Das große Ludwigsburger Wohnquartier der Zukunft: der Fuchshof. Foto: Stadt Ludwigsburg

Nach fast einem Jahrzehnt beschließt der Ludwigsburger Gemeinderat den Bebauungsplan für das Wohngebiet Fuchshof, auf dem mehr als 500 Wohneinheiten geplant sind. Die CDU schert aus: Sie findet, es gebe zu wenig Parkplätze.

Auf einer der letzten großen für städtische Wohnbebauung geeigneten Flächen soll es nun in absehbarer Zeit losgehen können: Am Mittwochabend stimmte der Ludwigsburger Gemeinderat der dafür nötigen Flächennutzungsplan-Änderung und in großer Mehrheit dem Bebauungsplanentwurf für das Wohnquartier Fuchshof zu, unserem „Vorbild-Wohnbauprojekt“, so Oberbürgermeister Matthias Knecht. Das „Go“ für das „Jahrhundertwerk“ (Knecht), für das es dann Applaus aus dem Gemeinderat und von manchen Besuchern auf der Publikumsbank gab, erfolgte nach einer erneut kontroversen Diskussion über die Rolle, die Autos dort künftig spielen sollen. Schon im Bauausschuss war dies das bestimmende Thema gewesen.

„Wir wollen keine Politik gegen das Auto“

Während die Freien Wähler ihre Skepsis angesichts des geplanten Stellplatzschlüssels überwanden, um das Großvorhaben auf einem ehemaligen Gärtnereigelände in der Oststadt nach jahrelanger Diskussion auf den Weg zu bringen, lieferte gerade dieser Stellplatzschlüssel der CDU das Argument dafür, den ganzen Bebauungsplanentwurf abzulehnen. Auch Sebastian Haag von der FDP stimmte dagegen.

Für die Christdemokraten ist das „Nein“ die Konsequenz daraus, dass die Stadt nicht, wie in einem interfraktionellen Antrag im Sommer 2022 gefordert, den geplanten Stellplatzschlüssel von 0,8 Stellplätzen pro Wohneinheit auf 1,0 Stellplätze hochsetzte, sondern stattdessen nun einen gestaffelten Stellplatzschlüssel je nach Wohnungsgrößen festgelegt hat. „Wir wollen keine Politik gegen das Auto, sondern klimafreundliche Politik mit dem Auto. Wir wollen, dass der Einzelne weniger fährt – aber nur, wenn er will“, sagte Fraktionschef Klaus Herrmann. Zudem verschärfe man den Parksuchverkehr zulasten der umgebenden Quartiere. „Seit Jahren hören wir aus der gesamten Stadt, dass der Parkdruck zu groß ist.“ Dieses Problem vergrößere man mit dem Stellplatzschlüssel im Fuchshof. Und: Es sei sozial ungerecht, dass Bewohner von kleineren Wohnungen auch einen kleineren Stellplatz-Anspruch hätten.

Stellplätze sind mittlerweile horrend teuer

Laut Bebauungsplan stehen Wohnungen bis 63 Quadratmeter Größe 0,6 Stellplätze zur Verfügung, Wohnungen bis 79 Quadratmeter 0,8, größeren Wohnungen 1,0 und Doppel- und Reihenhauseinheiten je 1,2 Stellplätze. Die Planer gehen davon aus, dass in dem Quartier etliche Menschen wohnen werden, die überhaupt kein Auto mehr haben, weil es gut an den ÖPNV und Radwege angeschlossen sein wird. „Über den Bedarf an Stellplätzen haben wir mit vielen Bauträgern gesprochen“, sagte Baubürgermeisterin Andrea Schwarz. „Mittlerweile sind die Preise für die Erstellung von Parkplätzen so teuer, dass sie gar nicht mehr in vollem Umfang an die Käufer weitergegeben werden können, sondern sowieso schon durch alle Wohnungen querfinanziert werden müssen.“

Die Verwaltung hat jetzt eine weitere Option eröffnet: Man werde im Laufe der Gebietsentwicklung Platz auf zwei Baufeldern offen halten und diese nicht vermarkten, bevor nicht die dann vorherrschende Parksituation geklärt sei. Diese Option bezeichnete Klaus Herrmann allerdings als „Augenwischerei“.

Die CDU stand aber mit ihrer ablehnenden Haltung weitgehend allein da. „Wir haben es uns auch nicht leicht gemacht“, sagte Bernhard Remmele für die Freien Wähler. „Wir stimmen aber trotzdem zu. Jede weitere Diskussion würde wieder eine Verzögerung bedeuten, wir wollen aber mal einen Knopf an die Sache machen. Nach acht, neun Jahren ist es an der Zeit, dass wir in die Puschen kommen.“ Wegen der Parkplatzsituation wollten die Freien Wähler den Fortgang nicht blockieren. „Unmöglich und unverständlich“ fand Christine Knoß von den Grünen das „Nein“ der CDU und des FDP-Vertreters, „wir sind geradezu entsetzt. Wir wollen jetzt endlich mal Häuser sehen.“ Stark finde sie hingegen, dass die die Freien Wähler von ihrem eigenen Antrag abgerückt seien. Das Wohngebiet – das sie als „gar nicht so zukunftsweisend“ bezeichnete, sondern als „so, wie man heutzutage eben baut“ – müsse nun endlich kommen.

Attraktiv und gut durchgrünt

Auch Dieter Juranek (SPD) sagte, vom einstigen experimentellen Charakter sei nicht mehr viel geblieben, vor allem in Sachen Parkierung, wo man immer mehr vom einstigen Stellplatzschlüssel abgerückt sei. Es sei aber wichtig, dass das „attraktive, gut durchgrünte, verkehrlich hervorragend angebundene Wohngebiet“ jetzt auf den Weg komme. „Ich sehe jeden Tag, was an der Fuchshofschule für ein Verkehr ist, und bin wenig optimistisch für das Wohngebiet“, begründete Sebastian Haag von der FDP sein Nein. Linke, LUBU und das Bündnis für Vielfalt votierten für den Bebauungsplan. „Der Wohnungsdruck ist mir wichtiger als der Parkierungsdruck“, sagte etwa Jürgen Müller von der Linken.

Sie glaube, dass das größte Problem beim Parksuchverkehr nicht das Parken der Bewohner sei, sondern das Parken der Sporttreibenden, so Baubürgermeisterin Andrea Schwarz. „Da mache ich drei Ausrufezeichen dahinter“, pflichtete ihr Matthias Knecht bei. Das Wohnquartier Fuchshof sei jedenfalls ein „tolles Projekt“. Dass es jetzt die letzte wichtige Hürde genommen habe, freue ihn und alle, die Arbeit hineingesteckt hätten.

Großes Wohnprojekt

Der Fuchshof
Das Quartier auf einem ehemaligen Gärtnereigelände ist für bis zu 1300 künftige Bewohner ausgelegt. Es soll klimaneutral gebaut werden, viel Grün und hohe Aufenthaltsqualität zwischen den Gebäuden bieten. Der Baumhain, der das Gelände derzeit teilt, soll bestehen bleiben. Familien sollen sich wohlfühlen, Eltern ihre Kinder unbesorgt auf der Straße spielen lassen, weil im Quartier kaum Autos fahren.

Die Autos
Geplant ist eine Quartiersgarage, außerdem soll es mehrere Tiefgaragen unter den Wohnblocks geben. Oberirdisch sollen hingegen kaum Parkplätze angelegt werden, Gelegenheiten zum Be- und Entladen soll es aber geben, auch Stellplätze für barrierefreies Wohnen.

Der Zeitrahmen
Ende 2025 könnten die ersten Hochbauten entstehen, bis zum Ende des Jahrzehnts, so vorsichtige Schätzungen, könnte der Fuchshof aufgesiedelt sein.