Beim Holi-Fest besprengt und bestreut man sich gegenseitig mit gefärbtem Wasser und gefärbtem Puder, dem Gulal. Wer den Übermut ablehnt, bestreicht sich gegenseitig zumindest dezent mit etwas Pulverfarbe. Foto: Imago/Hindustan Times

Wenn Millionen Hindus Holi feiern, wird es sehr, sehr bunt, laut und mystisch. Das aus der hinduistischen Überlieferung stammende indische Frühlingsfest findet jedes Jahr am ersten Vollmondtag des Monats Phalgun (Februar/März) statt. Die Farb-Fete der Superlative dauert mindestens zwei, in einigen Gegenden Indiens bis zu zehn Tage.

Den Alltag vergessen und andere mit Farbpulver und Wasserballons bewerfen: So feiert man in Indien das hinduistische Frühlingsfest Holi – mitten auf Straßen, in Tempeln oder Party-Locations. Die Schulen und Büros bleiben an dem wichtigen Feiertag am Montag (25. März) im ganzen Land geschlossen.

Inzwischen hat das feucht-bunte Festival auch in Berlin, New York und Sydney viele junge Fans gefunden, die zu elektronischen Beats auf Großveranstaltungen tanzen.

Sechs Fakten zu Indiens fantastischer Farb-Fete der Superlative

Das Gute gewinnt

Farbschlacht in Bengaluru. Foto: Xinhua/dpa
Schulkinder bestreiche sich in Lucknow mit farbigen Pulvern. Foto: AP/Rajesh Kumar Singh/dpa

Holi ist weit mehr als eine Farbschlacht. Es ist ein Fest der Anfänge und des Triumphs des Guten über das Böse – Bedeutungen, die von hinduistischen Mythen herrühren. Ein besonders bekannter ist der der Dämonin Holika, auf die der Name Holi zurückgeht.

Sie wollte demnach ihren Neffen, Anhänger des Hindu-Gottes Vishnu, töten. Und starb dabei selbst, während er wegen seiner religiösen Hingabe überlebte. Um seinem Sieg zu gedenken, verbrennen viele vor dem Holi-Fest ein Bildnis von Holika auf einem Scheiterhaufen.

Dies ist auch ein Symbol für die Befreiung von negativen Gedanken wie Hass oder Eifersucht und dass man anderen Menschen vergeben soll.

Verliebter Gott war blau

Ein Junge im nepalesischen Kathmandu hat sein Gesicht mit farbigem Pulver während der Holi-Feierlichkeiten bedeckt. Foto: AP/Niranjan Shrestha/dpa
Gläubige jubeln während der Holi-Feierlichkeiten im Kalupur Swaminarayan-Tempel in Ahmedabad. Foto: AP/Ajit Solanki/dpa

Warum wird Holi mit so viel Farbe gefeiert? Auch dies hat eine religiöse Erklärung. Der Erzählung nach hatte Gott Krishna Angst, dass sein Aussehen seiner Beziehung zu seiner Angebeteten Radha im Wege steht. Denn seine Haut war blau und sie war hellhäutig.

Seine Mutter schlug ihm vor, auch Radhas Gesicht anzumalen, was er tat. Im Gedenken daran ist Holi auch ein Fest der Liebe. Die Farben haben verschiedene Bedeutungen: Rot steht für Liebe und Fruchtbarkeit, Gelb für Gesundheit und Glück und Grün für neue Anfänge und Leben.

Schädliches Pulver

Die indische Klinikkette Max Healthcare rät Menschen mit bestimmten Hautkrankheiten auch von den Farbspielen ab. Foto: Imago//Zuma Press
Man sollte mindestens eine Woche vor den Feierlichkeiten keine Kosmetikbehandlung machen lassen. Foto: Imago/Zuma /Press

Mit Holi beschäftigt sich selbst das deutsche Umweltbundesamt (UBA): Das Farbpulver beinhalte Feinstaub, der sich auf der Haut festsetze und den man einatme. Außerdem deuteten UBA-Untersuchungen mit Bezugnahme auf europäische Holi-Festivals an, dass Pulver entzündungsfördernd sein können.

Die indische Klinikkette Max Healthcare rät Menschen mit bestimmten Hautkrankheiten auch von den Farbspielen ab, und man sollte mindestens eine Woche vor den Feierlichkeiten keine Kosmetikbehandlung machen lassen.

Cannabis-Milchshake

Gläubige bewerfen sich gegenseitig mit gelbem Farbpulver. Foto: Zuma Press/Avishek Das/dpa
Inzwischen hat das feucht-bunte Festival auch in Berlin, New York und Sydney viele junge Fans gefunden. Foto: Imago/Pacific Press Agency

Auch high sein ist in Indien an Holi ganz normal. Viele trinken das seit vielen Jahrhunderten genutzte Getränk Bhang aus Milch, Nüssen, Gewürzen, Kräutern sowie Cannabis – und dürften sich dadurch entspannter und euphorischer fühlen.

Der anschließende Kater soll übrigens einem Alkohol-Hangover ähneln. Der Trunk ist wieder mit einem Hindu-Gott verbunden – diesmal Shiva.

Grenzenlose Gesellschaft

Gläubige bewerfen sich gegenseitig mit farbigem Pulver und Blütenblättern während der Holi-Feierlichkeiten im Radharani-Tempel von Barsana. Foto: Zuma Press/Avishek Das/dpa
Gläubige versammeln sich um das heilige Feuer „holi ka dahan“ während eines Rituals vor dem Holi-Festival in Gandhinagar. Foto: AP/Ajit Solanki/dpa

Holi gilt als ein Fest, an dem die in Indien sonst starren Normen zur Trennung durch Religion, Kaste, Geschlecht, Alter und Status kurz aufgeweicht werden. Alle streichen einander Farbe ins Gesicht – egal ob Familie, Freunde, Nachbarn oder auch Fremde.

Leider kann dies – gerade bei hohem Bhang-Konsum – auch zu sexueller Belästigung führen. Und darauf hören Opfer teils den traditionellen Spruch: „Sei nicht so, es ist Holi“ („Bura na mano holi hai“).

Frauen schlagen Männer

Eine Frau tanzt während der Holi-Feierlichkeiten im Radharani-Tempel von Barsana. Foto: Zuma Press/Avishek Das/dpa
Indische Frauen schlagen Männer mit Stöcken während des Lathmar-Holi-Fests in Barsana. Foto: epa/Rajat Gupta/dpa

Wie oft in dem Riesenland Indien – es ist das bevölkerungsreichste der Erde mit 1,4 Milliarden Einwohnern – werden auch bei Holi verschiedene Bräuche gefeiert. Die einen tanzen in der Nachbarschaft, andere beten in Tempeln, viele essen süße Teigtaschen mit ihren Liebsten.

Um die Stadt Mathura feiern die Leute mit einer ganz speziellen Tradition: Frauen schlagen Männer mit Stöcken und diese schützen sich mit Schildern. Sie spielen damit wieder einen hinduistischen Mythos nach. Gott Krishna soll seine Geliebte Radha sowie ihre Freundinnen geneckt haben. Und diese sollen ihn mit Schlägen weggejagt haben.

Info: Hinduismus

Religionen
Der Hinduismus besteht aus verschiedenen Religionen, die sich überlagern und gegenseitig beeinflussen, in Lehre, Götterwelt und Riten aber teilweise große Unterschiede aufweisen.

Veden
Vor 4000 Jahren entstanden die ersten heiligen Schriften, die Veden, danach bildeten sich die großen Richtungen des Brahmanismus, Vishnuismus, Shivaismus heraus.

Götter
Der Hinduismus besitzt keinen Stifter, sondern hat sich in vielen Sekten aus der vedischen Religion entwickelt. Hindus huldigen einer Götterwelt, die wichtigsten Götter sind Brahma (Weltenschöpfer), Vishnu (Welterhalter), Shiva (Weltenzerstörer).

Wiedergeburt
Zentral sind die Lehren von der Wiedergeburt und vom Karma. Demnach wirken gute und schlechte Taten fort und bestimmen das Schicksal.

Anhänger
Mit rund 900 Millionen Anhängern ist der Hinduismus die drittgrößte Weltreligion und vor allem in Indien, Nepal, Bangladesch, auf Sri Lanka und Bali verbreitet.