Was wird aus den Frauenhausplänen im Kreis Böblingen? Foto: picture alliance/dpa/Maja Hitij

Der Landrat befürchtet, dass der Bundeszuschuss für das 5,6 Millionen-Projekt in Herrenberg ausbleibt. Jetzt hat er einen Brief an die Bundesfamilienministerin geschrieben.

Der Neubau eines Frauen- und Kinderschutzhauses im Kreis Böblingen ist offenbar gefährdet. Wie Landrat Roland Bernhard jetzt im Sozialausschuss des Kreistags mitteilte, steht immer noch die Förderzusage des Bundes aus. Diese sei notwendig, um das 5,6 Millionen-Euro-Projekt zu verwirklichen.

Bernhard informierte die Ausschussmitglieder, dass er einen Brief an Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) geschrieben habe, in dem er diese bitte, grünes Licht für dieses Projekt zu erteilen. Sorge bereite ihm, dass der Bund derzeit nur diejenigen Vorhaben fördere, die bis Ende 2024 fertig gestellt werden, erklärte der Landrat. Eine Vorgabe, die das geplante Frauenhaus des Landkreises nicht erfüllen können wird. Ursache dafür sei der Bund, der seit zwei Jahren prüfe, ob er dem Landkreis Fördermittel gewähren wolle. Der Landkreis, heißt es in einer Pressemitteilung der Kreisverwaltung, habe bereits im Mai 2021 eine entsprechende Förderanfrage gestellt. „Die auf Bundesseite entstandene Verzögerung haben wir nicht zu vertreten“, kritisierte der Landrat. Das Bundesfamilienministerium könne im Rahmen seiner Förderkompetenz die Weichen nun aber so stellen, dass die „Hängepartie“ ein Ende habe und der Landkreis ein „Licht am Horizont“ sehe.

Seit 2011 gibt es kein Frauenhaus im Kreis mehr

Dass der Landkreis dringend eine solche Einrichtung brauche, darüber sind sich Politik und Verwaltung einig. Seit 2011 gibt es im Landkreis kein Frauenhaus mehr. Damals schloss der Verein „Frauen helfen Frauen Kreis Böblingen“ sein autonomes Frauenhaus in Sindelfingen aus wirtschaftlichen Gründen. Im Frühjahr 2021 beschloss der Landkreis ein eigenes Frauenhaus zu bauen. Das Grundstück für eine Einrichtung mit 16 flexibel nutzbaren Wohneinheiten, in denen zwischen 16 und 25 Personen Schutz finden sollen, existiert in Herrenberg bereits. Auch ein Träger steht schon fest: Den Betrieb des Frauenhauses würde die Waldhaus Jugendhilfe Hildrizhausen in Zusammenarbeit mit „Frauen helfen Frauen Kreis Böblingen“ übernehmen.

Unterstützung vom Kreistag und den Abgeordneten

Von den Kreisräten erhielt der Landrat jetzt einhellige Unterstützung für seine Initiative. Auch die Bundestagsabgeordneten aus dem Landkreis sicherten ihre Unterstützung zu. Der Böblinger CDU-Abgeordnete Marc Biadacz stellte zu diesem Thema vor Kurzem eine Anfrage an das Familienministerium.

Es sei in vielen Fällen gelungen, eine Finanzierung von Vorhaben im Jahr 2025 zu ermöglichen, sodass auch solche Projekte bewilligt werden können, die nicht bis Ende 2024 fertiggestellt werden, hieß es in dem Antwortschreiben. Hinsichtlich des Böblinger Frauenhauses befinde sich das Ministerium derzeit in Absprache mit dem Land und den Verantwortlichen vor Ort.