Rosely Schweizer bei der Preisverleihung in Berlin. Foto: /Franziska Krug (cf)

Die Unternehmerin und Politikerin Rosely Schweizer hat als erste Frau für ihr Lebenswerk den Deutschen Gründerpreis erhalten. Eine Frau mit vielen Talenten und einem großen Vorbild.

Große Auszeichnung für Rosely Schweizer: Die in Murrhardt lebende Unternehmerin und Politikerin wurde in Berlin mit dem Deutschen Gründerpreis für ihr Lebenswerk ausgezeichnet – als erste Frau überhaupt. „Rosely Schweizer gestaltet die Welt mit der Kraft, die ihr geschenkt ist, mit dem Mut, der eine Unternehmerin ausmacht und mit der Freiheit, für die sie kämpft“, so das Urteil der namhaft besetzten Auswahljury des Deutschen Gründerpreises. Sie habe sich in den mehr als 350 Unternehmen der Familie für fast 50 000 Mitarbeiter auf der ganzen Welt engagiert. „Sie sind ein Vorbild für Freiheit, Haltung und Verantwortung!“

„Stell dein Licht nicht unter den Scheffel“

Rosely Schweizer, die älteste Tochter des Unternehmers Rudolf-August Oetker, wird 1940 in Hamburg geboren und hat als junges Mädchen und junge Frau prägende Jahre bei ihrer Großmutter Käte Ahlmann in Rendsburg (Schleswig-Holstein) verbracht. Sie war tief beeindruckt von der Oma im hohen Norden, die eine Eisengießerei mit zeitweise rund 3000 Beschäftigten gelenkt hat. Sie vermittelte ihrer Enkelin ein Frauenbild, das in der Nachkriegszeit geradezu revolutionär war. „Der Mann soll mir nicht seinen Platz in der Straßenbahn anbieten, sondern einen Platz in seinem Aufsichtsrat“, so die Unternehmerin, in deren Namen Rosely Schweizer die Käte-Ahlmann-Stiftung für Mentoring mitgegründet hat. „Was du wirklich willst, das schaffst du auch“, so die Großmutter. „Und jetzt stell dein Licht nicht unter den Scheffel, da findet dich kein Mensch.“

Von traditionellen Rollenbildern ließ sich Rosely Schweizer nie einschränken. Gegen den Willen des Vaters schrieb sie sich für ein Wirtschaftsstudium in Innsbruck ein, wo sie ihren späteren Mann Folkart Schweizer kennenlernte. Der übernahm nach dem Studium den väterlichen Betrieb in Murrhardt, und sie zog selbstverständlich mit ihm dorthin: „Das war für mich ganz klar, ein Unternehmen geht immer vor.“ 1965 wird Hochzeit gefeiert, in den Jahren 1967, 1969 und 1972 kommen die Kinder Rudolf, Georg und Carolina zur Welt.

Mitglied der Oetker-Dynastie

Als Mitglied der Oetker-Dynastie gewann sie schon in jungen Jahren tiefe Einblicke in die Herausforderungen und Chancen von Familienunternehmen, daher war sie auch viele Jahre aktives Mitglied im Vorstand des Verbandes Deutscher Unternehmerinnen und ist heute dessen Ehrenvorsitzende.

Die Überzeugung, junge Unternehmerinnen und Unternehmer zu unterstützen, führte sie bereits zwei Jahre nach Gründung des Deutschen Gründerpreises in dessen Kuratorium, wo sie von 2007 bis 2018 als Mentorin fungierte. Ihre Aufgabe sah Rosely Schweizer vor allem darin, zu vermitteln. „Das Allerwichtigste waren die Gespräche“, sagt sie. Mit ihrem Hintergrund in der Oetker-Gruppe konnte sie den jungen Unternehmern den richtigen Ansprechpartner für jeden Bereich zur Verfügung stellen.

Die Grande Dame der CDU

Äußerst erfolgreich war sie auch in der Politik; von 1984 bis 2006 Mitglied des Gemeinderats von Murrhardt, 1987 in den Bundesvorstand des Wirtschaftsrates der CDU und 1995 zur Vorsitzenden des baden-württembergischen Landesverbands des Wirtschaftsrats gewählt. Von 1992 bis 2001 war sie Abgeordnete im Landtag von Baden-Württemberg, unter anderem wirtschaftspolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion und Ratgeberin für den damaligen Fraktionsvorsitzenden und späteren Ministerpräsidenten Günther Oettinger. Der Wirtschaftsrat der CDU verlieh ihr die Ludwig-Erhard-Medaille, zudem wurde sie mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Besonders wichtig ist ihr aber die Arbeit für den Deutschen Kinderschutzbund, wo sie seit 1976 auf Ortsebene im Vorstand tätig ist.