Hohe Temperaturen sind kein Garant mehr für Hitzefrei. Foto: imago /Future Image/Christoph Hardt

Die Zeiten, in denen hohe Temperaturen immer Hitzefrei bedeuten, sind vorbei. Wir erklären die Gründe – und, wonach sich Schulen orientieren, wenn sie Schüler nach Hause gehen lassen.

Das Thermometer klettert weiter und weiter – 35 Grad sollte es laut Prognosen am Dienstag in mehreren Städten im Rems-Murr-Kreis geben. Während noch vor einigen Jahren die Hitze bei vielen Schülern Freude auf das zu erwartende Hitzefrei auslöste, ist dieses heutzutage alles andere als garantiert.

Auch wenn vor allem Schülervertreter in der Vergangenheit immer wieder verbindliche Regeln gefordert haben, die das Hitzefrei regeln: Bundesweit gibt es keine einheitlichen Vorschriften darüber, ob und wann Schulen Hitzefrei geben sollen. Bildung ist Ländersache – und im Falle Baden-Württembergs entscheidet jede Schule für sich, ab wann es zu heiß zum Lernen ist. Das Kultusministerium hat den Schulen aber immerhin einige Kriterien an die Hand gegeben, an denen diese sich orientieren können. Dies sind beispielsweise eine Außentemperatur von mindestens 25 Grad im Schatten um 11 Uhr. Hitzefrei ist frühestens ab der vierten Stunde möglich. Benachbarte Schulen sind dabei angehalten, sich miteinander abzustimmen und möglichst einheitlich zu entscheiden. Laut den Empfehlungen des Kultusministeriums gibt es an beruflichen Schulen und der gymnasialen Oberstufe kein Hitzefrei.

Hitzefrei wird seltener – auch wegen der Ganztagesangebote

„Entscheidend ist das körperliche Wohl der unter Berücksichtigung der konkreten örtlichen Verhältnisse“, heißt es in einem aktuellen Infoblatt des Ministeriums. So dürften Schüler nicht einfach nach Hause geschickSchülerinnen und Schüler t werden, ohne dass geklärt sei, ob sie Betreuung brauchen oder wie sie heimkommen könnten. Sonst können für berufstätige Eltern schnell Probleme entstehen. „Das Thema ,Hitzefrei‘ sollte in der Schulkonferenz beraten werden, um die Interessen der Schülerinnen, Schüler und Eltern angemessen zu berücksichtigen“, heißt es in der Broschüre weiter.

Im Rems-Murr-Kreis gehen Schulen unterschiedlich mit den Empfehlungen um. Am Dienstag fielen beispielsweise an der Winnender Geschwister-Scholl-Realschule die sechste Stunde und der Nachmittagsunterricht aus. Andernorts – vor allem an Berufsschulen und gymnasialen Oberstufen – hatten die Schüler Pech. An der Max-Eyth-Realschule (MER) in Backnang waren für den Dienstagnachmittag dagegen ohnehin Zeugniskonferenzen angesetzt, was mit einem Unterrichtsausfall einhergeht. „Klassisches Hitzefrei gibt es bei uns nicht – aber selbst wenn die Konferenz heute nicht wäre, hätten wir wegen der großen Hitze eine Ausnahme gemacht“, erklärt der Schulleiter Timm Ruckaberle. Seiner Erfahrung nach seien Schüler vor 15 Jahren noch öfter hitzebedingt nach Hause gelassen worden. In Zeiten der Ganztagesangebote und verlässlicher Grundschulen sei das nicht mehr so einfach: „Ganztagesbetreuung heißt ja auch, dass die Eltern sich darauf verlassen können.“ Aber auch so hätten die Schulen einen Ermessensspielraum: „Wir schauen zum Beispiel immer darauf, was überhaupt Sinn ergibt. Bai allzu hohen Temperaturen setze ich zum Beispiel grundsätzlich mit dem Sportunterricht aus.“

Auch Kompromisse sind möglich – etwa kein Sportunterricht bei Hitze

Für alle, die kein Hitzefrei bekommen, dürfte es zumindest ein kleiner Trost sein, dass die Temperatur am Mittwoch wieder unter der 30-Grad-Marke bleiben soll. Möglicherweise wird auch Regen fallen und uns etwas Abkühlung verschaffen.