Die erste Seite des ersten Buchs über Gesundheitsprävention „Le livre pour la santé du corps garder“ des italienischen Arztes Aldobrandino of Siena (links). Der Bottwarer Martin Huß druckte es 1481 in Lyon. Huß setzte „Le Miroir de la rédemption humaine“ auch um (rechts). Das älteste bebilderte französische Druckwerk ist als illustrierte Heilsgeschichten für Laien ein spätmittelalterlicher Spiegel der Welt. Foto: University of Glasgow Library, Glasgow Incunabula Project/Bibliothèque nationale de France

Wie ein Bottwarer den Buchdruck in Lyon anschob: Martin Huß druckte das älteste bebilderte französische Druckwerk.

Mirouer de la rédemption humaine (Speculum humanae salvationis)“ – so heißt das älteste bebilderte französische Druckwerk. Zwei Teile, die 1478 und 1479 geschaffen wurden, aber nicht von einem Burgunder, sondern von einem Württemberger in Lyon: Martin Huß (auch Huss genannt) wurde 1445 in Bottwar geboren. Ab seinem 23. Lebensjahr studierte er an der Universität Erfurt, erwarb den Magistergrad, erlernte in Basel die Kunst des Buchdrucks. Dessen moderne Form mit beweglichen Metalllettern und der Druckerpresse hatte um 1450 der Mainzer Goldschmied Johannes Gutenberg erfunden, der laut Forschung wohl auch mal in Erfurt immatrikuliert war. Zu den „gelehrten Buchdruckern“ zählte zudem Johannes Siber. Mit dem Nördlinger gründete Huß die dritte Buchdruckerei in Lyon, das etwas nach Venedig oder dem damals deutschen Straßburg in Frankreich den Buchdruck anschob. Laut dem Incunabula Short Title Catalogue der British Library entstanden in Lyon von 1471 bis 1480 mehr als 1000 Inkunabelausgaben oder Wiegendrucke. So nennt man vor dem Jahr 1501 vollendete Bücher und Einblattwerke mit beweglichen Metallbuchstaben.