EU-Kommissar Thierry Breton präsentiert den Data Act Foto: AFP/John Thys

Der Erfolg von US-Giganten wie Google, Apple oder Facebook beweist den Wert von personenbezogenen Informationen. Die EU-Kommission will mit dem Data Act klären, wem welche digitalen Daten gehören.

Brüssel - Daten sind im digitalen Zeitalter ein unermesslicher Schatz. Ihr Besitz verspricht Macht und Geld. Der Erfolg von US-Giganten wie Google, Apple oder Facebook beweist den Wert von personenbezogenen Informationen. Europäische Firmen haben diese Entwicklung zu lange unterschätzt und haben deshalb den Anschluss an die Branchenriesen verloren. Doch das soll sich nun bei den rasant steigenden Datenmengen ändern, die bei Behörden oder in privatwirtschaftlichen Bereichen gesammelt werden können, in denen auch deutsche Industrieunternehmen führend sind.

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Fairer Zugang zu Daten

Zu diesem Zweck präsentierte die EU-Kommission am Mittwoch in Brüssel den sogenannten Data Act. Der soll den fairen Zugang von Firmen, Privatpersonen und Behörden zu Daten regeln, die bei der Nutzung bestimmter Dienste und Geräte entstehen. Dabei kann es etwa um die Maschine eines großen Unternehmens gehen, aber auch um das eigene Auto oder die Spülmaschine in der heimischen Küche. Die Nutzung dieser Daten soll Innovationen in Bereichen wie der künstlichen Intelligenz voranbringen. Auch bei der Mobilität sind die Informationen für das autonome Fahren notwendig oder können zur Verbesserung des Nahverkehrs genutzt werden.

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Vor allem kleinere Firmen setzen ihre Hoffnung auf die EU, die ihnen den Zugang zu den Daten sichern soll. So möchten Handwerksbetriebe nicht zu Erfüllungsgehilfen von großen Konzernen degradiert werden. „Gerade für kleinere und mittlere Betriebe ist eine entsprechende Zugriffsmöglichkeit auf Daten eine entscheidende Voraussetzung, um in digitalen Märkten konkurrenzfähig zu sein“, unterstreicht Rainer Reichhold, Präsident des Baden-Württembergischen Handwerkstags. So müssten etwa freie Auto-Werkstätten, ebenso wie Vertragswerkstätten ein Recht auf Fahrzeugdaten haben, um ihren Service wie Inspektionen anbieten zu können.

Stuttgarter Prüfkonzern meldet sich zu Wort

Doch nicht nur unterschiedliche Unternehmensbereiche legen in Brüssel ihre Begehrlichkeiten an den Tag. Am Mittwoch meldeten sich auch der Stuttgarter Prüfkonzern Dekra und Polizeivertreter zu Wort. Es müsse der Zugriff für „hoheitliche Tätigkeiten“ wie die Unfallanalytik, Fahrzeugprüfung und Strafverfolgung möglich sein, heißt es in einer Erklärung unter anderem von Dekra und dem europäischen Verkehrspolizeinetzwerk Roadpol.

In den kommenden Monaten wird der Data Act noch im Europaparlament diskutiert und nachgeschärft.