Der Aidlinger Gemeinderat diskutiert über die Einrichtung einer Ganztagsgrundschule. Die Meinungen gehen auseinander, aber der Beschluss fällt: Die Buchhalden-Grundschule soll Pilotprojekt werden.

Am Ende stand eine Entscheidung mit deutlicher Mehrheit. Lange und kontrovers diskutierte der Aidlinger Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung das Thema Ganztagsgrundschule. Der letztendliche Beschluss folgte nicht der Verwaltungsvorlage, die kommunale Betreuung wie bislang weiterzuführen, sondern die Buchhaldenschule, eine von zwei Grundschulen im Ort, als Pilotprojekt zur Ganztagsgrundschule auszubauen. „Wir wollen auf den Zug aufspringen und nicht die roten Lichter sehen“, begründete Grünen-Rat Frank Hagel sein Votum ganz im Sinne der anderen Befürworter.

Hintergrund aller Überlegungen ist der ab dem Jahr 2026 bestehende rechtliche Anspruch auf eine Ganztagesbetreuung in Grundschulen wie es ihn bereits im Kindergarten gibt. Die Gemeinde Aidlingen hat diesbezüglich bereits eine Umfrage unter den Eltern der derzeitigen Grundschulkinder und denen, die in den kommenden zwei Jahren eingeschult werden, durchgeführt. Das Ergebnis ist eindeutig: Fast 90 Prozent der Eltern haben ein Interesse an ganztägiger Betreuung. Weil aber zwei Drittel das derzeitige flexible Modell mit Kernzeit- und Hausaufgabenbetreuung gegenüber der verpflichtenden Ganztagsgrundschule favorisieren, gingen auch die Meinungen im Gemeinderat auseinander.

Entgegengesetzte Meinungen

„Für mich ist kein Handlungsbedarf“, erklärte CDU-Mann Thomas Rott vor dem Hintergrund der bereits existierenden Angebote und dem Zeitraum von über zwei Jahren. Bis dahin seien aufgrund steigender Bedarfe möglicherweise weitere Betreuungsplätze bereitzustellen. „Wir haben dringenden Handlungsbedarf“, hielt Frank Hagel auf der anderen Seite des Ratstisches dagegen, allein schon, weil bei einem ausgebauten Ganztagsangebot in jedem Fall sowohl an der Buchhalden- als auch an der Schallenbergschule neue Räumlichkeiten geschaffen werden müssen, deren Kosten Bürgermeister Ekkehard Fauth und Kämmerin Fiona Rennert aus dem Stand auf je rund zwei Millionen Euro pro Schule taxierten.

„Kernzeitbetreuung wird deutlich teurer“, stellte Fiona Rennert angesichts der hohen notwendigen Investitionen wenig prophetisch in den Raum. Weiterer finanzieller Aspekt für die Eltern sind damit sicher auch die Kosten für Kernzeit- und Hausaufgabenbetreuung. Die Ganztagsgrundschule als verlässliches Bildungsangebot des Landes hätte demgegenüber den Charme, dass für die verpflichtenden acht Stunden pro Tag keine Elternbeiträge anfallen würden, damit aber auch keine Einnahmen für die Gemeinde, die die Umbauten ohnehin zu stemmen hat.

„Die Lehrer sind schon jetzt überfordert“

Die beiden Schulleiterinnen positionieren sich klar gegen die Ganztagsschule. „Die Lehrer sind schon jetzt überfordert“, erklärte Buchhalden-Schulleiterin Alexandra Ziegler. Und auch Gitta Sonntag, ihre Kollegin von der Schallenberg-Grundschule, hielt ein leidenschaftliches Plädoyer gegen die Ganztagsgrundschule und für die bestehende Kernzeitbetreuung, die selbstverständlich auch vom Gemeinderat einhellig gelobt wurde und qualitativ gar nicht in Frage steht. Trotzdem boten beide eine enge Zusammenarbeit mit Verwaltung und Gemeinderat bei der Ausgestaltung der zukünftigen Grundschulform im Ort an. Einen Ball, den das Gremium gerne aufnahm. Ebenso wie Frank Hagel und die Grünen forderte auch Ralf Beicht von den Freien Wählern – trotz grundsätzlicher Bedenken beim Thema – angesichts des klammen Haushalts die Einrichtung eines gemeinsamen Ausschusses „wie beim Kindergarten“. „Bildung sollte kostenlos sein“, unterstrich Frank Hagel, aber nicht beide Schulen auf einmal zur Ganztagsgrundschule werden, wie es auch schon Fraktionskollege Kai Zweigart in die Debatte gebracht hatte. Ein entsprechendes Konzept solle jetzt forciert und zusammen mit der dafür favorisierten Buchhalden-Grundschule entwickelt werden. „Wenn wir es sauber machen, können wir eine gute Lösung hinkriegen“, fand Ralf Beicht ein versöhnliches Schlusswort.

Hinweis: Die Überschrift wurde von der Redaktion nachträglich in eine Frage umformuliert und damit abgeschwächt.

Die Berichterstattung über die mögliche Umwandlung der Buchhaldenschule zu einer Ganztagsgrundschule hat in Aidlingen Irritationen ausgelöst. Verwaltung und Gemeinderat haben um eine Klarstellung gebeten, die wie folgt lautet:

Über die Einrichtung von Ganztagsschulen entscheidet die obere Schulaufsichtsbehörde. Der Antrag des Schulträgers (die Gemeinde Aidlingen) auf Einrichtung einer Ganztagsschule bedarf der Zustimmung der Schulkonferenz sowie des pädagogischen Konzepts der Schule. Die Schulkonferenz besteht aus Lehrern, Schulleitung und Eltern. Der Gemeinderat hat Kenntnis von dem Umfrageergebnis der Eltern genommen und folgenden Beschluss gefasst: „Es wird ein Projektausschuss mit folgendem Auftrag gebildet: Erarbeitung eines Konzepts zur Umstellung hin zu einer Ganztagsschule ohne zeitliche Vorgabe. Priorisiert soll dieses Konzept für die Buchhaldenschule erstellt werden.“