Die Verbraucher müssen sich nach Angaben von Experten auf höhere Preise einstellen. Foto: IMAGO/MiS/IMAGO

Um bis zu 25 Prozent sind die Erzeugerpreise innerhalb eines Monats gestiegen. Verantwortlich ist dafür nicht nur der Krieg in der Ukraine.

Erdgas, Butter, Dünger: Die deutschen Produzenten haben ihre Preise im Februar schon vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine in Rekordtempo angehoben. Die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte stiegen angesichts teurer Energie und anhaltender Lieferengpässe um 25,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.

„Dies war der stärkste Anstieg seit Beginn der Erhebung 1949“, teilte das Statistische Bundesamt am Montag mit. Von Reuters befragte Ökonomen waren sogar von einem noch kräftigeren Anstieg von 26,2 Prozent ausgegangen, nachdem die Rate im Januar bei 25,0 Prozent gelegen hatte. „Die aktuellen Preisentwicklungen im Zusammenhang mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine sind in den Ergebnissen noch nicht enthalten“, erklärten die Statistiker zugleich.

Experten gehen davon aus, dass dies ab März nach und nach sichtbar wird. „Die Preise für Rohstoffe legen auf breiter Front zu“, sagte Commerzbank-Ökonom Christoph Balz. „Folglich dürften die Lieferengpässe weiter die Konjunktur belasten und die Inflation anschieben.“ Damit müssen sich auch die Verbraucher auf anhaltend hohe Preissteigerungen einstellen.

Denn der Handel dürfte zumindest einen Teil der höheren Erzeugerpreise an die Endverbraucher weitergeben. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) rechnet auch wegen des Krieges in der Ukraine vorerst nicht mit einer Normalisierung bei den Preisen. „Die Inflationsrate dürfte in diesem Jahr mit 5,8 Prozent so hoch ausfallen wie noch nie im wiedervereinigten Deutschland“, heißt es in der aktuellen Prognose.

Energie um 68 Prozent teurer

Hauptverantwortlich für die stark steigenden Erzeugerpreise war den Statistikern zufolge abermals Energie. Sie verteuerte sich im Februar um durchschnittlich 68,0 Prozent. Erdgas kostete 125,4 Prozent mehr als im Februar 2021, elektrischer Strom zwei Drittel und leichtes Heizöl 56,9 Prozent mehr. Klammert man Energie aus, lagen die Erzeugerpreise insgesamt nur um 12,4 Prozent über dem Vorjahreswert.

Bei Nahrungsmitteln lag der Aufschlag bei 9,2 Prozent. Besonders stark stiegen die Preise für nicht behandelte pflanzliche Öle (+50,1 Prozent), Butter (+64,4 Prozent) und Kaffee (+16,9 Prozent). Düngemittel und Stickstoffverbindungen kosteten 71,7 Prozent mehr, Papier und Pappe waren 44,5 Prozent teurer als ein Jahr zuvor. (Bericht von Rene Wagner. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)