Alarm per Handy: Im Dezember 2022 wurde das bundesweit geprobt. Foto: dpa//Thomas Frey

Mehr als 180 Menschen starben bei der Flut im Ahrtal 2021. Nach der Katastrophe wurde ein Handy-Warnsystem eingeführt. In den ersten sechs Monaten ist es bereits zum Einsatz gekommen. Bald ist auch ein neuer Probe-Alarmtag geplant.

Ein halbes Jahr nach seinem Start ist das Handy-Warnsystem Cell Broadcast in Baden-Württemberg fünf Mal ausgelöst worden. Das geht aus einer Aufstellung der Mobilfunkfirma Vodafone hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Das System kam im Südwesten erstmalig am 1. März wegen eines Großbrands in Mönchweiler (Schwarzwald-Baar-Kreis) zum Einsatz. Weitere Alarme per Handy gab es wegen eines Brandes in Laupheim sowie den Funden von Fliegerbomben in Karlsruhe und Plankstadt (Rhein-Neckar-Kreis).

Nach der Flutkatastrophe wurde das Warnsystem eingeführt

Anlass für die Einführung von Cell Broadcast in Deutschland war die Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen im Sommer 2021 mit mehr als 180 Toten.

Verschiedene Behörden lösen die Warnung aus, die drei Mobilfunk-Netzbetreiber Vodafone, Deutsche Telekom und O2 übermitteln sie. Bei dem hierzulande recht neuen Warnsystem werden Nachrichten wie Rundfunksignale an alle kompatiblen Geräte geschickt, die in einer Funkzelle eingebucht sind – daher der Name. Es erscheint ein Text auf dem Handy-Display, der auf eine Gefahr hinweist.

Die Handy-Warnungen sind eine Ergänzung

Cell Broadcast ergänzt in Deutschland bereits vorhandenen Warnkanäle –also Sirenen, TV, Rundfunk sowie Apps wie Nina und Katwarn. Seit dem 23. Februar gab es die meisten Warnungen in Nordrhein-Westfalen (38), Rheinland-Pfalz (34), Niedersachsen (20) und Hessen (19). Dass NRW und Rheinland-Pfalz mit Abstand am häufigsten auf das Warnsystem zurückgreifen, könnte an einer höheren Sensibilität der dortigen Behörden aufgrund der Flutkatastrophe liegen.

Deutschlandweit wurde Cell Broadcast Vodafone zufolge bereits 173 Mal ausgelöst. Das Spektrum der Alarmgründe ist groß. Neben Warnungen vor Brandgasen und Bombenfunden wie im Südwesten ging es unter anderem um verschmutztes Trinkwasser, Waldbrände und Starkregen. Aber auch nach Schüssen in Hamburg-Alsterdorf, wo ein Mann im März sieben Menschen tötete, waren Menschen im Umkreis des Tatorts über ihre Mobiltelefone gewarnt worden.

Laut Hendrik Roggendorf vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe in Bonn ist das System bis heute technisch reibungslos gelaufen. Damit das so bleibt, ist für den 14. September ein bundesweiter Warntag geplant. Alle kompatiblen Geräte sollen an diesem Tag um 11 Uhr eine Nachricht bekommen, um die bundesweite Funktionsfähigkeit zu testen. Nach Schätzung von Vodafone werden dann mehr als 50 Millionen kompatible Handys schrillen.