Bei den Fotos auf dem Instagram-Account von Shani Louk sammelt sich die Betroffenheit über ihre mutmaßliche Verschleppung. Foto: Instagram/shanukk

Mehrere Deutsche werden nach dem Angriff der Hamas auf Israel vermisst, darunter auch eine junge Frau mit Wurzeln in Ravensburg (Baden-Württemberg). Die Einzelheiten.

Unter den Opfern der radikalislamischen Hamas in Israel ist Medienberichten zufolge auch eine Deutsche mit Wurzeln in Ravensburg. Die 22-Jährige Shani Louk werde von ihrer Familie seit Samstag vermisst, berichtete der „Spiegel“ am Sonntag. Die junge Frau sei bei einem Musikfestival im Süden Israels gewesen, als Hamas-Kämpfer das Land überfielen und auch die Festivalgäste angriffen. 

Viele Menschen sollen dort noch vermisst werden. Auch ein Brite wurde dort entführt und soll nun im Gazastreifen sein. Mehrere deutsche Staatsangehörige in Israel wurden zudem andernorts vermisst.

Familie will die junge Frau auf einem Video erkannt haben

Ob Shani Louk noch lebt, ist unklar. Ihre Familie habe sie auf einem Video erkannt, das sie auf einem Pick-up liegend halbnackt zeigt, während Hamas-Kämpfer auf ihr herumtrampeln. Dann rast der Wagen dem Bericht zufolge davon. Die Mutter der jungen Frau, Ricarda Louk, gehe davon aus, dass ihre Tochter verschleppt wurde und noch lebt, berichtete der Spiegel. Die 22-Jährige sei leicht an ihren auffälligen Tattoos und ihren gefärbten Haaren zu erkennen.

Die Mutter hat sich in einem Video an die Öffentlichkeit gewandt, dass zurzeit in den sozialen Medien kursiert:

Shani Louk hat dem „Spiegel“ zufolge nie in Deutschland gelebt, war aber mehrfach zu Besuch bei ihren Großeltern in Ravensburg in Baden-Württemberg. Ihr Mutter, eine Katholikin, die später zum Judentum konvertierte, war demnach nach Israel ausgewandert. Der jüdische Vater ist Israeli. Die Familie lebe etwa 80 Kilometer vom Gazastreifen entfernt. Die junge Frau hat demnach aber die deutsche Staatsbürgerschaft. Auch der SWR berichtete über den Fall.

Tochter ruft an, als die ersten Raketen fliegen

Während des Großangriffs der Hamas auf Israel am Samstag war Shani Louk mit Freunden bei dem Musikfestival, berichtete laut „Spiegel“ die Mutter. Sie habe ihre Tochter angerufen, als die ersten Hamas-Raketen flogen. Die junge Frau habe geantwortet, sie würden sich einen Schutzraum suchen. Danach habe die Familie nichts mehr von ihr gehört. Allerdings soll ihre Kreditkarte später in Gaza benutzt worden sein.

Israelische Medien berichteten, dass Hamas-Kämpfer bei dem Festival in die feiernde Menge schossen. Im Internet verbreitete Videos zeigten, wie am frühen Morgen hunderte junge Menschen vor den Schüssen flüchteten.

Ravensburger Verwandte hoffen auf gutes Ende

Auch in Ravensburg hoffen einem Bericht der „Bild“-Zeitung zufolge Shani Louks Tante, deren Partner und der Großvater, dass die junge Frau noch lebt und freigelassen wird.

Winfried Gehr, der mit Shanis Tante liiert ist, sagte der Zeitung, die junge Frau habe gemeinsam mit ihrem mexikanischen Freund das Festival organisiert: „Sie sind damit um die ganze Welt gereist. Die Terroristen haben ausgerechnet ein deutsches Mädchen, das immer für den Frieden gekämpft hat und nicht zur Armee gegangen ist. Ein Junge hat sie angespuckt, da sieht man, wie groß der Hass ist.“

Shani Louks Instagram-Profil gibt Auskunft über die Festivalaktivitäten der jungen Frau. Dort sammeln sich indes in den Kommentaren zwischenzeitlich politische Äußerungen für und wider den Hamas-Angriff auf Israel:

Auswärtiges Amt äußert sich nicht zu dem Fall

Die deutsche Staatsbürgerschaft der Tochter machte die Familie dem Bericht zufolge öffentlich, weil sie sich Hilfe von den deutschen Behörden erhofft. Denn Shani Louk ist in Israel nur ein Fall unter dutzenden: Nach Berichten der israelischen Nachrichten-Plattform Ynet wurden offenbar „rund hundert“ Israelis, darunter zahlreiche Frauen, Kinder und alte Leute, in den Gazastreifen verschleppt. Das Auswärtige Amt in Berlin äußerte sich zunächst nicht zum Fall von Shani Louk.

Die israelische Botschaft in Großbritannien bestätigte unterdessen, dass ein Brite bei dem Musikfestival von der Hamas entführt worden sei und sich im Gazastreifen befinden soll. „Ich weiß, es gibt einen Briten, der ist derzeit in Gaza“, sagte Botschafterin Tzipi Hotovely dem Sender Sky News. „Die israelische Regierung tut alles, um den Geiseln zu helfen.“ 

Weitere Deutsche werden ebenfalls vermisst

Der 26-jährige Jake Marlowe, der vor zwei Jahren von Großbritannien nach Israel gezogen war, arbeitete nach Angaben der Mutter beim Sicherheitsdienst bei der Rave-Party. Ein Botschaftssprecher sagte, er werde vermisst: „Wir wissen nicht sicher, ob er in Geiselhaft oder tot oder im Krankenhaus ist.“

Auch weitere deutsche Staatsangehörige werden Medienberichten zufolge in Israel vermisst. Der Israeli Yoni Asher sagte dem Sender Channel 12 News, seine deutsche Frau Doron, ihre beiden kleinen Kinder und die Großmutter seien verschwunden. Seine Frau und die Kinder im Alter von drei und fünf Jahren hätten die Oma in einem Kibbuz nahe des Gazastreifens besucht, als die Hamas ihren Angriff startete. 

Er habe seine Familie auf einem Geisel-Video der Hamas erkannt. Sie seien verschleppt worden: „Ich erkannte sofort, dass es sie war, ohne Zweifel.“ Auch die Kinder und die Großmutter haben demnach die deutsche Staatsbürgerschaft.