Philipp Förster (links) lässt Frankfurts Jesper Lindström nicht an den Ball kommen. Foto: imago/Sven Simon

Der Ex-VfB-Profi glänzt beim 3:0-Sieg des VfL Bochum gegen Eintracht Frankfurt – und geht mit Rückenwind in das anstehende Duell mit seinen früheren Teamkollegen aus Stuttgart.

Es sind 15 Minuten, in denen der Ball eigentlich gar nicht rollt. Dennoch hat in der Halbzeitpause schon der eine oder andere Trainer dem Spiel eine entscheidende Wendung verliehen. Durch Umstellungen, Auswechslungen oder neue Impulse.

Nun war es fraglos nur ein kleiner Hinweis, den Coach Thomas Letsch seinen Profis vom VfL Bochum in der Pause der Partie gegen Eintracht Frankfurt mit auf den Weg gab. Aber einer, den sich vor allem Philipp Förster ganz offenbar sehr zu Herzen nahm. „In der Halbzeit hat der Trainer gesagt, dass wir vielleicht einen Standard brauchen, um das Spiel zu gewinnen“, sagte Förster. Und machte sich nach dem Seitenwechsel bei jenen ruhenden Bällen mit größtmöglicher Konzentration ans Werk. Mit Erfolg.

Zwei Vorlagen, ein Tor – Förster überzeugt gegen die Eintracht

Zuerst bei einer Ecke, die er präzise auf den Kopf von Philipp Hofmann flankte – 1:0 für Bochum (71.). Dann bei einer Freistoßflanke, die er scharf vor das Frankfurter Tor brachte, sodass Evan N’Dicka den Ball unter Druck ins eigene Tor beförderte – 2:0 für Bochum (87.). Den Schlusspunkt setzte Förster schließlich selbst, als er in der Nachspielzeit aus rund 15 Metern ebenso sehenswert wie unhaltbar in das linke Lattenkreuz traf.

Der Jubel an der Castroper Straße war ob des fast schon vergessenen Glücksgefühls riesengroß: Im neunten Saisonspiel gelang der ersehnte erste Sieg. Dazu schossen die Bochumer gleich drei Tore in einer Partie – in den acht bisherigen Ligaspielen zusammen waren es gerade einmal fünf gewesen.

Zuletzt war Förster zweimal in Folge nicht zum Einsatz gekommen

So wurde die Heimpremiere des neuen Trainers Letsch zum Befreiungsschlag. Für den VfL Bochum, aber auch speziell für Philipp Förster. Nachdem der 27-Jährige im Sommer vom VfB Stuttgart für eine halbe Million Euro Ablöse zuzüglich Boni zum VfL gekommen war, lief es zunächst eher schleppend. Mal wurde Förster eingewechselt, mal ausgewechselt, restlos überzeugen konnte er nie. Zuletzt hatte er sogar zwei Spiele in Folge die kompletten 90 Minuten von der Bank verfolgen müssen.

Am Wochenende nutzte er nun die Gunst der Stunde, die ein Stück weit auch durch den coronabedingten Ausfall des etatmäßigen zentralen Mittelfeldspielers Kevin Stöger zustande gekommen war. „Die letzten Wochen waren für uns alle nicht einfach“, sagte Förster, der den Schlüssel zum überraschenden Erfolg gegen die Eintracht im leidenschaftlichen Auftreten sah: „Heute hat jeder für den anderen Gras gefressen. Ich glaube, das ist das, was wir brauchen, um am Ende zu bestehen.“

In Stuttgart erlebte Förster Höhen und Tiefen

Auf 53 Prozent gewonnene Zweikämpfe kam der VfL am Ende gegen den Champions-League-Teilnehmer aus Frankfurt, der ja ansonsten für gewöhnlich selbst physisch stark und wuchtig auftritt. Damit geht der Tabellenletzte mit Rückenwind in die Vorbereitung auf das Bundesliga-Duell mit dem VfB Stuttgart am kommenden Samstag (15.30 Uhr/Liveticker), das für Förster zu einer Reise in die eigene Vergangenheit wird.

Bereits in der Jugend hatte der gebürtige Kraichgauer das Trikot mit dem Brustring getragen, dann schließlich ein zweites Mal in den vergangenen drei Jahren. Anfangs lief es auch gar nicht schlecht: Nach seinem Wechsel vom SV Sandhausen im Sommer 2019 übernahm der bullige Mittelfeldakteur direkt einen zentralen Part und hatte mit 27-Startelf-Einsätzen unter den Trainern Tim Walter und Pellegrino Matarazzo einen signifikanten Anteil am direkten Wiederaufstieg der Stuttgarter.

Danach aber fand Förster, auch aufgrund verschiedener Verletzungen, nie wirklich seinen Rhythmus – und verlor seinen Stammspieler-Status. Unter dem Strich weist seine VfB-Bilanz neun Tore und acht Vorlagen in insgesamt 76 Ligaspielen aus. Allerdings waren immer mal wieder auch unglückliche und unbeholfen wirkende Aktionen dabei, die ihm im VfB-Umfeld einen nicht immer leichten Stand einbrachten.

Philipp Förster dürfte also fraglos besonders motiviert sein vor dem Wiedersehen mit seinen ehemaligen Teamkollegen. Und seinen Worten ist zu entnehmen, dass er und der VfL Bochum nach dem Auftritt gegen Frankfurt nachlegen wollen: „Wir haben heute ein richtiges Zeichen gesetzt, dass wir noch da sind.“ Der VfB kann sich also auf eine Menge Gegenwehr einstellen.