In Rutesheim steht das Cello ab Sonntag wieder im Mittelpunkt Foto: imago/Pond5 Images

Die Cello Akademie Rutesheim beginnt am Sonntag wieder. Der Krieg im Nahen Osten, gestiegene Kosten und weitere Probleme beschäftigen die Organisatoren.

Der Trend, dass sich vieles verändert, hält an, sagt Matthias Trück, Initiator, Geschäftsführer und Künstlerischer Leiter der Cello Akademie Rutesheim. Die Veranstaltung mit Meisterkursen, Konzerten und einer Musikmesse findet in diesem Jahr zum 14. Mal statt und beginnt am Sonntag, 29. Oktober. Das Abschlusskonzert der Studierenden steht am 4. November auf dem Programm.

„Die Studierenden, die an der Cello Akademie teilnehmen, werden jünger“, nennt Trück eine erste Veränderung. Dieses Mal seien noch mehr Asiaten dabei. Ihre Teilnahme sei wegen Corona ja zum Teil nicht möglich gewesen. Dieses Jahr gebe es andere Herausforderungen. So dürfen minderjährige Chinesen nur mit Begleitung anreisen, ist von Trück zu erfahren. Außerdem hätten zwei Israelis an der Cello Akademie teilnehmen sollen. Die seien jetzt eingezogen worden. „Es fällt mir schwer, mir vorzustellen, dass sie jetzt mit einer Waffe statt mit einem Cello unterwegs ist“, sagt Matthias Trück über die 18-jährige Israelin, die bei der Cello Akademie mitmachen wollte. Man merkt, dass es ihn beschäftigt. Kein Wunder, denn er lernt die jungen Menschen schon vor der Veranstaltung ganz gut kennen. Sie bewerben sich mit einem Video und ihren Lebensläufen. Zudem habe er bereits vorher monatelang Kontakt mit ihnen, sagt Trück, der selber Cellist ist.

Die Studierenden werden immer jünger

Unter den Teilnehmern ist in diesem Jahr ein Russe. Bei dem sei es eine „lange Zitterpartie“ gewesen, ob er ein Visum erhält, berichtet Matthias Trück. Doch es hat geklappt. Bei den Armeniern, die sich beworben haben, sei es wiederum das Geld, das für die Teilnahme fehle, weiß Trück. „So hatten wir dieses Jahr einige Problemfälle. Jedes Jahr kommen neue Herausforderungen hinzu. Wir müssen uns überlegen, wie wir es in Zukunft in den Griff kriegen“, betont er.

Denn wenn jemand ausfällt, hat das finanzielle Auswirkungen. Sie versuchten immer Ersatz zu finden, so Trück. Aber auch das ist nicht einfach. Denn viele Studierende bräuchten ein Visum. Und das dauere. Die Botschaft in Shanghai habe ihm beispielsweise erklärt, dass sie in Corona-Zeiten Personal abgebaut hätten. Deshalb gebe es Termine, um ein Visum von der Botschaft zu bekommen, vielleicht erst in drei Monaten. „Nicht das Visum ist das Problem, sondern der Termin“, betont Trück.

„Nicht das Visum ist das Problem, sondern der Termin“

Das Organisationsteam der Cello Akademie muss sich deshalb überlegen, wie es in Zukunft mit solchen Problemen umgeht. „Wir können nicht alles auffangen. Zumal ja sowieso alles teurer geworden ist“, sagt der Künstlerische Leiter. Während sich manches „schleichend über die Zeit“ verändert habe, seien die Kosten im Veranstaltungsbereich nach Corona explodiert. „Ein Tontechniker kostet jetzt das Dreifache im Vergleich zu den Zeiten vor Corona“, sagt er.

Zu alledem kommt hinzu, dass über die Jahre auch einige Sponsoren abgesprungen sind. In früheren Jahren hätten sie beispielsweise Mercedes als Sponsor gehabt, erzählt Matthias Trück. Der Autohersteller hätte ihnen auch Autos zur Verfügung gestellt. Jetzt habe er zwar bei anderen Autofirmen in der Umgebung wegen Fahrzeugen angefragt, habe aber nur Absagen bekommen. Immerhin hat die Stadt Rutesheim der Cello Akademie für dieses Jahr einen kleinen Bus zur Verfügung gestellt. Ansonsten geht der Fahrdienst nun über private Pkws.

Viele Sponsoren sind abgesprungen

Trotz der finanziellen Probleme sind die Ticketpreise nicht erhöht worden. Um mehr Geld zu haben, müssten also mehr Besucher in die Konzerte kommen, sagt Trück. Auf dem Programm stehen auch weiterhin zwei Kammermusikabende, das Orchesterkonzert mit den Dozentinnen und Dozenten, das Akademiekonzert, zwei Konzerte am 3. November mit dem Cello-Orchester Baden-Württemberg und Akademie-Ensembles, die sich aus ausgewählten Studierenden der Meisterkurse zusammensetzen, sowie das Abschlusskonzert. Matthias Trück freut sich, dass die Teilnehmer am Abschlusskonzert bereits feststehen. Man erlebe dabei einen Querschnitt der Studierenden. Auch beim Abschlusskonzert hätten die 12- bis 13-Jährigen den Vorzug bekommen. „Denn sie werden immer besser,“ stellt er fest.

Positiv entwickelt hat sich über die Jahre die Musikmesse. Sie ist dieses Jahr wieder im Gymnasium Rutesheim, der Eintritt ist frei. „Sie ist richtig groß geworden“, freut sich Matthias Trück. Sie findet am Montag, 30. Oktober, von 10 bis 19 Uhr bereits zum siebten Mal statt. „Über 20 Geigenbauer sind dabei“, sagt Trück stolz. Auch Saitenhersteller aus Wien und Dänemark haben sich angemeldet. Neben Instrumenten kann man dort Zubehör und Noten erwerben.

Alle Konzerte finden in der Halle Bühl 2 statt. Karten gibt es im Festivalbüro, das immer von 9 bis 18 Uhr geöffnet hat. Die Nummer der Ticket-Hotline ist 0 71 52 / 3 19 54 77. Online kann man Karten über www.cello-akademie-rutesheim.de buchen, wo sich auch weitere Infos finden.