Teilweise müssen Kunden mehrere Tage warten, bis ihr Fahrrad auf Herz und Nieren geprüft werden konnte. Foto: imago/NomadSoul

Manche Radhändler im Kreis Ludwigsburg verlangen einen Aufpreis für Fahrräder, die nicht bei ihnen gekauft wurden. Mitunter gibt es für Reparaturen lange Wartezeiten.

Der Radhändler Michael Breitkreutz macht eine klare Ansage: „In der Regel“ stehe ein Bike, das ihm vom Kunden zur Inspektion gebracht werde, „spätestens nach drei Tagen wieder zur Abholung bereit“. Breitkreutz betreibt seit 24 Jahren seinen Laden mit Werkstatt in Löchgau.

Mit Blick auf die Kundschaft sagt er: „Es ist wie schon immer, und es wird sich auch nicht ändern“: Viele Kunden erwarteten, dass ein Rad, das zur Inspektion oder wegen eines Defekts gebracht wird, „von heute auf morgen repariert ist, weil es ihm gestern eingefallen ist, dass das Rad einen Defekt hat und weil die Wettervorhersage vielversprechend ist“. Der Radhändler sagt das mit einem Augenzwinkern und fügt gleich im nächsten Satz an: „Aber es gibt natürlich auch das Gegenteil.“ Also Kunden, die mitdenken.

Der Rad-Boom durch Corona hat sich abgeschwächt

Michael Breitkreutz nimmt übrigens „fast alle Räder zur Inspektion oder Reparatur“ – nicht nur bei ihm gekaufte Bikes. Einzig Räder aus Supermärkten, die möchte er nicht in seiner Werkstatt haben. In einer Werkstatt, die gewissenhaft arbeite, „fallen keine Beanstandungen an“. Das antwortet der Fachmann aus Löchgau auf die Frage, ob es Kunden gebe, die nach einer Inspektion eines E-Bikes bemängeln, dass der Akku nun schwächele oder dass das Bike auf einmal weniger Leistung bringe. Und falls doch mal ein Gewährleistungsfall auftreten sollten? „Dann wird das über den Hersteller erledigt.“ Alles kein größeres Problem also. Auch die Versorgung mit Ersatzteilen „läuft mittlerweile wieder ganz gut“, indes noch nicht ganz so reibungslos wie vor der Pandemie. „Aber wir können gut arbeiten.“ Und klar: Der im Zuge von Corona eingeleitete Boom sei „natürlich vorbei – aber zu tun habe ich immer noch genug“. Michael Breitkreutz ist offenbar ganz zufrieden.

Nicht alle Radfahrer können das von sich sagen. Viele beklagen, dass sie oft sehr lange warten müssten auf einem Termin in einer Werkstatt. Mitunter wird bemängelt, dass Händler nur bei ihnen gekaufte Bikes annehmen. Der Pressemann des Allgemeinen Deutsche Fahrradclubs (ADFC) Baden-Württemberg, Thomas Husung, erklärt, dass viele Händler Termine für Inspektionen „meistens mit mehreren Wochen Vorlaufzeit“ vergeben, „teils noch länger, das schwankt saisonal“. Speziell bei gutem Wetter sei der Ansturm groß, „was die Wartezeit weiter verlängert“. Mit Blick auf Gewährleistung erklärt der ADFC-Mann: Der Kunde habe die Beweispflicht. Die Werkstätten arbeiteten mit Geräten, die bei sogenannten Pedelecs die Daten auslesen. Ein Update könne „zur Instabilität des Antriebssystems führen“, dann müssten die Herstellerfirmen ein neues Update zur Verfügung stellen.

Wie sieht es mit Ersatzteilen für Räder aus?

Der Technikexperte des Clubs, Gernot Epple, habe aber bis dato noch nie von solchen Abstürzen gehört. Die Akkuleistung werde durch einen Test nicht beeinträchtigt, wohl aber bestimmt durch „verschiedene Variablen wie die Qualität des Batteriemanagements und die Lagerung“. Ein Akku sollte bei zehn bis 20 Grad geladen und trocken aufbewahrt werden. Aktuell normalisiere sich die Lage auf dem Fahrradmarkt, bei manchen Ersatzteilen könne es aber wegen spezieller Lieferketten auch weiterhin zu Verzögerungen kommen, so der ADFC.

David Koßmann vom Pressedienst-Fahrrad in Göttingen sagt mit Blick auf die kommende Saison, er empfehle allen Bikern, ihre Räder „antizyklisch“ in die Werkstätten zu bringen, sprich: im Dezember oder im Januar. Im Winter gebe es in fast allen Geschäften blitzschnell Termine – zudem freuten sich die Werkstätten über Geschäft in der Saure-Gurken-Zeit, und die Mitarbeiter hätten die Ruhe für die Beratung. Dass manche Händler von Kunden, die ihre Räder andernorts gekauft haben, bei Reparaturen und Inspektion einen Preisaufschlag berechnen, sei „völlig legitim“. Er habe allerdings die Erfahrung gemacht, dass es kaum mehr Läden gebe, die ausschließlich Räder reparieren, die bei ihnen gekauft wurden.

Ein Stammkunde bei Michael Breitkreutz in Löchgau ist Dieter Frey aus Ludwigsburg. Der Mann sagt: MB Radsport sei „sehr zuverlässig und fix“ – kleinere Defekte würden sofort behoben. Länger als zwei, maximal drei Tage habe er noch nie auf die Instandsetzung seines Rennrads warten müssen. Davon können andere Biker derzeit nur träumen.