Die Infektionszahlen steigen im Südwesten deutlich an. Foto: dpa/Bernd Weißbrod

Die Sonne strahlt und treibt den Menschen im Südwesten regelmäßig Schweißtropfen auf die Stirn. Dass zugleich aber auch die Corona-Infektionszahlen deutlich steigen, ist in diesem Sommer eine neue Entwicklung.

Der Sommer im Südwesten ist im vollen Gange. Das Thermometer steigt in die Höhe. Die Menschen treibt es seit Wochen ins Freie. m Doch anders als in den beiden Jahren zuvor ebbt die Zahl der Corona-Infektionen in den Sommermonaten dieses Jahr nicht ab. Auch Baden-Württemberg befinde sich mitten in der Sommerwelle, teilte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in Stuttgart am Freitag mit. Wie ist die Lage im Südwesten?

Wie entwickeln sich die Zahlen?

Die Kurve bei den Infektionszahlen geht wieder nach oben, bereits seit Ende Mai. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag zuletzt landesweit bei mehr als 800. Sie gibt an, wie viele Menschen sich innerhalb einer Woche und pro 100 000 Einwohner nachweislich infizierten. Der Wert bezieht sich aber nur auf Infektionen, die durch PCR-Tests bestätigt wurden. Das Gesundheitsministerium geht davon aus, dass die Dunkelziffer um ein vielfaches höher liegt.

Warum sind die Fallzahlen jetzt auch im Sommer so hoch?

Das liegt laut Experten zum einem an der mittlerweile vorherrschenden Omikron-Subvariante BA.5. Sie gilt als noch leichter übertragbar als vorige Varianten des Coronavirus. Zudem haben die Menschen wieder mehr Kontakte, es finden wieder Großverstaltungen statt und es wird weniger Maske getragen und getestet.

Wie macht sich das in den Kliniken bemerkbar?

Infektionen mit der Subvariante BA.5 verlaufen im Vergleich zur vorherigen Welle laut Gesundheitsministerium meist milder. Zugleich hat die Zahl der Intensivpatienten mit Covid-19-Erkrankung infolge einer Infektion durch die allgemein hohen Infektionszahlen wieder ein relativ hohes Niveau erreicht. Derzeit werden rund 130 Covid-Patientinnen und -Patienten auf Intensivstationen im Land behandelt. Auf den Normalstationen befanden sich zuletzt rund 1500 Menschen mit einer Corona-Infektion. Dabei wird nicht unterschieden, ob die Patienten mit oder wegen einer Infektion in Behandlung sind.

Gibt es denn überhaupt noch Corona-Maßnahmen?

Ja, wenn auch nur wenige. Im öffentlichen Personennahverkehr, aber auch in Arztpraxen, Kliniken sowie in Alten- und Pflegeheimen gilt weiterhin Maskenpflicht. Wer im Krankenhaus oder Pflegeheim arbeitet oder dort jemanden besuchen möchte, muss sich zudem testen lassen. Auch wenn das Thema Corona etwas aus dem öffentlichen Fokus geraten sei, blieben Eigenverantwortung und Selbstschutz wichtig, teilte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums mit.

Was ist, wenn ich mich infiziere?

Um weitere Ansteckungen zu verhindern, gilt weiter eine sogenannte Absonderungspflicht. Wer einen positiven Schnelltest oder PCR-Test hat, muss sich für mindestens fünf Tage zuhause isolieren. Sind Corona-Symptome mindestens zwei Tage nacheinander ausgeblieben, darf die Isolation nach den fünf Tagen enden - maximal dauert sie laut Landesverordnung zehn Tage.

Wie sieht es mit dem Testen aus?

Wer sich etwa vor einer Familienfeier oder einem Konzert testen lassen möchte, muss in der Regel drei Euro bezahlen. Bereits seit Ende Juni sind Schnelltests nicht mehr für alle kostenlos. Weiterhin nichts bezahlen muss dagegen, wer sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen kann. Wer nach einer Infektion einen Beleg braucht, dass er wieder negativ ist, muss auch nichts bezahlen.

Kommt die Impfkampagne im Sommer voran?

Eine Corona-Impfung gilt nach wie vor als bester Schutz vor einem schweren Verlauf. Derzeit beobachtet das Gesundheitsministerium laut einem Sprecher eine leichte Zunahme der Impfungen im Südwesten. Im Ortenaukreis wurde etwa wegen steigenden Bedarfs das Impfangebot ausgebaut. Dennoch bewege sich die Zunahme der Impfungen auf sehr niedrigem Niveau, so der Sprecher.

Das Ministerium ruft derzeit insbesondere Ältere zur zweiten Auffrischungsimpfung auf. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt den zweiten Booster vor allem Menschen über 70 Jahren sowie Bewohnern von Alten- und Pflegeheimen. Die Stiko berät derzeit noch über eine Empfehlung für den zweiten Booster für Menschen ab 60 Jahren. Unabhängig vom Alter ist eine vierte Impfung auch für Jüngere in Absprache etwa mit dem Hausarzt möglich. Durch die derzeit hohen Corona-Fallzahlen steigt auch die Wahrscheinlichkeit einer Infektion.