Auf der Leolok gab es alles, was das Herz der internationalen Eisenbahnfans begehrt. Foto: Jürgen Bach

Lokomotiven, Dampfmaschinen und Modellautos: Bei der Eisenbahnbörse Leolok boten wurden allerlei Spielzeugraritäten angeboten. Die Veranstaltung der Firma Walter Eisenbahnen zog Sammler aus ganz Deutschland und Europa an.

Im Gewerbegebiet Leo West wimmelt es vor Eisenbahnen. Zahlreiche Lokomotiven reihen sich aneinander, zwischen ihnen Eisenbahnwagen in allen Farben und Ausführungen, viele Meter Gleis warten darauf, verlegt zu werden. Im Leonberger Gewerbegebiet entsteht aber nicht etwa ein neuer Bahnhof. Dafür sind die besagten Züge deutlich zu klein, es handelt sich nämlich um Modelleisenbahnen. Denn auf dem Gelände des Gewerbegebiets kamen am Samstag zur Eisenbahnbörse Leolok Fans von Spielzeugraritäten aus ganz Deutschland und anderen Ländern Europas zusammen.

Bereits zum zweiten Mal zog das Fachgeschäft Walter Eisenbahnen mit dieser Veranstaltung Liebhaber und Sammler nach Leonberg. 55 Händler boten im Gewerbegebiet unterschiedlichste Stücke zum Verkauf an. Ob Lokomotiven und Eisenbahnwagen der verschiedensten Baujahre und Ausführungen, Dampfmaschinen, Modellautos oder Zubehör für originalgetreue Bahnstrecken: Spielzeuge in allen Formen, antik oder moderner, reihten sich auf den Verkaufstischen.

Leolok übertrifft die Erwartungen der Walters

Und das kommt an bei den Eisenbahnfans. 623 Besucher stöberten am Samstag durch den Fundus der Händler. „Wir sind selbst fast erschlagen von diesem Erfolg“, sagt Hans-Willi Walter, der Chef von Walter Eisenbahnen. Schon als er und sein Sohn Till Walter im vergangenen Jahr zum ersten Mal die Eisenbahnbörse veranstalteten, sei diese erfolgreich gewesen, jetzt seien aber noch mehr Spielzeugliebhaber gekommen.

Hans-Willi Walter betreibt seit über 40 Jahren den Handel mit Spielzeugraritäten. Auf dem Betriebsgelände in Leo West versendet er diese an Sammler rund um den Globus, 2016 stieg sein Sohn mit ein. Ein Highlight in ihrem Schauraum – der eher an ein Spielzeugmuseum erinnert: Ein Möbelwagen der Firma Märklin aus dem Jahr 1904.

Die Sammlerszene vereint in Leonberg

Eine Eisenbahnbörse wie diese sei in der Umgebung einmalig, erzählt Till Walter. „Es gibt kaum noch Veranstaltungen, wo sich Händler für solche Ware treffen“, erläutert sein Vater Hans-Willi Walter. Dabei gehe es aber nicht darum, möglichst viele Raritäten zu verkaufen. „Wir wollen einfach die Sammlerszene zusammenbringen“, schildert er.

Das ist ihnen gelungen: Fast so geschäftig wie auf einem wirklichen Bahnhof geht es im Gewerbegebiet zu. Hier hat man es sichtlich mit langjährigen Experten zu tun, an den Ständen wird wie wild gefachsimpelt.

An einem der Verkaufstische hält ein Sammler, der seit 40 Jahren in der Szene ist, verschiedene Figuren aus der Zeit von 1910 bis 1915 an den Eingang eines Bahnhofsgebäudes. Dieses stammt aus den 1930er-Jahren, gekauft hat er es gerade bei den Walters. „Das ist ein Märklingebäude mit holländischer Aufschrift. Interessant ist die Sandsteindekoration. Sie ist gut erhalten, sonst ist sie oft abgeplatzt“, schildert er. Schließlich entscheidet er sich für drei Figuren.

Eisenbahnen sind für Sammler keine Spielerei

Hinter der Faszination für Eisenbahnen und altem Spielzeug steckt laut Hans-Willi Walter, dass sich viele Wünsche aus ihrer Kindheit erfüllen wollen. Für die Sammler auf der Leolok handelt es sich bei Eisenbahnen, Modellautos und Ähnlichem aber nicht um Spielereien. Sie betreiben die Sammelei sichtlich mit großer Passion und Ernst.

„Wenn man eine Eisenbahn kauft, muss man sie in die Hand nehmen und daran riechen“, erzählt ein Sammler aus der Region um Karlsruhe, und demonstriert das an seinem Stand an einem Eisenbahnwagen aus dem Jahr 1925. „Das ist ein sinnliches Erlebnis.“ Im Inneren des Wagens befinden sich Abteile, die handbemalt sind. „Das ist einfach toll, wie liebevoll das gemacht ist“, schwärmt der Verkäufer. Dieses Stück bietet er für 1300 Euro an– nicht gerade billig, so wie vieles auf der Eisenbahnbörse. Das soll aber keine Wertanlage sein, sondern Kapital für neue Exemplare in der eigenen Sammlung: Denn wie viele andere ist er nicht nur zum Verkaufen hier, sondern sucht selbst nach neuen Teilen.

Auch internationale Sammler zu Gast

Spielzeug und Eisenbahnen sind nicht nur eine Leidenschaft der Deutschen. „Europa ist der Kernmarkt unserer Firma, aber wir haben auch in Amerika und Südamerika viele Sammler und zum Beispiel auch Kunden in der Türkei“, erklärt Till Walter. Auch die Leolok hat Sammler aus anderen europäischen Ländern angezogen, genauer aus Spanien, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Belgien, der Schweiz und Österreich.

Der Niederländer Barry van der Waal hat sechseinhalb Stunden Fahrt auf sich genommen, um nach Leonberg zu kommen. Er begeistert sich für Zinnspielzeuge aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg. „Das ist die Kirsche auf der Torte, so etwas kann man heute nicht mehr kaufen.“ An seinem Stand verkauft er Modellautos in verschiedenen Größen und Ausführungen. Van der Waal fährt häufig zu Ausstellungen für alte Spielsachen in ganz Europa – in Leonberg ist er das erste Mal dabei. „Es ist sehr nett hier, es gibt einen guten Service, und das ist nicht überall so.“

Ein alter Bekannter aus Spanien

Aus Spanien ist ein alter Bekannter von Hans-Willi Walter angereist: Carlos Figueras ist Spielzeughändler in Barcelona. Er sei nicht nur wegen dem „Business“ hier, sondern auch aus Freundschaft. Figueras kennt den Firmenchef schon seit 30 Jahren und verkauft ab und an seine Ware an Walter Eisenbahnen. „ Die Börse ist interessant, weil der Markt in Spanien ganz anders ist “, schildert er. „Was die Sammler in Spanien nicht suchen, verkaufen wir hier und umgekehrt.“

Auch im nächsten Jahr will er wieder zur Leolok kommen – wenn sich das Gewerbegebiet wieder in einen Hotspot für Eisenbahnfans aus Nah und Fern verwandeln wird.