Die Versorgung im haus- und kinderärztlichen Bereich ist besonders prekär. Foto: dpa//Monika Skolimowska

Die Vorsitzende der Ärzteschaft im Kreis Böblingen, Annette Theewen, blickt sorgenvoll auf die medizinische Versorgung. Vor allem in zwei ärztlichen Bereichen hakt es.

Frau Theewen, wie schätzen Sie die Gesundheitsversorgung im Kreis Böblingen ein?

Bei den niedergelassenen Ärzten ist die hausärztliche Versorgungslage besonders im Bereich Böblingen-Sindelfingen äußerst angespannt. Die Versorgungsrate liegt derzeit bei 87 Prozent, erwünscht wären 110 Prozent. Somit fehlen insgesamt 30 Hausärzte. Diese Knappheit ist spürbar. Wenn wir bedenken, dass über 40 Prozent der Ärzte über 60 Jahre alt ist, kann man sich vorstellen, dass sich das in den nächsten Jahren noch verschärfen wird. Wir sind also in keiner tollen Lage.

In welchem Bereich läuft es zufriedenstellend, wo hapert es besonders?

Wir haben vor allem bei den Haus- und Kinderärzten einen eklatanten Mangel. Was hausärztlich fehlt, schwappt in den Facharztbereich über. So kommt es auch dort zu Engpässen. Was kreisweit grundsätzlich funktioniert, ist die Vermittlung von Haus- zu Fachärzten, gerade in dringenden Notfällen. Aber auch dort sind die Ressourcen knapp. Insgesamt zeigen alle Praxisteams eine hohe Leistungsbereitschaft.

Was sollte getan werden, um die angespannte Lage zu verbessern?

Es bräuchte ein ganzes Maßnahmenbündel, auf kommunaler und nationaler Ebene. In den Kommunen müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit neue, jüngere Kollegen nachkommen möchten. Zum Beispiel durch die Schaffung von bezahlbaren Räumen, die man als Praxis nutzen kann. Insgesamt brauchen wir in den Praxen eine Entlastung von Tätigkeiten, die uns von der Patientenbetreuung abhalten.