Können Gasleitungen auch für Wasserstoff genutzt werden? Testweise gibt es das schon. Die Frage, die sich aber stellt, ist: Gibt es in absehbarer Zeit genügend Wasserstoff? Foto: Bernd Weißbrod/dpa

Wenn weniger mit Gas geheizt wird, wird das unterirdische Netz von weniger Verbrauchern genutzt. In Zürich wird es teils schon stillgelegt. Wie sind die Pläne in Baden-Württemberg?

Die gesetzlichen Änderungen beim Heizen werfen nicht nur unter Immobilienbesitzern viele Fragen auf. Auch für Gasnetzbetreiber sind einige Punkte offen. Man stelle sich vor, eine Straße installiert lauter Wärmepumpen. Die Kosten des Netzes teilen sich dann theoretisch nur noch wenige Verbliebene, was zu stark steigenden Kosten für den einzelnen Gasbezieher führen würde.

Das will das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz verhindern. In einem „Green Paper“ befasst es sich nun mit verschiedenen Konsequenzen, die sich aus der Wärmewende ergeben. Unter Umständen müssten die Kosten während einer Übergangszeit anders als bisher verteilt werden, wird in dem Papier angeregt.

Wasserstoff statt Gas?

Aktuell beträgt die Länge des Gasnetzes in Deutschland mehr als 500 000 Kilometer. Das Green Paper geht davon aus, dass es stark zurückgehen wird. Ob es so kommt, ist offen. Es gibt bekanntlich den erklärten Willen in Teilen der Politik und Energiebranche, die Gasleitungen umzurüsten für den Transport von Wasserstoff, so auch beispielsweise beim baden-württembergischen Energieversorger EnBW. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz räumt Wasserstoff zum Heizen allerdings keine große Zukunft ein. Weil Wasserstoff in den nächste Jahren rar sein werde.

„Die Netze BW hat keine Pläne, das Gasnetz, oder Teile davon, in absehbarer Zeit stillzulegen“, sagt Hendrik Adolphi, Leiter Technisches Anlagenmanagement Strom/Gas bei Netze BW, dem größten Gasnetzbetreiber in Baden-Württemberg. Es gelte die Anschlusspflicht. „Solange es Kunden gibt, die Gas beziehen, werden wir für diese die Infrastruktur bereitstellen – gemäß der aktuellen Regelung bis zum letzten aktiven Kunden an einer Gasleitung.“ Heißt: abgeklemmt wird absehbar keiner gegen seinen Willen. Grundsätzlich gelte aber: „Sollten sich beispielsweise ganze Straßenzüge vom Gasnetz abwenden, würden wir eine mögliche Stilllegung in jedem Einzelfall individuell prüfen“, so Adolphi.

So macht es Zürich mit dem Gasnetz

Wie es andere machen, zeigt das Beispiel Zürich. Die Schweizer Metropole will bis 2040 klimaneutral sein. Spätestens dann dürfe für Heizung, Warmwasser und Kochen kein fossiles Gas mehr verwendet werden, sagt Frederic Härvelid, Sprecher der Stadt Zürich. In Gebieten mit Fernwärme werde das Gasnetz nach und nach stillgelegt; in Zürich-Nord soll dies Ende 2024 sogar schon abgeschlossen sein.