterlaufen. Allerdings fällt das doch recht schwer, als einsame Speerspitze inmitten ausgedünnter Reihen. Keine leichte Aufgabe, in dieser Lage die müden Truppen dazu anzutreiben, noch einmal zu stürmen . . . und noch einmal . . . und noch einmal. Was es jetzt braucht, ist eine richtig zündende Motivationsrede. Wir empfehlen die „St.-Crispins-Tag-Rede“ aus Heinrich der Fünfte von William Shakespeare.

Diese Rede ist quasi das ultimative „Tschakka!“

„Wie bitte, häh?“, werden nicht ganz so literaturaffine Führungspersonen jetzt vielleicht sagen und sich kopfschüttelnd abwenden. Aber bitte bleiben Sie dran! Es könnte sich lohnen. Schließlich gilt dieser Rede als die Mutter aller Inspirationsansprachen, quasi das ultimative „Tschakka!“.

Wie erklären das hier mal: Heini, der olle Engländerkönig, musste so um 1415 seine dezimierte Truppe in eine Schlacht gegen zahlenmäßig haushoch überlegene Franzosen führen. Um sie anzuspornen, gab er ihnen mit auf den Weg, wie happy sie sich doch schätzen dürften, zu den wenigen zu gehören, die an diesem ehrenvollen Unternehmen teilnehmen. Denn: Je weniger Leute, desto größer natürlich die Ehre für jeden Einzelnen, so die Logik des Heerführers.

In diesem Sinne, liebe Chefinnen und Chefs, rufen sie ihre Rumpfmannschaft zusammen und proklamieren Sie: „Wir wenigen, wir glücklichen wenigen, wir Schar von Brüdern (und natürlich auch Schwestern). Wer heut’ sein Taschentuch mit mir vollschneuzt und trotzdem arbeitet, der wird mein Bruder (oder meine Schwester) sein.“